Das Gastronomenpaar Evelyn Wöhrle und David Bornmann vor ihrem "Löwen". Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Gastronomie: Evelyn Wöhrle und David Bornmann führen den Traditionsgasthof in sechster Generation

Evelyn Wöhrle tritt im "Löwen" das Erbe ihrer Familie an. Nachdem der Gasthof drei Jahrzehnte lang verpachtet worden war, eröffnet die gelernte Hotelfachfrau zusammen mit ihrem Partner das Traditionshaus neu.

Schramberg-Tennenbronn. Von Kindesbeinen an arbeitete Evelyn Wöhrle konsequent an ihrem Traum, einmal selbst den "Löwen" zu führen. Jetzt ist sie am Ziel: Sie ist Chefin des imposanten Gasthofes in der Tennenbronner Ortsmitte.

Mit gesundem Selbstvertrauen, internationaler Erfahrung, tiefer Heimatverbundenheit und vor allem mit ihrem ganz persönlichen "Lottogewinn", wie sie ihren Partner liebevoll bezeichnet, an der Seite öffnet sie am kommenden Montag offiziell die Türen des "Löwen". Der "Lottogewinn" heißt David Bornmann und ist nicht nur der Mann an ihrer Seite, sondern auch Koch. "Ein ziemlich guter sogar. Besser hätte ich es nicht erwischen können", meint die gebürtige Tennenbronnerin charmant. Das Paar hat sich bei der Arbeit in Zürich kennengelernt. Bornmann war dort in einem Hotel Küchenchef. Und nachdem es zwischen den beiden "gefunkt" hatte, träumten sie fortan gemeinsam vom "Löwen". "Uns war klar, dass das Haus Potenzial hat."

Der hat in den vergangenen drei Jahrzehnten einige Pächter erlebt. "Dies aus der Ferne zu beobachten, fiel nicht immer leicht", erzählt die Tennenbronnerin. Nach ihrer Realschulzeit in St. Georgen und ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hochschwarzwald, sammelte sie Erfahrungen im In- und Ausland. "Ich wollte möglichst viele Betriebe durchlaufen, um Erfahrungen zu sammeln." Einen kurzen Zwischenstopp gab es in einem Restaurant auf dem Fohrenbühl, "als mich mal das Heimweh plagte". Um für die "Mission Löwen" gewappnet zu sein, ließ sie sich in der Schweiz noch zur "Bereichsleiterin Restauration" ausbilden. "Das ist dort die höchste praktische Prüfung."

2010 zog es Wöhrle, Jahrgang 1987, nach Zürich, dort arbeitete sie dann bis Ende vergangenen Jahres. Seither steckt sie ihre ganze Energie zusammen mit David Bornmann, der fünf Jahr älter ist, in den "Löwen". Schließlich stand das Haus zwei Jahre lang leer, da hatte sich einiges angestaut. "Wir haben alles saniert, frisch gestrichen, die Küche komplett überholt, Zimmer hergerichtet", erzählt das Paar. In der Pächterwohnung im oberen Geschoss wohnen sie selbst. Mit unterm Dach sind auch fünf Gästezimmer und eine Ferienwohnung. Die Zimmer hatten sie in den vergangenen Tagen bereits vermietet. Auch eine Hochzeit wurde bereits im neuen "Löwen" gefeiert, Senioren bestellten am Stammtisch ihr erstes Bier – vier regionale Sorten stehen zur Wahl. "Wer bei uns reinschaut, bekommt natürlich auch schon was." Diese "leise Eröffnungszeit" sieht das Paar auch als persönliche Testphase. "So können wir schauen, wo es noch klemmt, an was wir noch arbeiten müssen."

Ab kommenden Montag hat das Landgasthaus dann offiziell geöffnet. David Bornmann, der aus Berlin stammt, beschreibt seine Küche als "kräftig, deftig und fein". Er kauft selbst im Großmarkt ein, verwendet ausschließlich regionale Produkte und arbeitet mit den Geschäften im Ort zusammen. Schwarzwälder Spezialitäten aus der Wurstküche und Backwaren bekommt das Paar gleich ums Eck. Auch mit heimischen Jägern, die ihnen Wild liefern werden, sind sie bereits im Gespräch.

Bereits erste Reservierungen für Weihnachten

Ihr Landgasthaus soll allen offenstehen, deshalb werden auch Kaffee und Kuchen angeboten – bei warmen Wetter gerne auf der Terrasse. Als Tennenbronnerin weiß Evelyn Wöhrle, dass ein Café in der Dorfmitte, das auch sonn- und feiertags geöffnet ist, oft vermisst wird.

Im Außenbereich finden rund 60 Personen Platz, im Innenbereich nochmals 100. "Für Feste können wir bis zu 120 Personen erweitern", so Evelyn Wöhrle, die die sechste Generation vertritt und den "Löwen" wieder im alten Glanz erstrahlen lassen möchte.

Im Dorf seien sie herzlich empfangen – und offensichtlich bereits heiß erwartet worden. "Wir haben schon jetzt Reservierungen für Weihnachten", freut sich das Wirte-paar.

  Im "Löwen" gibt’s von 11.30 bis 23 Uhr durchgehend warme Küche, eine kleine Karte steht zwischen 14 und 18 Uhr und ab 21.30 Uhr bereit. Mittwochs ist Ruhetag.

In den Jahren 1917 und 1918 wurde der heutige "Löwen" erbaut. Auch der alte "Löwen" stand bereits an dieser Stelle. Das 100-jährige Bestehen wollen Evelyn Wöhrle und David Bornmann im kommenden Jahr gebührend feiern. Wie in historischen Aufzeichnungen zu finden ist, waren die "Löwen"-Wirte immer evangelisch. Auch diese Tradition, heute nicht mehr so bedeutsam wie früher, wird mit Evelyn Wöhrle weitergeführt.