Volker Ziegler, mit Leib und Seele kompetenter Allgemeinarzt und Kommunalpolitiker lässt es jetzt ruhiger angehen. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Lebenswerk: Volker Ziegler immer da für Patienten und Studenten / Hausarztmedizin an Universität gebracht

Zum Monatsende geht mit Volker Ziegler, promovierter Facharzt für Allgemeinmedizin, ein Praktiker der alten Schule endgültig in den Ruhestand.

Schramberg. Eigentlich wollte Ziegler Kardiologe werden. Seine Studienorte Freiburg und Aachen waren Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre für die experimentelle Kardiologie der Nabel der Welt. Ein Schlüsselerlebnis bei der Untersuchung eines älteren Herzinfarktpatienten führte dazu, dass er lieber Hausarzt wurde. "Ich wollte nicht mehr im Institut an Schweineherzen forschen, sondern mit Menschen arbeiten", erklärt er.

Außerdem hatte er an der Universität einen Hochschullehrer, der ihn beeindruckte und dazu brachte, später die Hausarztmedizin an die Hochschule zu bringen. So schloss er 1975 Studium und Weiterbildung in Aachen, Bad Waldsee und Bad Schussenried mit dem "Facharzt für Allgemeinmedizin" ab. Er war mit bei den ersten Medizinern, die diese Weiterbildung absolvierten.

Wegbereiter der qualifizierten Allgemeinmedizin

Seine Praxis gründete er 1975 natürlich in Schramberg. 1942 dort geboren war er auch in der Talstadt aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat am Gymnasium das Abitur gemacht. In der Hauptstraße fand er (bis heute) die passenden Räume. "Am Anfang hat jeder Arzt zwei Wartezimmer, in einem wartet er selber", lacht Ziegler.

Es dauerte nicht lange, dann war das andere Wartezimmer immer voll. Viele, auch von weiter her, betreute er über lange Zeit hinweg. Er erinnert sich an eine Patientin aus Unterkirnach, die mit dem Bus fast einen Tag lang unterwegs war und immer frische Eier mitbrachte. Oder an einen Urlauber aus Schweden, der später immer wieder kam.

"Vita brevis, ars longa", auf deutsch "Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang" ist sein Wahlspruch im Lebenslauf. "Die Kunst ist von langer Dauer, sie überlebt einem, die Medizin ist auch Heilkunst", erklärt er. Sein Vater Anton Ziegler hat nicht nur das Design der Junghans-Uhren meisterhaft geprägt. Ein kunstvoll vom Vater modellierte kleine Tonskulptur zum Beispiel, die dessen Ehefrau mit drei Kindern zeigt, hat einen Ehrenplatz in seinem Wohnzimmer mit Blick auf Gut Berneck. In der ersten Zeit nach dem Krieg hat die Familie von den Aquarellen des Vaters gelebt.

1980 holte ihn einer seiner früheren Universitätslehrer als Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin an die medizinische Fakultät der Universität Freiburg. 24 Jahre lang brachte er zweimal in der Woche nachmittags den Studenten bei, "wie man Medizin in der ersten Linie betreibt". Oft hat er Patienten aus Schramberg mitgenommen, "damit die Studenten Patienten nicht nur im Bett, sondern auch im Leben sehen". Er leitete diesen Lehrbereich, vergab und betreute auch Doktorarbeiten. Seine Studenten hospitierten auch in seiner Praxis in Schramberg und machten Hausbesuche mit. "Ich begleite Dich in schwierigen Zeiten und bin an Deiner Seite", hat er ihnen als seine Grundhaltung zum Patienten vermittelt. Bis heute hat er noch Kontakt mit ihnen, einige sind inzwischen Chefärzte. Ihm selbst reichte der Doktortitel, seine wissenschaftlichen Arbeiten ins Habilitationsverfahren einzubringen, hatte er keine Lust. "Für meine Studenten war ich der Professor, das reichte mir", erklärt Ziegler. Außerdem wollten die Patienten zum Onkel Doktor, nicht unbedingt zum Professor.

Sein Engagement und seine Erfahrung führten ihn in zahlreiche überregionale Ehrenämter, unter anderem bei der Bezirks- und Landesärztekammer, und brachten ihm Auszeichnungen ("Hippokrates-Medaille und "Albert Fränkel-Plakette").

Von 1980 bis 1988 war Ziegler im Gemeinderat Mitglied der CDU-Fraktion, wo er zusammen mit Hans-Jochem Steim, Martin Maurer und Karlheinz Maier ("Elektro-Maier") nach Kräften in der Lokalpolitik mitmischte. Die Übergabe des städischen Krankenhauses an den Kreis und die spätere Schließung schmerzt in noch heute.

Nach dem Abschied aus dem aktiven Arztdienst will Ziegler am Buch über das Leben seines Vaters weiterschreiben und mit seiner Frau viel reisen: "In Europa und in in unserer Gegend, einer der schönsten der Welt".