Württembergische Landesbühne Esslingen mit Heinrich Manns "Untertan" im Bärensaal

Schramberg. Die Württembergische Landesbühne Esslingen gastiert am Mittwoch, 22. April, ab 20 Uhr mit dem Schauspiel "Der Untertan" nach Heinrich Mann in Schramberg im Bärensaal.

Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt. Diederich Heßling ist einer von vielen. Er weiß das. Und er will es nicht anders. Der Sohn eines Papierfabrikanten wird im kleinen Netzig groß und lernt schon als kleines Kind, auch Situationen unangenehmster Art zu seinem eigenen Vorteil umzumünzen. Zugleich unterwirft er sich lustvoll jeder Obrigkeit – ob Vater, Lehrer oder Offizier. Er wird Student im großen Berlin, das ihm eigentlich zu groß ist und Angst macht. Er schließt sich den Korpsstudenten an, Berlin wird überschaubar. Er dient, macht seinen Doktor. Warum, weiß niemand außer ihm. Denn ohnehin steht fest: Er wird die väterliche Fabrik übernehmen. Und natürlich heiraten. Zum Glück: reich. Der Hochzeit folgen Kinder. Alle Pflichten sind erfüllt. Und nun? Nichts. Und niemand, den das interessiert, weil es allen ähnlich geht. Diederich Heßling ist umgeben von anderen Diederich Heßlings, feigen Menschen ohne Zivilcourage, Mitläufern und Konformisten, die Obrigkeitshörigkeit mit eigener Macht verwechseln. Menschen, die Halt und Orientierung nur in Institutionen und vorgegebenen Strukturen finden, weil ihnen Mut und Fantasie fehlen, um außerhalb des Systems zu denken. Mit bissiger Ironie persifliert Heinrich Mann den Prototyp des deutschen Bürgers in der wilhelminischen Gesellschaft. Der heftig diskutierte Roman veranschaulicht, welche Geisteshaltung Deutschland in den verhängnisvollen Ersten Weltkrieg und später in den Nationalsozialismus trieb.

"Dieses Buch wurde im Juli 1914 vollendet“, schrieb Heinrich Mann im Vorwort seines "Untertans" – es hätte wohl auch hundert Jahre später geschrieben werden können. u Karten beim Bürgerservice Schramberg, Telefon 07422/ 2 92 15