Zehn Prozent Wachstum jährlich / Getriebe für BMW und KTM werden produziert / Optimierung der Prozesse angestrebt

Von Johannes Fritsche

Schramberg. Im Wettbewerb mit chinesischen und indischen Billiganbietern setzt die Herzog GmbH in Sulgen auf Ideen und Entwicklungspartnerschaft mit ihren Kunden.

Getriebe für BMW- und KTM-Motorräder, Bauteile für strapazierfähige Elektrowerkzeuge gehören zu den Highlights der Produktpalette der Herzog GmbH. "Man kann in unserer Branche auch in dieser Region wettbewerbsfähig produzieren", versichert Frank Bader, Vorsitzender der Geschäftsführung, dem Schramberger Oberbürgermeister Thomas Herzog.

Der besuchte zusammen mit seinem Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck das Sulgener Unternehmen, um sich vor Ort über die Produkte und die Geschäftsentwicklung zu informieren. "Im Wettbewerb mit chinesischen und indischen Produzenten und deren günstigen Lohnkosten kontern wir mit gleichbleibend hoher Qualität und unserem technischen Know-how, das wir in die Entwicklungspartnerschaft mit unseren Kunden einbringen", erklärt Bader. Im kompletten Wertschöpfungsprozess von der Idee über die Prototypen bis zur Serienfertigung. Weiterer nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil sei die räumliche Nähe zu den Kunden, oft nur eine Stunde Fahrtzeit von Schramberg-Sulgen entfernt.

Dort stellt das Unternehmen Präzisionsdrehteile, Antriebselemente, Getriebebausätze und komplexe Systemlösungen her. 2014 erwirtschafteten 450 Mitarbeiter – darunter 50 Auszubildende, die alle übernommen werden – mit 430 Maschinen einen Umsatz von 60 Millionen Euro, zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, und auch für 2015 rechnet Bader mit einem Wachstum gleicher Höhe.

38 Prozent der Produktion werden in handwerkertaugliche Elektrowerkzeuge eingebaut, die auch einen 24-Stunden-Betrieb aushalten (zum Beispiel Bosch, Hilti, Black&Decker). 41 Prozent der Produktion werden von Motorradherstellern (BMW, KTM) geordert, 21 Prozent von ganz anderen Branchen, zum Beispiel dem Textilmaschinenbau. "So ein Produktmix ist gut, er fängt Marktschwankungen besser ab", kommentiert Bader. Hinzu komme eine solide Kundschaft: 45 Prozent der Produktion geht an deutsche Abnehmer, 47 Prozent in die EU und sieben Prozent in sonstige Länder, vor allem Nordamerika. Zu neu gewonnen Kunden zählt auch der japanische MAKITA-Konzern, der Profimaschinen für Handwerker herstellt.

Mehrheitseigentümer der Herzog GmbH ist die Finatem Fonds Management Verwaltungs GmbH in Frankfurt am Main, die Gründerfamilie bleibt mit einer Minderheitsbeteiligung dem Unternehmen verbunden. Seit August 2014 führt Frank Bader das Unternehmen als Vorsitzender der Geschäftsführung. Davor hat er bei der Daimler AG seine Erfahrung mit Restrukturierung von Unternehmensbereichen gesammelt. Die nutzt er jetzt als Chef des Sulgener Unternehmens. Unter dem Namen Herzog Improvement Program 2020 (HIP 2020) hat er zusammen mit der Belegschaft einen Veränderungsprozess gestartet, der bis zum Sommer dieses Jahres die Produktionsabläufe nach den bewährten Prinzipien von "Lean Production" und "kontinuierlicher Verbesserung" optimieren soll.

Ein zentrales Instrument dabei ist das sogenannte Shop-Floor-Management (von der englischen Bezeichnung "shop floor" für Werkstatt oder Fabrikhalle). Arbeitskräfte an den Maschinen, Meister, Gruppen- und Abteilungsleiter arbeiteten eng zusammen und tauschten sich über alle wichtigen Aspekte aus, zum Beispiel beim Meeting jeden Morgen zur festen Zeit. Die Ergebnisse würden auf dem Shop-Floor-Board, einer großen Wandtafel, festgehalten und ständig aktualisiert. "So schaffen wir eine nachhaltige Restrukturierung der Prozesse", erklärt Herzog-Chef Bader.

Weitere Informationen: www.herzog-gmbh.de www.finatem.de