Das Promi-Spiel am Tischkicker weckt jugendlichen Elan, Sammler Karl-Heinz Pfau freut sich mit Helmut Banholzer über die neue Ausstellung, die sogar noch edle Düfte versprüht. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Sonderausstellung: Oldtimer der Automaten-Kultur im Museum / Viele Geräte funktionieren noch immer

Von Christoph Ziechaus

Mit einem entschlossenen Dreh kam man dran, an die süßen Verlockungen in den roten Kästen, an denen man auf dem Schulweg mal probierte, ob was zu holen wäre.

Schramberg. Manchmal brauchte es auch einen kräftigen Schlag an die Seite der meist roten Kaugummi-Automaten, damit eine der bunten Kugeln in den Auswurf kullerte. "Für bare Münze Glück und Schokolade", oft als Kaugummi oder prickelndes Bonbon, das war "einfache Nahversorgung", wie Oberbürgermeister Thomas Herzog die ersten kindlichen Geldgeschäfte einordnete.

Die Sonderausstellung "Oldtimer der Automaten-Kultur" im Auto- und Uhrenmuseum entführe in vergangene Jahre, als Automaten aus dem Straßenbild nicht wegzudenken waren. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Siegeszug von Waren- und Dienstleistungsautomaten, verwies Helmut Banholzer auf den ersten Münzautomaten für Briefmarken in England.

Seit 1883 gab es Zigarrenautomaten und später entwickelte der Schokoladenfabrikant Stollwerk aus Köln Automaten für seine Warenproben. Schnell entstanden Glücksspiel- und Geldspielautomaten, die als Geschicklichkeitsautomaten in Gaststätten und ersten Spielhallen den Spielern das Geld aus der Tasche zogen. Statt Geldgewinne gab es Wertmarken, die beim Wirt gegen Lagerbier, Wein oder Zigarren eingetauscht wurden.

Zum Groschengrab wurden Musikautomaten in den fünfziger Jahren, als Elvis, Paul Anka oder Freddy ihre Sehnsüchte mit viel Schmelz schmetterten. Kofferradio und Kassettenrekorder übertönten schon zehn Jahre später die Träume aus der Jukebox.

Ehrgeiz und Geschicklichkeit waren die Antriebe für Flipperspiele, bei denen es darum ging, silberne Kugeln möglichst lange über bunte und flimmernde Felder zu treiben. Da war die "goldene Ära der Arcade-Spiele" schon auf dem Höhepunkt. Die mechanischen Spiele verschwanden aus den Gaststätten und in abgedunkelten Spielhallen verbrachten Spieler ihre Zeit an den elektrischen und elektronischen Geräten.

Auch Karl-Heinz Pfau stand "tänzelnd am Flipper im Stammlokal" und versuchte auf die Bestenliste zu kommen. Später hat er dann Automaten gekauft und begann zu sammeln. Mit seiner Sammlung und der von Karl Körner ist die Ausstellung reichlich bestückt und das Beste: Viele der Automaten sind bespielbar. Zwar fallen keine Zigarren für 10 Pf. in den Auswurf und weder Lavendel noch Juchten spritzt aus dem Parfüm-Automaten, aber am "Soccer King" flitzt die Kugel und der Wildschütz knallt Problembären ab und den Groschen kriegt man auch wieder zurück.