Lenkt den Gang der Dinge: Susanne Ließegang (links) und Marianne Hopf. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Künstlergespräch: Marianne Hopf lässt im Schloss die Zuhörer über ihre großformatigen Bilder sinnieren

Schramberg. Ja, es war ein lockeres Gespräch, das Künstlergespräch mit Marianne Hopf über und mitten unter ihren Bildern in der aktuellen Ausstellung von Podium Kunst im Schloss Schramberg.

Aber: Es war kein Gespräch mit ganz zufälligem Verlauf. Nicht die Zuhörer, sondern die Kunsthistorikerin Susanne Ließegang stellte die Fragen und sie gab Anregungen, wie die Bilder zu betrachten seien. Das Bild Nr. 1 ist wohl ein Schlüsselbild, zumindest für die neueren Werke der Künstlerin, die heute in Lahr lebt. Über der dunkelblauen Ahnung einer bergigen Landschaft "ohne Leerstelle und Stillstand, voller Dynamik" sah ein Zuhörer ein flirrendes Polarlicht.

Das Erlebnis von Polarlichtern bei einem Besuch in Island habe sie tief beeindruckt, erzählte Marianne Hopf. Das physikalisch erklärbare Phänomen sei für sie ein Beispiel für die Dynamik von Veränderungen. Zusätzlich habe sie durch ihre kindlichen Erfahrungen beim Segelflug mit ihrem Vater erlebt, wie sich Horizonte verschieben und dass der Himmel nicht immer blau sei. Das Erkennen mehrerer Horizonte in ihren Bildern setze den Betrachter in Bewegung durch Verschieben der Standorte. Sie komponiere Landschaften aus Versatzstücken ihrer Erinnerung, verändere und verwische eine Ansicht, ziehe einen neuen Horizont ein – "was am Ende steht, das gibt es gar nicht". Das ermögliche viele Einstiege in die Bilder, sah ein Zuhörer bewegte Fantasielandschaften.

Sie wolle "nicht in der eigenen Landschaft stecken", bekannte Marianne Hopf, "wenn es zu heimelig wird, dann übermale ich alles". Unter der dünnen, sichtbaren Haut der Erde brodele es, "ohne dass wir die Gefahr spüren". Selbst die in warmen Farben gehaltene große Ansicht von Schwarzwaldhöhen hinter kahlen Baumstangen brodelt wie heißer Griesbrei unter einer Zimtdecke. Nicht mal die kahlen Stangen im Vordergrund sind sicherer Halt und "Birken sind es schon gar nicht", fordert die Künstlerin vehement, die Horizonte zu verschieben für andere Dimensionen unserer Vorstellungen.