Möglicherweise werden nach der jetzt bevorstehenden Felsräumung Prallwände im Bernecktal überflüssig, weil neue Fangnetze auch größere Brocken aufhalten können. Archiv-Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Bericht von 1914 über Felsräumung auf unfallträchtiger Strecke / Neue Vollsperrung wegen Sicherungsmaßnahmen

Von Edgar Reutter

Schramberg-Tennenbronn. Das Bernecktal war nicht nur von jeher wildromantisch und spektakulär, sondern auch ein ständiger Risikofaktor – nicht erst seit den jüngsten Felsstürzen.

Fritz Grießhaber aus Tennenbronn hat einen Zeitungsbericht aus dem damaligen "Brigachbote" von 1914 entdeckt, der Aufschluss darüber gibt, dass gerade auch vor 100 Jahren Gefahrenherde auf der damals noch weitaus schlechteren Verbindungsstraße zwischen den heutigen Stadtteilen beseitigt werden mussten.

Wie die Zeitung damals schreibt, "werden gegenwärtig im Bernecktale oberhalb an der Stelle, wo die Straße eine außerordentlich scharfe Kurve macht und wo vor einigen Jahren mehrere Insassen eines voll besetzten Fuhrwerks und erst neulich ein junger Radfahrer von auswärts tödlich verunglückten, am vorspringenden Felsen Blöcke herausgebrochen, um für Fahrer und Führer ein größeres Gesichtsfeld zu gewinnen. Diese begrüßenswerte Neuerung wird namentlich auch im Interesse der neuen Autoverbindung mit St. Georgen durchgeführt. Eine fast ebenso gefährliche Stelle befindet sich einige hundert Meter weiter oben bei der Teufelsküche. Die schärfste Kurve aber ist sicherlich unterhalb des Städtischen Gaswerkes auf badischem Gebiete. Daselbst sollte auch Abhilfe geschaffen werden. Lenkern von Fahrrädern, Autos und Fuhrwerken ist auf der kurvenreichen Straßenstrecke Tennenbronn – Schramberg – Schiltach immer große Vorsicht anzuraten."

Und trotz der schier endlosen Sperrung zur Felsberäumung und Hangabsicherung herrscht dort bis heute noch keine Ruhe. Vom 25. August bis zum 12. September finden erneut Hangsicherungsmaßnahmen statt, die Strecke wird für diesen Zeitraum komplett gesperrt. Auf der Verbindungsstrecke zwischen Tennenbronn und Schramberg gab es in den vergangenen beiden Jahren immer wieder erhebliche Zwischenfälle. Zunächst war die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt, dann wegen akuter Steinschlaggefahr. Im vergangenen Jahr wurden 1500 Festmeter Holz mit einem Helikopter ausgeflogen und 2000 Tonnen Geröll abgeräumt. Im Dezember 2013 schließlich wurde die Straße wieder eröffnet; im Frühjahr kam es jedoch erneut zu Steinschlägen. Deshalb gibt es nun erneut eine Felsräumung, die sich laut Auskunft des Straßenbauamts ohne Vollsperrung nicht meistern lasse, da Prallwände durschlagen werden könnten. Die Arbeiter sollen zunächst mit Brecheisen versuchen, die Felsen zu entfernen. Bei Bedarf wurden auch kleinere Sprengungen beantragt, um die Arbeiten nicht unnötig zu verzögern. Mit Rücksicht auf die Belange des Naturschutzes, und um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, wurden die drei letzten Ferienwochen ins Auge gefasst, in denen weniger Busse unterwegs sind.

Ob nach der erneuten Felsräumung im Bernecktal Ruhe einkehrt, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Vielleicht kann künftig auf Prallwände verzichtet werden, wenn der Geologe grünes Licht gibt und im Frühjahr außerdem weitere Fangnetze montiert worden sind, die auch größere Brocken zurückhalten. Die genauen Standorte werden vom Straßenbauamt in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Freiburg untersucht. Die Kosten trägt wie bisher das Land, da es sich um eine Landesstraße handelt. Etwa eine Million Euro haben sämtliche Arbeiten bislang gekostet. Um das Holz auszufliegen, brauchte ein Helikopter 46 Flugstunden. Bislang wurden 2000 Tonnen Gestein abgeräumt der größte Brocken wog 35 Tonnen.