Gemeinsame Werte führen trotz ethnischer Unterschiede zusammen / Cem Özdemirs Ziel: "Alle sind Inländer"

Schramberg (czh). "Werte bringen uns zusammen, unabhängig von ethnischen Besonderheiten", beantwortete Cem Özdemir die Frage nach Wegen zur Integration beim Forum Schloss.

Der Bundespolitiker und Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen fand sich "Zwischen zwei Welten" vor vielen Menschen unterschiedlicher Nationen in Schramberg. Angesichts voll besetzter Ränge bis auf die oberen Treppenstufen stellte Oberbürgermeister Thomas Herzog erfreut fest, es sei "ganz schön was los" zum Thema Zusammenleben in der Stadt.

In der 50-jährigen Geschichte von Gastarbeitern sah Cem Özdemir einige verpasste Gelegenheiten zur Integration der angeworbenen ausländischen Arbeiter. Dabei hätte man ihnen einfach danken können, "dass ihr mit angepackt habt". Auch bei der Wiedervereinigung hätte man die Migranten mitnehmen können, denn in beiden Hälften Deutschlands gab es Gastarbeiter oder "Leute aus Brüderstaaten". Alle lebten in einer gemeinsamen Gesellschaft mit einer "Pluralisierung der Lebensstile" und müssten die Probleme gemeinsam lösen. Es sei klar, dass dies auf dem Boden der Verfassung geschehen müsse, unabhängig von religiösen Anschauungen. Es werde auch der Sache nicht gerecht, kriminelle Taten von Ausländern zu einem religiösen Problem von Muslimen zu erklären. Stattdessen müsse sich jeder unabhängig von seiner ethnischen Herkunft in seiner Gemeinde einbringen und am Alltagsleben teilhaben. Dazu gehörten die Orientierung an einem gemeinsamen Wertesystem, die Kenntnis der Sprache, möglichst auch der Muttersprache und die Möglichkeit der Einbürgerung. Das wichtigste Mittel zur Integration sei ein guter Zugang zu Bildung und Abschlüssen. "Jedes Kind muss seiner Begabung entsprechend bestmöglich gefördert werden", forderte der Bundestagsabgeordnete unter lautem Beifall der Zuhörer. "Wir brauchen dringend eine andere Bildungspolitik", allein um dem Fachkräftemangel entgegen zu treten. Die Ganztagesschule mit einem in der Mensa gekochten Mittagessen mit Erzeugnissen aus der Region sei der richtige Weg, den nicht allein die Länder, sondern auch der Bund mitfinanzieren müsse. So könne man die Aufstiegsmöglichkeiten der Kinder vom Geldbeutel der Eltern abkoppeln und ihnen Perspektiven bieten.

Als "Türke mit Migrationshintergrund" fühle er sich benachteiligt, monierte ein in Deutschland geborener Zuhörer. Es gebe noch keine bessere Bezeichnung für Menschen, deren Eltern aus dem Ausland zugewandert seien, räumte Cem Özdemir ein, aber "das Ziel muss sein, wir sind alle Inländer".