Alfons Kuhner (1897 bis 1980), Schreinermeister und Fotograf in der Uhrenfabrik Junghans sowie Fritz Arnold (1899 bis 1972), Bürgermeister der Stadt Schramberg von 1936 bis 1945. Fotos: Stadtarchiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Erinnerung an Widerstand am Ende des Zweiten Weltkrieges zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Von Carsten Kohlmann

Schramberg. Am internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wird die Große Kreisstadt Schramberg am Dienstag, 27. Januar, mit einer Feier an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren erinnern.

Die Kommunikationsdesignerin Monica Jayapribadi hat zu diesem Thema für das Stadtarchiv eine Bild-Ton-Animation gestaltet. Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde 1996 von Bundespräsident Roman Herzog in Deutschland eingeführt und 2005 auch von den Vereinten Nationen als internationaler Gedenktag übernommen.

Der Gedenktag erinnert an den 27. Januar 1945, an dem das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde, in dem über eine Million Menschen ermordet worden sind. Der Name dieser Todesfabrik steht seitdem symbolisch für die systematische Verfolgung und Vernichtung von Menschen, die in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft getötet wurden.

ÜberparteilicheKooperation

Die Große Kreisstadt Schramberg hat bereits 1997 als eine der ersten Städte des Landes Baden-Württemberg den Aufruf von Bundespräsident Roman Herzog aufgegriffen und erinnert seitdem in Kooperation mit der überparteilichen Organisation "Gegen Vergessen – Für Demokratie" mit einer Gedenkfeier und einer anschließenden Vortragsveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus.

Bei der Aufklärung der einzelnen Schicksale konnten in mittlerweile 18 Jahren Forschungs- und Erinnerungsarbeit große Fortschritte erreicht werden.

In diesem Jahr steht die Erinnerung an den Widerstand am Ende des Zweiten Weltkrieges im Mittelpunkt des Gedenktages. Zu diesem Thema kann eine bisher unbekannte Quelle in einer modernen Präsentation der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

2011 wurde dem Stadtarchiv Schramberg von Gymnasialprofessor Peter Lerch (1931 bis 2013) ein Tonband aus dem Jahr 1975 übergeben, auf dem Friedrich Kieninger (1903 bis 1986) und Alfons Kuhner (1897 bis 1980) erzählen, wie sie sich am 20. April 1945 dem Befehl zur Verteidigung der Stadt Schramberg widersetzt haben.

DramatischeAuseinandersetzung

Die beiden Männer gehörten dem so genannten Volkssturm an, der am 18. Oktober 1944 als "letztes Aufgebot" aller "waffenfähigen Männer von 16 bis 60 Jahren" aufgestellt worden war. Zur Verteidigung der Stadt Schramberg gegen die in Südwestdeutschland einmarschierenden Franzosen wurden an den Zufahrtsstraßen Panzersperren und zum Teil auch Sprengladungen vorbereitet.

Um die Schließung der Panzersperren gab es – insbesondere am Kühlloch an der Straße zwischen Schramberg und Sulgen – dramatische Auseinandersetzungen. Bürgermeister Fritz Arnold (1899 bis 1972) wollte dabei Alfons Kuhner erschießen.

Die 1975 auf Tonband gesprochenen Erinnerungen von Friedrich Kieninger und Alfons Kuhner vermitteln einen sehr authentischen Eindruck von diesen schicksalhaften Stunden.

Eine Urenkelin von Alfons Kuhner, die Kommunikationsdesignerin Monica Jayapribadi aus Stuttgart, hat aus diesen Ton- und anderen Zeitdokumenten für das Stadtarchiv Schramberg zum diesjährigen Gedenktag eine moderne Bild-Ton-Animation gestaltet.

Bericht zum aktuellenForschungsstand

Die Gedenkfeier beginnt am Dienstag, 27. Januar, um 18.30 Uhr mit einer Gedenkrede und Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Thomas Herzog am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus bei der Realschule am Mühlegraben.

Um 19 Uhr wird im Lese-Café der Mediathek die Bild-Ton-Animation von Monica Jayapribadi gezeigt. Stadtarchivar Carsten Kohlmann wird zunächst in das Thema "Widerstand am Ende des Zweiten Weltkrieges" mit einem Bericht über den aktuellen Forschungsstand einführen. Rita Neziri aus Stuttgart, Enkelin von Alfons Kuhner und Mutter von Monica Jayapribadi, wird in einem Nachwort persönliche Gedanken vortragen.

Die Große Kreisstadt Schramberg lädt zu dieser Gedenkfeier alle interessierten Bürger, ganz besonders aber die Lehrer und alle Schüler, ein. Der Eintritt ist frei. Die Besucher können bei dieser Gelegenheit auch die aktuelle Zeitschrift "Gedenkstätten-Rundschau" mit einem Aufsatz über das Thema der Gedenkfeier im letzten Jahr und die vor kurzem erschienene Broschüre "Aufrecht und mutig!" der Seniorenunion des CDU-Kreisverbandes Rottweil über Frauenschicksale in der Zeit des Nationalsozialismus erhalten.