Alex, Thomas und Moritz Notheis (oben von links) haben in einem halben Jahr Arbeit einen Käfer zu einem Elektroauto umgebaut. Links: Der Käfer ohne Motor: Rechts: Die Batterie am Haken. Fotos: Wegner/privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Alex, Moritz und Thomas Notheis bauen alten Mexiko-Käfer zu einem zugkräftigen Kurzstreckenfahrzeug um

Von Stephan Wegner

Schramberg. Elektro-Mobilität ist in aller Munde. Aber günstige E-Autos gibt’s kaum. Kein Problem, sagte sich eine Waldmössinger Familie, – dann bauen wir uns unser Elektroauto selbst. Mit vollem Erfolg.

Die Idee Elektro-Auto schwelte schon länger in den Köpfen von Thomas Notheis (56) und seinen Söhnen Alex (21) und Moritz (25). Doch zunächst stand die Frage im Raum, was für eines es denn überhaupt werden soll. Da lagen der Audi A2 und auch der gute, alte Käfer im Rennen. Schließlich hatte der Käfer die Nase vorn – auch wegen der zusätzlichen Technik, die ein "modernes" Auto erfordert hätte.

Vorweg erzählt: Seit einigen Tagen hat der Notheis’sche E-Käfer TÜV und die ersten 1000 Kilometer sind problemlos absolviert. Doch bis zu diesem Ziel war es ein arbeitsintensiver Weg, wie das Vater-Sohn-Trio erzählt.

Nachdem das Projekt über die Weihnachtszeit 2014 gemeinsam besprochen wurde und Vater Thomas hinsichtlich des Modells überstimmt war, – was nicht allzu schwer gewesen sein soll – setzten sich die drei mit dem Thema genau auseinander, suchten im Internet nach einem geeigneten Fahrzeug und wurden schließlich in Göppingen fündig. Der Mexiko-Käfer Baujahr 1997 hatte ein Faltdach, eine Anhängerkupplung und Aluminiumfelgen – und damit die wichtigesten Merkmale, die gewünscht waren. Dann hieß es aber zunächst warten, um die kalte Jahreszeit vorbeiziehen zu lassen. Denn aufgrund fehlender Hebebühne musste der ganze Umbau mit einer Hebevorrichtung in der hauseigenen Garage erfolgen. Allerdings gab es in dieser Zeit genug Gelegenheit, sich in Foren im Internet mit dem Umbau an sich auseinanderzusetzen. Im Netz gebe es, so Thomas Notheis, zwar eine Datenbank mit Umbauten, dies sei aber "ziemlich unorganisiert". So habe es gegolten, von überall etwas zusammenzusuchen. Denn vor dem Umbau mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden: Soll ein Gleichstrom- oder ein Asynchronmotor eingebaut werden? Welche Endstufe? Welche Batterie? Wie sieht es mit den Ladeteilen, den Sicherheitsvorschriften und mehr aus. Von vorneherein sicher war, dass Kupplung und Getriebe nicht entfernt werden sollen, denn beim Beschleunigen und am Berg leiste eine kräftige Untersetzung Wunder, so Thomas Notheis.

Vor dem Elektro-Umbau standen zunächst Schweißarbeiten an, um verrostete Bleche zu ersetzen. "Man muss sich einfach trauen", sagt dazu Alex Notheis, "dann klappt das schon mit dem Schweißen" – aber schließlich konnte er dabei auch auf die Erfahrung seines Vaters vertrauen.

"Alles, was für den Elektroantrieb nicht benötigt wurde, flog dann raus", erzählt Alex Notheis, der Fahrzeug- und Motorentechnik studiert. Dann stand ein "Smart Repair" mit Spachteln und Lackieren an – die Komplettlackierung ist fürs nächste Jahr angedacht. Beim Motor entschied sich das Trio für ein Asychronmodell – weil es quasi wartungsfrei und effizienter ist. Und damit das Käferchen nicht lahmt, spendierten die Waldmössinger ihm einen 28-Kilowatt-Motor, der kurzfristig bis zu 45 Kilowatt Leistung bringt. So fließen bei Volllast bis zu 550 Ampere von der insgesamt 105 Kilogramm schweren Batterie ab, die im vorderen Kofferraum des Käfers ihren Platz gefunden hat. 36 einzelne Zellen waren erforderlich, um die gewünschte Spannung von 100 Volt zu erreichen. 130 Stundenkilometer schafft das Fahrzeug damit als Spitzengeschwindigkeit.

"Die Batterien", so Thomas Notheis, "gab es nur aus China und per Vorkasse – allein sie kosteten 4500 Euro. Glücklicherweise habe es einen Händler in Bayern gegeben, über den die Zellen hätten erworben werden können – aber eben auch nur per Vorkasse. Für die Leistungselektronik selbst war der Weg nicht so weit: Dort konnten die Waldmössinger auf Lösungen von E-Car-Tech aus Rosenfeld-Isingen zurückgreifen. Wie viele Stunden insgesamt für den Umbau benötigt wurden kann das Trio nicht sagen, "aber da kam schon einiges zusammen", erinnern sie sich. Wobei: ganz fertig sind sie noch nicht. So soll die Geräuschdämmung verbessert und auch die Abstimmung mit der Elektronik soll optimiert werden. Und auch sonst, so erzählt Mutter Heidi, die dem Projekt ihrer Söhne und ihres Mannes aufgeschlossen gegenüber steht, komme fast täglich noch irgendein Kleinteil per Post an.

Für rund 80 Kilometer reicht die Ladung der Batterien, je nach Fahrstil und Zurückspeisung beim Bremsen – dann muss der Käfer wieder an die Steckdose – eigentlich eine ideale Distanz für Mutter Heidi, die in Haigerloch arbeitet – und dort via Solar das Auto laden wäre ganz genial, meint auch Sohn Moritz, der als Student im Bereich "erneuerbare Energien" noch einige Vorstellungen hat, was als Nächstes kommt. Ihm schwebt nämlich auch noch eine Solarladestation vor, um völlig regenerativ und kostengünstig fahren zu können.

Da trotz eingebauter Elektroheizung der Käfer wegen des Salzes über den Winter nicht gefahren werden soll, gibt es Überlegungen, dass die Akkus außerhalb des Fahrzeugs in dieser Zeit in die Hauselektrik als Speicher eingebunden werden könnten. "Die Ideen gehen uns nicht aus", ist sich das Trio sicher. Und Vater Thomas ist dabei nicht nur auf die Rolle des Financiers beschränkt. Denn auch er selbst, von Hause aus Ingenieur für Steuer- und Regeltechnik, hat durchaus noch einige Vorstellungen, wie sich Energie regenerativ erzeugen, nutzen und sparen lässt.