Der Hütehund Jay von Anja Schondelmaier ist ein begabter Agility-Schüler / Zweimal in der Woche Training in Mariazell

Von Karin Zeger

Schramberg-Tennenbronn. Ein kleiner Wink, ein intensiver Blick, ein kurzes Kommando: Jay blickt zu seiner Besitzerin hoch, um ihr quasi jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Der Hütehund von Anja Schondelmaier ist ein begabter Agility-Schüler.

Bei der Hundesportart Agility kommt’s auf Wendigkeit und Schnelligkeit an. Somit ist sie wie geschaffen für den dreijährigen Rüden. Die wuschelige Persönlichkeit ist ein waschechter Schapendoes und als solcher in der Agility-Szene eher ein Exot, erläutert Anja Schondelmaier. Nichtsdestotrotz holt er sich einen Titel nach dem anderen, zuletzt in Offenburg.

Fehlerfrei und in kürzester Zeit meisterte er den Parcours, auf dem unter anderem Reifen, Wippe, Schrägwand, Tunnel oder auch Stangen für einen Slalom aufgestellt werden. "Diese Parcours sind beim Agility immer anders aufgebaut", erläutert Jays Frauchen. Sie selbst hat vor dem Wettkampf nur wenige Minuten Zeit, um sich den Ablauf einzuprägen, bevor sie mit ihrem Hund an den Start geht.

"Gewinnen kann man in diesem Hundesport nur als Team." Die Körpersprache des Hundeführers muss klar und konsequent sein. Der Hund weiß genau, was von ihm erwartet wird. "Und im besten Fall bügelt der Hund noch einen Fehler von mir aus", erzählt die Tennenbronnerin, die Jay mit neun Wochen von einem Züchter aus Wuppertal bekommen hat. Das gemeinsame Arbeiten, die Interaktion, das Zusammenwachsen als Team macht für Anja Schondelmaier auch die Faszination dieser Sportart aus. "Agility bedeutet auch kontinuierliches Lernen."

Begonnen hat sie mit Agility bereits vor rund acht Jahren. Damals war noch ein Großer Schweizer Sennenhund ihr Begleiter. "Auch kein typischer Agility-Typ", meint Schondelmaier. Besonders die Schnelligkeit fehlte bei dem gutmütigen Riese. Siebeneinhalb Jahre alt wurde Leo.

Dann zog "Dancing Bears Jay Jackson" im Schondelmaier-Hof auf der Hub ein. Bereits mit 18 Monaten bestand er die Begleithundeprüfung. "Sie ist Voraussetzung für die Teilnahme an Agility-Turnieren."

Zweimal in der Woche trainieren Frau und Hund bei Wind und Wetter im Hundesportzentrum Mariazell. Dort gibt es eine "Fun-Gruppe" (auf Wunsch ohne Vereinsanbindung) und eine "Turnier-Gruppe".

Nicht nur der Hund wird hier geschult. "Auch die Hundeführer sind gefordert." An der Körpersprache arbeiten lautet eine häufig gestellte Hausaufgabe für die Zweibeiner. Und ein bisschen Kondition kann auch nichts schaden. Schließlich sprintet der Hundeführer auf dem Parcours neben dem Hund her. Aktiv mit dem Vierbeiner zu sein, half der Tennenbronnerin auch über ihre Krebserkrankung und die Folgen der Chemotherapie hinweg.

Clever, schnell, eigenständig und hart im Nehmen: Diese Eigenschaften begeisterten Anja Schondelmaier an ihrem Jay so sehr, dass sie sich noch einen weiteren Rüden holte. "Snoep Maxima von der Happy Shaggy Family" ist zwei Jahre, hat den gleichen Vater wie Jay und legte bereits mit 15 Monaten die Begleithundeprüfung ab.

Im September bestreitet Jay sein nächstes Turnier. Dann geht er in Kappel-Grafenhausen an den Start. "Ich möchte so viele Turniere wie möglich mit ihm laufen", erzählt Schondelmaier. Er soll sich an die Wettkampfbedingungen und den Trubel drumherum gewöhnen. "Bei manchen Veranstaltungen nehmen 400 Hunde aus elf Nationen teil."

"An Gelassenheit fehlt’s ihm noch ein bisschen", meint die 46-Jährige und streichelt ihm die langen Haare aus den Augen. Jay drückt seine Schulter gegen ihre Beine, geht auf Tuchfühlung, dreht den Kopf und blickt sie tief an. Auch diesen Wunsch erfüllt Jay ihr bestimmt noch.