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55-Jähriger aus Schramberg fühlt sich diskriminiert: Ist Hochbodenbus im Einsatz, haben Behinderte das Nachsehen.

Schramberg - Statt in Rottweil endete für Peter Gerstenberger die Busfahrt dort, wo sie eigentlich beginnen sollte: am Busbahnhof Schramberg. Der Reisebus eines regionalen Unternehmers hatte keinen Platz für den Rollstuhlfahrer und ließ ihn am Gehsteig zurück.

Peter Gerstenberger sitzt im Rollstuhl. Um mit dem Bus fahren zu können, ist der 55-Jährige darauf angewiesen, dass so genannte Niederflurbusse im Einsatz sind. Das sind Busse, mit denen auch Gehbehinderte befördert werden können, weil sie barrierefrei sind und Platz für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen bieten. Fällt einer dieser Niederflurbusse aus, bleiben Menschen wie Peter Gerstenberger sprichwörtlich auf der Strecke.

Zweimal ist es dem Rollstuhlfahrer bereits passiert, dass statt des auf dem Fahrplan der Südbadenbus (SBG) ausgezeichneten Niederflurbusses ein sogenannter Hochbodenbus im Einsatz war. Zuletzt nahm der Busfahrer Gerstenberger und seinen Assistenten einfach nicht mit. "Ich finde das vom Busfahrer eine bodenlose Frechheit, und ich fühle mich als Person mit Behinderung diskriminiert", sagt Gerstenberger.

Schon beim ersten Mal, das war im September dieses Jahres, hatte sich Gerstenberger an das Kundencenter der Südbadenbus in Schramberg gewandt. In einer Mail hatte er geschildert, wie ihn sein Assistent mit "großem Kraftaufwand" in den Bus tragen musste. Der Busfahrer habe "anständigerweise" den Kofferraum geöffnet, damit der zusammengeklappte Rollstuhl verstaut werden konnte, denn im Bus sei kein Platz dafür gewesen. Fünf Minuten Verspätung habe die Aktion gekostet, schrieb Gerstenberger in seiner E-Mail an die SBG. Und: Bei einer Wiederholung eines solchen Vorfalls sehe er sich gezwungen, mediale Schritte einzuleiten.

SBG reagiert und mahnt Niederflurbuseinsatz beim Linienbetreiber an

Die SBG reagierte auf die Beschwerde mit einer Entschuldigung und versicherte, beim verantwortlichen Busunternehmen aus einem Nachbarort den Einsatz eines Niederflurbusses für den Regelbetrieb gefordert zu haben. Als Entschädigung wurde Gerstenberger ein Verzehrgutschein für ein Café im Wert von 3,50 Euro angeboten. "Den habe ich aus Gewissensgründen abgelehnt."

Die Geschichte wiederholt sich für den Rollstuhlfahrer am 7. Dezember. Er wartet zusammen mit seinem Assistenten am Busbahnhof Schramberg auf den Niederflurbus um 16.40 Uhr nach Rottweil. Was vorfährt ist ein Reisebus. Und diesmal weigert sich der Busfahrer, den Kofferraum für den Rollstuhl zu öffnen. "Ich wurde nicht befördert", ärgert sich Gerstenberger. "Dies verstößt meiner Meinung nach gegen das Beförderungsgesetz."

Auch Markus Jehle, Niederlassungsleiter der SBG in Villingen, bedauert, dass Gerstenberger nicht befördert wurde. "In der Regel klappt der Einsatz der Niederflurbusse", betont er auf Nachfrage. Allerdings sei eine 100-prozentige Gewährleistung nicht möglich. Falle ein Niederflurbus kurzfristig aus, käme auch schon mal ein Hochbodenbus zum Einsatz – wie an jenem 7. Dezember. Um zu klären, ob auch wirklich gemäß Fahrplan ein Niederflurbus im Einsatz ist, könnten Kunden sich an das Schramberger Kundencenter wenden.

Bis 2022 müssten die Busunternehmen komplett auf "Niederflurigkeit" umstellen, so Jehle. Das heißt, dass dann alle im öffentlichen Nahverkehr eingesetzten Busse für die Beförderung von Rollstuhl-, Rollatorfahrern und Kinderwagen ausgestattet sein sollten. Bis dahin müssen Menschen mit Gehbehinderung aber wohl immer wieder damit rechnen, dass ihre Beförderung bereits an der Haltestelle endet.