Die Trachtenkapelle Obereschach sorgt mit ihren Auftritten für Feststimmung (oben). Die Glückwünsche der Stadt überbringt OB-Stellvertreter Udo Neudeck (rechts) an den Trachtenvereins-Vorsitzenden Karl-Heinz Steffan. Für einen Ohrenschmaus sorgt das Kuhglocken-Duo Anita und Maik. Vereinsringvorsitzender Hape Marte (rechts) überrascht Trachtenvereins-Vorsitzender Karl-Heinz Steffan mit einer kleinen Drehorgel, aus der ein Geburtstagsständchen erklingt (Mittlere Reihe von links). 80 Jahre und kein bisschen müde: Die Trachtenkapelle des Trachtenvereins Schramberg (unten). Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

90-Jahr-Feier beim Trachtenverein

Von Lothar Herzog

Schramberg-Sulgen. Gemäß der Redensart "Man muss die Feste feiern wie sie fallen", feierte der Trachtenverein Schramberg sein 90-jähriges Bestehen mit viel Musik und gemütlicher Kaffeestunde in der Festhalle Sulgen.

Nach der musikalischen Einstimmung durch die Trachtenkapelle Obereschach eröffnete Vorsitzender Karl-Heinz Steffan den Reigen der Festredner. 90 Jahre seien schon ein Grund zum Feiern. Dies geschehe in kleinem Rahmen, weil für die Organisation eines Trachtenfestes zwei Jahre Vorbereitungszeit und mindestens 10 000 Euro erforderlich seien. Hierzu sei der Verein weder personell noch finanziell in der Lage. Ob der Trachtenverein auch das 100-jährige Bestehen noch feiere, daran glaube man selber nicht so recht, räumte der Vorsitzende ein.

Natürlich wolle sich der Verein an so einem Tag auch vorstellen. Allerdings habe die eigene Kapelle schon 80 Jahre auf dem Buckel und bei der Tanzgruppe reiche es höchstens noch zum Schunkeln. Eine Festrede habe er geschrieben, die er aber nicht vorlesen wolle und zur Abholung ausgelegt sei. Denn das Feiern soll nicht zu kurz kommen, übergab Steffan das Wort an Oberbürgermeister-Stellvertreter Udo Neudeck. Dieser machte dem Trachtenverein Mut, auch in zehn Jahren noch in Feierlaune zu sein. Neudeck erinnerte an die Maiwanderung des Schramberger Elferrats auf den Schlossberg und folgerte: "Wer die durstigen und trinkfesten Elferräte beim Hockenbleiben um Stunden mit schönen Mailiedern überdauert, der hat so eine Kondition, dass er weit über hundert wird". Der Erhalt und die Pflege des Brauchtums, des Volkstanzes und -liedes, der Mundart und der Schwarzwälder Tracht seien Aufgaben, denen sich Trachtenvereine verpflichtet fühlten. Und sie seien ihrer Zeit manchmal voraus, wie die Gründung des Trachtengaus am 6. Januar 1951 in Schramberg beweise. Da seien Landesgrenzen bereits vor der Entstehung von Baden-Württemberg im April 1952 überwunden worden.

Der Trachtenverein habe in neun Jahrzehnten aktiv das Gemeinschaftsleben in Schramberg mitgestaltet und bereichert. Vom Heimatfest bei den Heimattagen Baden-Württemberg im Jahr 2000 werde heute noch geschwärmt. Der Name Karl-Heinz Steffan sei mit dem Trachtenverein Schramberg und umgekehrt fest verbunden. Seit 44 Jahren stehe er an der Spitze und habe den Verein geprägt wie kein anderer. Für dieses ehrenamtliche Engagement danke er ganz herzlich, so der OB-Vertreter.

Vereinsringvorsitzender Hans-Peter Marte sagte, Vereinsarbeit werde den Akteuren in heutiger Zeit nicht immer leicht gemacht. Der Dank gelte deshalb den Gründern und Idealisten, die diese lange Zeit ermöglichten, hob Marte hervor. Marcus Frank, Vorstandsmitglied des Trachtengaus Schwarzwald, würdigte den Jubelverein für die geleistete Arbeit im Verband, dessen Wiege in Schramberg liege. Den heutigen Tag sehe er zum Luftholen für den 100. Geburtstag. Er habe Steffan als jemanden kennen und schätzen gelernt, der niemals aufgebe, wusste Frank. Weitere Glückwünsche überbrachten Franz Rapp als Vorsitzender des Stadtverbands für Kultur und Peter Renz als persönlicher Freund des Trachten- chefs. Trotz ihrer 80 Jahre ließ die Trachtenkapelle des Geburtstagskindes keine Müdigkeit aufkommen und servierte Polkas und Märsche. Für einen Klanggenuss und Ohrenschmaus der besonderen Art sorgten die beiden Auftritte des Glockenduos "Anita & Maik". Bei bekannten Volksliedern wie "Der Mai ist gekommen" oder den "Erinnerungen" von Volksmusiklegende Slavko Avsenik brachten sie über 50 Kuhglocken unterschiedlichster Größen zum Einsatz und zauberten eine stimmungsvolle Atmosphäre in die Festhalle. Für die Bewirtung sorgten die Narrenzunft sowie der Obst- und Gartenbauverein Sulgen.