Sprechen dieselbe Sprache: Bernd Richter (links) und Claudio Di Simio, Vorsitzender des Tierschutzvereins Schramberg. Foto: Fritsche

Landtagswahl: Faire Wirtschaft, Familienförderung und Umweltschutz sind Ziele von ÖDP-Kandidat Bernd Richter.

Schramberg - Der Schramberger Bernd Richter geht bei den Landtagswahlen für die ÖDP ins Rennen. Seit Langem engagiert er sich in der Öko-Partei. Richter verfügt über viel politische Erfahrung. Diese will er in Stuttgart einbringen.

Bernd Richter, langjähriger Aktivist der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), will es noch mal wissen. Er möchte für seine Partei in den Landtag einziehen. Schon 1988 ist er Mitglied der ÖDP geworden, bereits ein Jahr später wurde er in den Schramberger Gemeinderat und den Rottweiler Kreistag gewählt. Außerdem ist er seit 15 Jahren Landesvorsitzender der Partei.

Kein Wahlkampftermin ist dem 1943 in Prag geborenen pensionierten Lehrer zu viel: Freitagabend im Hinterzimmer einer Gaststätte in Schramberg. Claudio Di Simio, Vorsitzender des Tierschutzvereins Schramberg, hat einige Landtagskandidaten eingeladen, um mit ihnen Tierschutzthemen zu diskutieren, die den Verein bei seiner lokalen Arbeit beschäftigen.

Außer Richter sind die Kandidatin der Grünen und ein Vertreter der SPD gekommen. Die CDU hatte sich aus Terminschwierigkeiten entschuldigen lassen. Di Simio hat eine lange Liste Fragen mitgebracht. Richter hört geduldig zu, was bei seinem Temperament gar nicht so einfach ist. Es gibt keinen Dissens, wie sich zeigt. Richter und seine Partei wollen auch keine Gentechnik, keine Tierversuche, keine weiten Transportwege für Rinder und Schweine, keine Massentierhaltung. Beim letzten Punkt ein Seitenhieb auf die Grünen: "Beate Künast hat in Brüssel damals nicht dagegen gestimmt", bedauert Richter. Er kann einnehmend sein: Er hat einen Sack Tierfutter für das Tierheim mitgebracht. Di Simio freut sich.

Richter ist viel herumgekommen im Leben. Sicher kein Nachteil für die politische Arbeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste er mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern Prag verlassen. Die Familie landete in Oberbayern, dort wuchs er auf. 1955 wanderte die Familie nach Kolumbien aus. An der deutschen Schule in Bogota machte Richter sein Abitur, studierte dann ab 1962 Germanistik und Anglistik (Spanisch konnte er sowieso) in Tübingen.

1972 war er dann das erste Mal in Schramberg als Lehrer am Gymnasium. Von 1979 bis 1986 ging es wieder nach Bogota als Lehrer an der dortigen deutschen Schule. Seine Eltern hatten übrigens in Kolumbien eine große Landwirtschaft (Hazienda) mit Viehzucht (Rinder) und Ackerbau. Wohl ein Grund, warum Richter ein Herz für die Tiere und die heimische Landwirtschaft hat. 1986 wieder zurück in Deutschland arbeitete er zunächst am Gymnasium St. Georgen, ab 1992 bis zur Pensionierung an den kaufmännischen Berufsschulen in Schramberg auf dem Sulgen. Richter ist verheiratet, hat vier Kinder und drei Enkel.

Für Politik hat er sich schon früh engagiert. Bereits 1973 war er beim Ortsverband Schramberg der FDP aktiv. Dass er 1988 Mitglied der ÖDP wurde, lag daran, dass diese Partei nicht nur ökologische Ziele im Programm wie die Grünen hat, sondern auch einen ausgeprägten familienpolitischen Schwerpunkt.

Kandidat über sich: Ich bin ein Nachtmensch

"Wir fordern zum Beispiel ein Erziehungsgeld von 2600 Euro für Eltern mit drei Kindern, damit sie wirkliche Wahlfreiheit haben", erklärt Richter. "Faire Wirtschaft, keine Freihandelsabkommen TTIP mit den USA und CETA mit Kanada, kein TISA-Abkommen für den Dienstleistungsbereich" zählt er weitere politische Eckpunkte der ÖDP auf. "Diese Außenhandelsabkommen fördern Verarmung und Fluchtverhalten in der Dritten Welt und zerstören demokratische, soziale und ökologische Standards", klagt Richter. "Lebensschutz von Geburt an" und "Energie in Bürgerhand" (zum Beispiel mehr Pellet-Heizungen statt zentrale Versorgung) sind weitere Forderungen. In der Schulpolitik will Richter das G9-Gymnasium ("Ist für die Entwicklung der Kinder besser".), G8-Gymnasium will er dort ermöglichen, wo sich die Eltern dafür entscheiden, außerdem soweit wie möglich "die Schule im Dorf lassen". Und immer wieder betont er das "Alleinstellungsmerkmal" der ÖDP, nämlich die Immunität gegen den Einfluss der Lobbyisten: "Die ÖDP nimmt keine Spenden von Unternehmen oder Organisationen an".

Für die Arbeit im Landtag von Baden-Württemberg fühlt er sich gut gerüstet. "Ich bin ein Nachtmensch, auch die sogenannte Genscher-Taktik der langen Nachtsitzungen würde mich nicht zu schlechten Kompromissen bringen", versichert Richter. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie er Landtags- und Ausschusssitzungen mit seiner Art beleben würde, die man auch aus dem Schramberger Gemeinderat kennt: Seine lebhaften Wortbeiträge werden auch in Stuttgart nicht überhört werden.