Die Zeitzeugen mit Carsten Kohlmann (von links): Alfred Flaig, Elmar Fricker, Carsten Kohlmann, Siegfried Hummel, Alfons Miller und Franz Sauter. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte der Flakhelfer / Vortrag über Luftverteidigung der Industriestadt Schramberg

Schramberg (cp). Für seinen Vortrag über die Luftverteidigung der Industriestadt Schramberg im Zweiten Weltkrieg hatte Historiker und Stadtarchivar Carsten Kohlmann jeweils 15 Frauen und Männer zur damaligen Zeit befragt. Von den Zeitzeugen waren Alfred Flaig, Elmar Fricker, Siegfried Hummel, Alfons Miller und Franz Sauter in der Versammlung des Museums- und Geschichtsvereins anwesend. Einige waren auf gezeigten Bildern zu sehen.

In dem von Ernst Huber 2013 verfassten Buch „Die Flakhelfer. Eine gebrochene Generation“ ist von der „Flakhelfer-Generation“ die Rede (Flak: Flugabwehrkanone). Prominente Flakhelfer sind Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.), Günter Grass, Hans-Dietrich Genscher, Manfred Rommel und Erhard Eppler sowie Martin Walser.

Kohlmann selbst wuchs ohne Großeltern auf. Daher berührten ihn die Begegnungen mit ehemaligen Flakhelfernbesonders. Sie wurden für ihn zu guten persönlichen Freunden und Vorbildern. Äußerst umfangreich sind die Kriegschroniken des Mitarbeiters und späteren Geschäftsstellenleiters des Schwarzwälder Boten, Karl Grüner. Die Aufzeichnungen reichen von den aktuellen Kriegsereignissen bis hin zu den Wetterverhältnissen in Schramberg.

Von Grüner stammt auch der Begriff vom "Eisernen Ring um Schramberg". Stellungen für Flak-Geschütze befanden sich im damals gerade eingemeindeten Stadtteil Sulgen auf dem Lienberg und auf der Oberreute. Ab 1. September 1939 musste die Stadt verdunkelt werden. Der erste Luftalarm war am 25. September. Am 15. Oktober war das erste Feindflugzeug in der Nacht über Schramberg zu sehen. Mindestens 15 bis 20 Luftschutzbunker gab es in der Stadt. Kohlmann verdankt all diese Angaben den Aufzeichnungen Grüners.

Ende 1942 bestanden über 700 schwere und 400 leichte und mittlere Flak-Batterien im Deutschen Reich. Am 7. Januar 1943 wurden laut Adolf Hitler die Geburtsjahrgänge 1926 und 1927 zum heimatnahen Einsatz einberufen. Zunächst waren dies Ober- und Mittelschüler, später auch Lehrlinge. Insgesamt gab es etwa 200 000 Luftwaffenhelfer bis zum Kriegsende.

Die strenge Grundausbildung der ersten Luftwaffenhelfer in Schramberg begann im Juli 1943 und dauerte sechs bis acht Wochen. Auf dem Schlossberg befanden sich zwölf Geschütze mit jeweils 30 Luftwaffenhelfern. Jeder Flakhelfer musste alle Positionen ausüben können. Die Flakhelfer mit der längsten Dienstzeit waren aber die "Platzhirsche" und beanspruchten die sitzenden Positionen. Jeweils die Hälfte der Flakhelfer hatte am Morgen oder am Nachmittag Unterricht. Verpflegt wurden alle von der ersten Kantine der Heimatflak in Schramberg.

Dem Zeitzeugen Franz Sauter ist ein Ulkspruch in Erinnerung geblieben: "Das Herz einer Frau, der Magen einer Sau, der Inhalt einer Leberwurst, bleiben ewig unerforscht."

Am 18. März 1944 war erstmals ein Tagangriff der US-Air Force im Luftraum über Schramberg zu beobachten. Beim Rückflug aus Friedrichshafen wurden mehrere Flugzeuge abgeschossen. Auf einem Foto vom eiskalten Winter im Januar 1945 waren die jungen Männer Georg Holderried und Kurt Staiger in uralten, gebrauchten und schweren Wachmänteln zu sehen. Diese durften nur in der Stellung getragen werden. Der Krieg in Schramberg endete am 20. April 1945.