Gemeinderat spricht sich für Mehrgeschosshäuser aus. Foto: Zeger

Gemeinderat spricht sich für Mehrgeschosshäuser aus. Hochwertiger Wohnraum soll Fachkräfte anziehen.

Schramberg - Keine Uhrenmanufaktur, keine Einfamilienhäuser, sondern drei mehrgeschossige Gebäude mit Ensemble-Wirkung sollen am Sonnenberg gebaut werden. Für diese Marschrichtung sprach sich der Gemeinderat mehrheitlich aus.

"Mensch vor Profit" – diese These vertrat Stadtrat Bernd Richter (ÖDP) und sprach den zahlreichen Anwohnern im Ratssaal offensichtlich aus der Seele. In einem Schreiben an Verwaltung und Gremiumsmitglieder sprach sich die Sonnenberggemeinschaft für eine "kleine Lösung" aus. Diese würde den Bau von drei Einfamilienhäusern vorsehen und sei auch für die Verkehrssituation am verträglichsten, heißt es da. Für die Worte von Stadträtin Gabriele Flaig (CDU) gab’s sogar Applaus: "Ich kann die Bedenken der Anwohner verstehen und werde mich für Einfamilienhäuser stark machen". Sie könnte sich vier Einfamilienhäuser vorstellen, die sich ins Gelände "schmiegen".

In einem interfraktionellen Antrag, vorgetragen von CDU-Chef Clemens Maurer, wurde der Bau von drei Geschosshäusern favorisiert – und schließlich auch mehrheitlich mit 22 Ja- und sechs Nein-Stimmen beschlossen. Der Antrag wurde offensichtlich mit heißer Nadel gestrickt, denn Stadtrat Edgar Reutter (SPD/Buntspecht) begründete sein Nein so: "Der Antrag kommt mir zu überhastet". Er könne die Uhrenmanufaktur innerlich nicht ablehnen und sich dann für mehrgeschossige Gebäude aussprechen. "Das ist für mich keine wirkliche Alternative." Auch dafür gab’s von den Anwohnern Applaus. Bernd Richter unterstrich dies: "Ich habe von dem Antrag überhaupt nichts gewusst".

Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) gab zu, dass sie von Anfang an der Uhrenmanufaktur an dieser Stelle skeptisch gegenüber stand. "Hier geht’s um ein Filetstück von Schramberg." Geeignet für "hochwertiges, bezahlbares" Wohnen für Familien. Wie Clemens Maurer erläuterte, sei eine Bebauung des hochwertigen städtebaulichen Gebietes "zwingend notwendig". Die Häuser, erste Überlegungen gehen von drei Geschossen mit insgesamt 29 Wohneinheiten aus, sollen den "Charakter des Gebiets nicht verändern oder gar verschandeln". Über die Anzahl der Wohnungen müsse man noch reden und eventuell nach unten korrigieren.

Auch Stadtrat Johannes Grimm (CDU) sprach sich dafür aus, das "besondere Gepräge" des Wohngebiets Sonnenberg zu erhalten. Dies sei mit Gebäuden im "Stadtvillen-Stil" machbar. Es sollten "kleine Schmuckstück werden, die die Umgebung noch aufwerten", formulierte es Jürgen Winter (CDU).

Mit diesem hochwertigen Wohnraum wolle man auch Fachkräfte anziehen. "Dafür ist dieses Gebiet geeignet", so Stadtrat Udo Neudeck (Freie Liste). Stadtplaner Nicolas Pollich von der Planungsgesellschaft Projekt GmbH aus Esslingen sagte, dass aufgrund der Topografie die Sicht der oberliegenden Anwohnern nicht eingeschränkt werde. Auf Nachfrage von Stadtrat Jürgen Reuter wurde erläutert, dass für die Parkplätze (rund 50 Stück würden bei 29 Wohneinheiten notwendig) eine Tiefgarage angedacht sei. "Aber wir stehen mit den Planungen erst ganz am Anfang. Es geht hier erst einmal um eine Marschrichtung", versicherte Oberbürgermeister Thomas Herzog mehrfach, als die Stadträte schon ins Detail gehen wollen.

Ausdrücklich wies er darauf hin, dass man die Uhrenmanufaktur im Schramberger Gebiet halten möchte. Es handelt sich um Lehmann Präzisionsuhren, die derzeit im Gut Berneck ihren Sitz hat. "Wir begrüßen das Engagement des Unternehmens. Die Ablehnung gilt nur für diese Stelle", so Maurer.

Thomas Herzog bekräftigte dies: "Ich werde zusammen mit der Wirtschaftsförderung alles tun, um diesen Betrieb in Schramberg zu halten". Er halte allerdings eine Uhrenmanufaktur am Sonnenberg durchaus als "sinnvoll".

In der Verlängerung des Drosselweges und im Bereich der Amselstraße werden im Zuge der Nachverdichtung insgesamt sechs Bauplätze ausgewiesen. Die Abstimmung darüber viel einstimmig aus.