Seine klaren Ansagen zur Interessenlage in der Krankenhaus-Landschaft des Kreises wurden Martin Maurer teilweise übelgenommen. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Auch das Schramberger Kreisratsmitglied und CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Maurer fühlt sich hintergangen.

Schramberg - Da geht es dem Schramberger Kreisratsmitglied und CDU-Fraktionsvorsitzenden Martin Maurer gleich wie Landrat Wolf-Rüdiger Michel: Er fühlt sich vor dem Hintergrund, dass der Oberndorfer Gemeinderat bereits im März ein Gutachten zu den Zukunftsperspektiven des Oberndorfer Hauses in Auftrag gegeben hat, "hintergangen".

Seltsam findet es Maurer auch, dass der Oberndorfer Bürgermeister Hermann Acker noch vor zwei Wochen auf eine schnelle Abstimmung gedrängt habe. "Wir werden zunächst überlegen und nachdenken – und dann wird es eine Besprechung hinsichtlich des weiteren Vorgehens geben", sagte Maurer gestern.

Nicht verstehen kann Maurer, dass man gerade ihm Egoismus vorwerfe – und das auch noch von denjenigen, die selbst egoistisch handelten. Er habe sich immer für die Angelegenheiten des gesamten Landkreises eingesetzt, betont Maurer. Bei den Helios-Befürwortern hätten nur "Gier und Zahlen" eine Rolle gespielt. Eine eigene Lösung hätte Oberndorf darüber hinaus schon immer haben können. Und was eigentlich gewollt wurde, die kommunale Lösung, die wolle man jetzt nicht mehr.

Während es sich in Oberndorf lediglich ums Geld drehe, gehe es in Schramberg ums Existenzielle machte Maurer deutlich. Darüber hinaus habe er sich immer um eine Gesamtlösung im Kreis bemüht und nicht um eine Einzellösung für Schramberg, betonte er.

Aber es müsse auch klar sein, dass man, und da spielte er auf seine emotionale Rede vor dem Kreistag an, anders aufgewühlt sei, wenn es darum gehe, dass ein Standort komplett geschlossen werden soll und dann über 360 Mitarbeiter plötzlich auf der Straße säßen. Würde ein Oberndorfer Industriebetrieb gleiches verkünden, dann hätte dies auch dort einen Aufschrei, nicht in nur der Bevölkerung gegeben, ist sich Maurer sicher.

Von Edgar Reutter Schramberg. Nachdem Oberndorf am Dienstag (überraschend?) aus dem kommunalen Kreis-Krankenhauskonzept ausgestiegen ist, gibt es höchst verwunderte Reaktionen über die teils harsche Kritik vom oberen Neckar am Verhalten der Fünftälerstadt.Auch Oberbürgermeister Herbert O. Zinell hat sich mit dem Ergebnis der dortigen Gemeinderats-Sitzung auseinander gesetzt und äußerte sein Befremden über die Begleitmusik zum Beschluss Oberndorfs, weiterhin selbstständig zu bleiben. Die inhaltliche Entscheidung, so sagte Zinell dieser Zeitung, habe er nicht zu bewerten. Das Oberndorfer Krankenhaus gehöre der Stadt Oberndorf. Somit könne die Stadt mit ihrem Krankenhaus tun und lassen, was sie will.

Zinell schloss sich jedoch der Auffassung des Landrats an, dass sich der Kreistag und die Gesundheitszentren GmbH jetzt ausschließlich auf die Zukunft der Krankenhäuser in Rottweil und Schramberg konzentrieren sollten.

Überraschend sei der Zeitpunkt der Entscheidung in Oberndorf. In Kenntnis dieser Entwicklung hätte man sich manche Stunde an Diskussionen sparen können, meinte Zinell.

Überraschend sei auch die Ablehnung des Konzepts "Solidaris 2" als kommunale Lösung mit dem Hinweis auf die steigende Kreisumlage. Dieses Konzept sei von den Oberndorfer Mitgliedern des Kreisrats bislang als solches nicht in Frage gestellt worden. Die Auswirkungen auf den Kreishaushalt seien gegenüber dem Zeitpunkt vor dem Bieterwettbewerb die gleichen geblieben. Damit seien einzelne Äußerungen im Gemeinderat von Oberndorf zu diesem Thema unverständlich.

Überraschend empfand der Oberbürgermeister auch die harsche Kritik an der Schram-berger "Task Force Gesundheitswesen". Bei dieser handle es sich um eine Arbeitsgruppe interessierter Bürger, die sich mit der Gesundheitsversorgung in Schramberg in erster Linie durch niedergelassene Ärzte, aber, bedingt durch die aktuellen Entwicklungen, natürlich  auch  durch  die  Krankenhäuser, beschäftige. Weder von Mitgliedern dieser Gruppe noch von Vertretern der Stadt sei jemals der Krankenhaus-Standort Oberndorf in Frage gestellt worden. "Ganz im Gegenteil: Es wurde immer anerkannt, dass Oberndorf im Gegensatz zu den Gesundheitszentren des Landkreises seine Hausaufgaben in Sachen Krankenhaus besser erledigt hat", erklärte Zinell. Die Befürchtung, dass die "Task Force" irgend jemanden im Kreis etwas diktieren könne, sei völlig neben der Realität. Dass die Schramberger natürlich ihre Interessen wahrgenommen haben, dürfe niemand überraschen. Er, so Zinell, appelliere, allen verständlichen Emotionen zum Trotz, an alle, dieses wichtige Sachthema auch sachlich zu behandeln. Ungeachtet der unterschiedlichen Interessen in einzelnen Bereichen müsse man auch künftig im Kreis Rottweil gut zusammenarbeiten. Dies sei bislang auch mit Oberndorf und mit Bürgermeister Hermann Acker der Fall gewesen.

Zinell würde es bedauern, wenn jüngste Äußerungen in unterschiedlichen Gremien die zarten Ansätze weiterer interkommunaler Zusammenarbeit gefährden.