Das Gasthaus Krone um 1906 Fotos: Heimathaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Tennenbronner "Krone" steht im Mittelpunkt der aktuellen Heimathaus-Ausstellung / Gebäude noch zu retten?

Schramberg-Tennenbronn. Ein Haus, viel Geschichte: Das Gasthaus Krone ist Mittelpunkt der aktuellen Heimatausstellung und eines Vortrags von Alfred Kunz und Fritz Wöhrle.

Viel Geschichte, um ein Gebäude. Allerdings dürfte weniger bekannt sein, wie das Gasthaus von der Gassenwirtschaft zum Stabswirthaus wurde oder dass die "Krone" im 30-jährigen Krieg nur vor der Zerstörung bewahrt werden konnte, weil der damalige Wirt glaubhaft versicherte, dass sein Gasthof zur Hälfte österreichisch sei.

Schon immer spielte das Gasthaus Krone in der Tennenbronner Ortsgeschichte eine besondere Rolle. Das wissen auch Alfred Kunz und Fritz Wöhrle von der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus, die einen Vortrag sowie eine Sonderausstellung zu diesem Thema erarbeitet haben. Dabei werden sie die umfangreiche Geschichte des Gasthauses und dessen Nutzung im Laufe der Jahrhunderte nachzeichnen.

Außerdem sei das Ziel der Referenten neben der geschichtlichen Bedeutung, das Publikum auch für die aktuelle Bedeutung des Gebäudes zu sensibilisieren.

Obwohl das jetzige Kronen-Gebäude erst nach dem Dorfbrand 1901 wieder aufgebaut wurde, zeigt sich die Krone mit seiner schmucken Fassade als eines der wenigen ortsbildprägenden Gebäude in Tennenbronn. Aus diesem Grund, aber auch wegen seiner geschichtlichen Bedeutung für unsere Ortsgeschichte, stellt sich heute die Frage, ob dieses seit Jahren leer stehende Gebäude noch gerettet werden kann? Der Vortrag findet am kommenden Mittwoch um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Tennenbronn statt.

Das Krone-Gebäude wurde nach dem Dorfbrand 1901 auf den alten Grundmauern der bis dahin zu katholisch Tennenbronn gehörenden früheren "Krone" wieder aufgebaut. Damals nach dem verheerenden Brand, dem die alte Kirche und 20 Häuser zum Opfer gefallen waren, wurde der Dorfkern um die Kirche herum neu gestaltet und erhielt mit seiner schönen Häuserfassade im Jugendstil einen fast städtischen Charakter.

Um die komplizierte kommunale Situation im Dorfkern zu entschärfen, einigten sich die beiden Gemeindeoberhäupter nach dem Dorfbrand auf einen Häusertausch. Weil der damalige Besitzer der Krone, Simon Haas, ohnehin evangelisch war, und die katholische Krone eine Enklave im evangelisch Tennenbronner Dorfkern, tauschten die Gemeinden dieses Grundstück gegen ein von Katholiken bewohntes evangelisch Tennenbronner Haus im oberen Dorfbereich um, das Haus gegenüber dem Elektrogeschäft Dertmann.

Nach dem Löwen zweites Stabswirtshaus seit dem Jahr 1774

In der Zeit, in der Simon Haas und dann dessen Sohn Eugen Haas Eigentümer der Krone waren, florierte diese Gastwirtschaft und war weit über Tennenbronn hinaus bekannt. Sie hatte eine eigene Brauerei, und besaß einen besonderen Tanzsaal, wie es sonst in der Umgebung weit und breit keinen gab.

Aber das Gasthaus spielte in der Tennenbronner Geschichte insofern noch eine besondere Rolle, als es nicht nur Wirtshaus war, sondern ein einen privilegierten Status innehatte: es trug wie der Gasthof Löwen den Titel "Stabswirtshaus". Allerdings erst ab dem Jahr 1774.

Die Errichtung eines zweiten Stabswirtshauses im Dorf – ist ein Indiz für die im 18. Jahrhundert zunehmende Auseinanderentwicklung der Tennenbronner Bevölkerungsteile. In diesen Jahren, in der württembergische Bevölkerungsteil im Kirchspiel ein gesellschaftliches Übergewicht erlangte, brachten die damaligen Besitzer der alten Stabswirtschaft ihr Haus immer stärker unter württembergischen Einfluss. Obwohl sie juristisch immer noch zwischen beiden Herrschaften angesiedelt waren.

Als Reaktion auf die Entfremdung zwischen Tennenbronner Stabswirtschaft und Schramberger Herrschaft beendigte Graf Bissingen die bis dahin gültige Monopolstellung des Löwen und schuf für die schrambergisch Tennenbronner eine eigene Stabswirtschaft. Auf Drängen des Grafen übernahm der Wirt Sebastian Schuler aus Aichhalden die Tennenbronner Krone, eine zu diesem Zeitpunkt kleine Gassenwirtschaft im Dorf, die grundbuchmäßig zum Schramberger Stab gehörte.

Die Zeit vor Klausmann und Schuler, also die Zeit vor den 1760-er Jahren war die klassische Zeit des gemeinsamen Tennenbronner Stabswirtshauses. Es gab zwar auch damals andere Wirtschaften, doch hatten diese als sogenannte "Gassenwirtschaften" nur in eingeschränkter Weise das Recht Gäste zu bewirten.

Die Angehörigen beider Tennenbronner Ämter waren bis dahin verpflichtet, offizielle Angelegenheiten, Gemeindeversammlungen, Geschäftsabschlüsse, aber auch Hochzeiten und Taufsuppen in der gemeinsamen Stabswirtschaft abzuhalten. Es ist die Epoche, in der der 30-jährige Krieg die deutschen Lande terrorisiert, die Zeit der Hungersnöte ganze Landstriche entvölkerten, in der auch auf dem Friedhof um die Tennenbronner Kirche herum Pestkranke beerdigt werden mussten.

Im Wirtshaus bei der Kirche, hauste in dieser Zeit über mehrere Generationen die Wirts-Dynastie Fischer: Caspar Fischer, dann dessen Sohn Wolf Fischer und wiederum dessen Tochter Dorothea, die mit Jacob Grießhaber verheiratet wurde. Sie waren jeweils als Mesnersleute zuständig für die benachbarte Kirche.

Im Tennenbronner Heimatbuch lesen wir, wie in diesen Jahren wiederholt ausländische Soldateska auch durch Tennenbronn gezogen sind, und sich, beispielsweise 1637, bei Wolf Fischer, im Wirtshaus bei der Kirche einquartiert haben Da es sich um österreichisch katholisches Militär handelte, versteckte sich der evangelische Bevölkerungsteil des Dorfes im Wald. Wolf Fischer blieb in seiner Wirtschaft und versicherte glaubhaft, dass sein Hof zur Hälfte österreichisch und daher katholisch sei, konnte er die Wirtschaft und die Kirche vor der Zerstörung bewahren.

Zur Geschichte und Bedeutung des Gasthauses Krone für das Dorf von Beginn der Ortsgeschichte bis heute gibt es am Mittwoch, 11. März, um 19.30 Uhr einen Vortrag im katholischen Pfarrsaal, die Sonderausstellung dazu im Heimathaus ist an den Sonntagen, 15. März, 22. März, und 29. März, jeweils von 14 bis 17 Uhr zu sehen.