An 34 Tagen im vergangenen Jahr war das Regenüberlaufbecken in Waldmössingen so voll, dass der Überlauf mit Kanalisationswasser in den Heimbach gelangte. Dies sieht ein Anwohner als "unhaltbaren Zustand". Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Kapazität des Regenüberlaufs reicht nicht aus. Damenbinden, Kondome und Toilettenpapier sind Bild des Ekels.

Schramberg-Waldmössingen - In Waldmössingen beschweren sich Bürger, weil Abwasser aus der Kläranlage ungeklärt in den Heimbach fließt. Abhilfe seitens der Stadt ist nicht zu erwarten, sie wähnt sich rechtlich auf der sicheren Seite.

Wenn im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt, es längere Zeit regnet oder auch nach einem kräftigen Gewitterguss: Dann wird Kanalisationswasser in der Kläranlage im Regenüberlaufbecken (RÜB) aufgefangen und, wenn auch dieses voll ist, ungefiltert in den Heimbach geleitet. Schwimmende Damenbinden, Kondome und Toilettenpapier zeichnen ein Bild des Ekels. Und das gleich neben dem Abenteuerspielplatz.

Das sieht nicht nur Hariolf Schneider als "unhaltbaren Zustand". Er spaziert, wie er gegenüber dieser Zeitung betont, an dieser Stelle öfters vorbei mit seinem Hund. Da sich auf dem nahe gelegenen Freizeitgelände bei gutem Wetter viele Kinder und Familien vergnügen, die im Sommer sogar Obst und Getränke im Heimbach kühlen, warnt er.

"Da schwimmen Keime im Bach und stellen ein gesundheitliches Gefahrenpotenzial dar. Wenn so was der Bürger tun würde, hätte er sofort eine Klage am Hals". In der Gemeinde würden Millionen Euro für den Bau von Regenauffangbecken ausgegeben. Auf der anderen Seite besteuere die Stadt Eigentümer von Zisternen, obwohl sie etwas für den Umweltschutz täten. Dann stehe da noch ein Schild "modernste Kläranlage Deutschlands". Das passe nicht ins Gesamtkonzept, auch wenn in den vergangenen Jahren einiges zur Verbesserung getan worden sei, kritisiert Schneider und fordert zum Handeln auf. Seine Kinder will er vorsorglich nicht mehr am Bach spielen lassen.

Wie Klaus Dezember als Abteilungsleiter Tiefbau der Stadtverwaltung auf Anfrage verriet, sei das Überlaufen des RÜB kein Einzelfall der Kläranlage Waldmössingen. Das komme auch bei anderen Kläranlagen immer mal vor, auch in Schramberg-Tal. Nur falle es den Bürgern dort weniger auf, weil die Schiltach ein größeres Gewässer ist und nebenan kein Spielplatz angrenze, erklärt er.

Jede Kläranlage sei für eine bestimmte Wassermenge ausgerichtet. Es gebe eine so genannte Schmutzfrachtberechnung, nach der eine bestimmte Menge Schmutz aus dem Abwasser herausgeholt werden müsse. In diese Berechnung flössen Einwohnerzahl und vorhandenes Gewerbe mit ein. Die Kläranlage Waldmössingen müsse demzufolge 25 Liter Schmutzwasser pro Sekunde verarbeiten und könne das auch. Wenn jedoch im Frühjahr der Schnee schmelze oder es längere Zeit stark regne und die Aufnahmekapazitäten erschöpft seien, werde nicht verarbeitetes Schmutzwasser im RÜB aufgefangen. Sei auch dieses voll, müsse das Wasser in den Vorfluter, sprich Heimbach, abgeschlagen werden. Zwar setzten sich Grobstoffe in der Regel unten im RÜB ab und technische Einrichtungen darin würden weiteren Schmutz ausfiltern. Dennoch könne es passieren, dass Abfallstoffe in den Bach gelangten, räumte Dezember ein. Gesundheitsgefährdend sei dies aber nicht. Auch seien ihm bisher keine Fälle von Erkrankungen bekannt. Eine Gefahr speziell für Kinder sehe er eher in den Hinterlassenschaften von Hunden und Katzen. Die Einleitungen in den Heimbach würden protokolliert und dem Landratsamt zugesandt. Von dort habe es bisher keine Beanstandungen gegeben.

Im vergangenen Jahr habe das RÜB an 34 Tagen Wasser in den Heimbach abgeschlagen. Am stärksten betroffen seien die Monate März bis Mai mit insgesamt 18 Abschlagstagen gewesen. Zwischen Juni und August habe es Einleitungen an sechs Tagen gegeben. Allerdings sagten die Anzahl der Tage nichts über die eingeleitete Wassermenge aus. Nur so viel: In den Sommermonaten flössen deutlich geringere Wassermengen in den Heimbach.

Direkt nach dem Regen sollte man dennoch nicht am Bach spielen oder Lebensmittel kühlen, rät der Tiefbauamtsleiter.