Evi Jobst, Susanne Fritsch, Lisa Interschick, Roland Scharfenberg und Martin Höfflin-Glünkin erklären ihre Entscheidung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesprächsabend: Evangelische Theologen vertreten unterschiedliche Auffassungen / Nicht alle erteilen Segen

Schramberg-Tennenbronn (czh). Auf "eine wichtige Frage" findet sich in der Bibel keine eindeutige Antwort, mussten die Teilnehmer an einer Diskussion über Homosexualität einräumen. Die evangelische Kirchengemeinde Tennenbronn hatte für ihren zentralen Gesprächsabend zur "Segnung gleichgeschlechtlicher Paare" vier geistliche Vertreter ins Gemeindehaus eingeladen.

Unter der Moderation der Vorsitzenden der Bezirkssynode, Evi Jobst, begründeten die Pfarrer aus St. Georgen und Diakon Martin Höfflin-Glünkin ihre Entscheidung zur Segnung Gleichgeschlechtlicher in der Kirche. Die Landessynode habe 2003 zwar "die geistliche Begleitung von Paaren" empfohlen, aber nicht ihre Segnung in öffentlichen Gottesdiensten, klärte Evi Jobst über kirchliche Beschlüsse auf.

Im April diesen Jahres habe die Landessynode präzisiert, dass eingetragene Partnerschaften in evangelischen Traugottesdiensten gesegnet werden könnten. Die Pfarrer könnten entscheiden, ob sie verheiratete homosexuelle Partner segnen wollten.

Pfarrerin Susanne Fritsch aus der Lorenzkirche in St. Georgen fand trotz intensiver Suche "kein biblisches Mandat für die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare". Im Gegenteil werde Homosexualität kritisch bewertet und Gott habe den Mensch geschaffen als "einen Mann und eine Frau". Darin sah auch der Pfarrer aus Peterzell, der promovierte Theologe Roland Scharfenberg, "Gottes Masterplan einer Ehe von Mann und Frau". Weil in beiden Testamenten Homosexualität als "Abweichen vom Weg Gottes" angedeutet werde, lehne er ebenfalls die kirchliche Segnung solcher Paare ab.

Pfarrerin Lisa Interschick aus St. Georgen wollte der Offenbarung Gottes in eigenen Glaubenserfahrungen nachspüren. Jesus habe sich nicht zu dem Thema geäußert, aber Achtung, Respekt und Liebe gegenüber allen Menschen erfordere die Schöpfung Gottes. Deshalb stehe es ihr nicht zu, darüber zu entscheiden, wer wen liebt. Sie werde deshalb auch gleichgeschlechtliche Paare in einem Traugottesdienst mit den Gästen des Paares segnen. Auch Diakon Martin Höfflin-Glünkin hatte nur indirekte Antworten in der Bibel gefunden, die sich "nur auf Sexualpraktiken beziehen". Homosexualität sei eine Veranlagung und liege nicht in der eigenen Entscheidungsfreiheit. Deshalb müsse man Menschen so annehmen, wie Gott sie geschaffen habe.

Die Bibel befinde, es sei nicht gut, dass der Mensch alleine sei: "Wenn zwei Menschen für einander einstehen und sich treu sein wollen, ist das gut", wolle er dazu Gottes Segen erbitten. Hartmut Bauer, Arzt in Tennenbronn, sah in Homosexualität eine Blasphemie (Gotteslästerung) und "keine Schöpfungsvariante". Seine Frau bekräftigte, das sei nicht die Schöpfung, die Gott geschaffen habe.

Ein anderer Redner empfand Homosexualität als Deformation und Zerrbild der Schöpfung. Es seien Veränderungen möglich, meinte ein weiterer, aber Jesus verändere nicht hin zur Homosexualität. Eine verheiratete junge Frau betonte, sie fühle Liebe für ihre Frau und ihr Zusammenleben schade niemand anderem. Sie wollten als Christen in Partnerschaft leben.