Interessierte Zuhörer bei der Bolivien-AG: Christina Klausmann, Gwendolyn Renz, Elisa Ingelfinger (kleines Bild von links) gaben Einblicke in andere Lebenswelten - Fotos: Gaiser Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemalige Abiturientinnen des Gymnasiums Schramberg berichteten über ihr soziales Jahr im Ausland

Von Stefan Oelgeschläger

Schramberg. Das Erlebnis, ein Jahr in einem fremden Land zu leben, liegt nun schon Monate zurück. Längst hat man sich wieder in der Heimat eingelebt und doch faszinierten Christina Klausmann, Elisa Ingelfinger und Gwendolyn Renz aus dem Abiturjahrgang 2013 bei einem Vortragsabend am Gymnasium. die Zuhörer aufs Neue.

Ihre Erlebnisse sind so fesselnd, als wären sie erst gestern aus dem Flieger gestiegen. Verständlich, haben sie doch Erfahrungen gemacht, die sie nicht vergessen werden. Neben weiteren drei Mädchen waren sie direkt nach dem Abitur zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) ins Ausland aufgebrochen und nun für ein paar Stunden ans Gymnasium zurückgekehrt, um interessierten Schülerinnen und Schülern aus der Jahrgangsstufe 11 über ihre Erfahrungen zu berichten.

Eingeladen hatte die Bolivien-AG des Gymnasiums, die diese Auslandsaufenthalte gedanklich begleitet und finanziell unterstützt hatte. Zu den Erfahrungen zählte für Elisa Ingelfinger und Christina Klausmann zum einen die überwältigende Landschaft von Bolivien mit ihren subtropischen Wäldern, den Salzseen und der imposanten Bergwelt, zum anderen waren und sind da die Menschen mit ihrer Lebensfreude, dem Tanz, den farbenfrohen Trachten, aber auch ihre Armut und die alltägliche Gewalt, der viele ausgesetzt sind.

Bei ihrer Arbeit im Kulturzentrum der kleinen Stadt Indepedencia lernte Christina Klausmann vor allem die Situation der Kinder kennen, die sie im dortigen Kindergarten betreute, wo man versucht, ihnen den Start in ein besseres Leben zu ermöglichen, indem man ihnen Grundfertigkeiten, die sie in der Schule brauchen werden, vermittelt.

Aber auch auf Missstände in der Gemeinde versuchte sie mit anderen Freiwilligen vor Ort Einfluss zu nehmen. So wurde eine Aktion initiiert, die die Müllentsorgung verbessern soll. Über 200 Kilometer entfernt in La Paz, einer der größter Städte dieses ärmsten Landes Südamerikas, hatte es Elisa Ingelfinger als Freiwillige der Fundacion Arco Iris vor allem mit Mädchen zu tun, die aus ärmsten Verhältnissen stammen und oft Opfer von häuslicher Gewalt waren. Ihnen bietet das Mädchenheim "Ninas Obrajes" Schutz und Betreuung, regelmäßige Mahlzeiten, medizinische Betreuung, aber auch Ausflüge wie eine Pilgerreise nach Copacabana am Titicaca-See. Auch sie wurde von der Bolivien-AG finanziell unterstützt.

Während Christina Klausmann ein heruntergekommenes Spielhaus wieder herrichten konnte, hat Elisa Ingelfinger die Spendengelder genutzt, um verschlissene Tische neu zu streichen und ein Kasperletheater für die Kleinen zu errichten.

Aus einer völlig anderen Welt berichtete dann Gwendolyn Renz, die ein Jahr in Jerusalem gearbeitet hatte. Einprägsam waren nicht nur ihre Beschäftigung mit den sechs geistig behinderten Mädchen, sondern auch das Erlernen der hebräischen Sprache und die Auseinandersetzung mit der Geschichte Israels und den Besonderheiten der israelitischen Gesellschaft. Hinzu kam der Nahost-Konflikt, der gerade während ihres Aufenthalts mit dem Gazakrieg wieder aufflammte. Trotz all der Arbeit blieb auch ihr Zeit für Ausflüge in ein Land, das zum Bersten angefüllt ist mit Geschichte, und dessen unterschiedliche Landschaften faszinieren. Ein besonderes Erlebnis war der einwöchige Wintereinbruch, der Jerusalem weitgehend lahmlegte, Schnee in der heiligen Stadt – ein seltenes Ereignis.

"Ist ein Jahr nicht zu lang?" "Welche Kosten kommen auf einen zu?" "Welche Tätigkeitsfelder gibt es?" – dies und anderes wollten die anwesenden Schülerinnen und Schüler im Anschluss geklärt wissen, denn viele von ihnen überlegen sich, nach dem Abitur ebenfalls ein FSJ im Ausland zu verbringen. Sie dürften in ihrem Vorhaben bestärkt worden sein.