Der FV Tennenbronn feierte Geburtstag - und der SC Freiburg gratulierte. Auf dem Platz wurden keine Geschenke verteilt. Foto: Buchholz

Fußballfest trotz mehrerer Gegentreffer: FV Tennenbronn feiert Geburtstag. Fans bestürmen in St. Georgen ihre Idole.

Schramberg-Tennenbronn - Der FV Tennenbronn konnte am Mittwoch sein wohl größtes Geburtstagsgeschenk mit dem Gastspiel gegen den SC Freiburg genießen. Trotz der (erwarteten) 0:14-Niederlage (Halbzeit 0:5) gegen den Bundesligisten erlebten mehr als 3000 Zuschauer ein perfektes Fußballfest im St. Georgener Roßbergstadion. Selbst Petrus gab kurz vor Spielbeginn noch seinen "fetten" Segen in Form eines ausgiebigen Regenschauers. Dafür erlebten Verantwortliche und Zuschauer eine echte Fußballparty. Am WM freien Tag kamen fußballhungrige und neugierige Gelegenheitsfans von nah und fern voll auf ihre Kosten.

"Genießen, Spaß haben ohne Rücksicht auf das Ergebnis", lautete die Devise von Tennenbronns Trainer Winfried Hermes vor dem Spiel. Insgeheim liebäugelte der Coach der "Schwarzblauen" mit einem Ergebnis von 15 Gegentoren, plus minus fünf, und lieferte mit seinem Tipp eine Punktlandung.

Schon lange vor Spielbeginn belagerten Scharen von Kindern und Jugendlichen das Sankt Georgener Sportgelände. Als kurz nach 17 Uhr endlich der SC-Mannschaftsbus vorfuhr, waren die Autogrammjäger längst für den Wettkampf um die begehrten Unterschriften gerüstet. Bereitwillig erfüllten die Profis die Wünsche ihrer Fans.

Auch der sympathische schlagfertige Freiburger Coach stand Rede und Antwort und setzte seinen Schriftzug auf Trikots, Bälle, Poster und was die Kinder alles mitgebracht hatten.

FV-Keeper zeigtstarke Paraden

Auf die Frage, ob es ihm und seinem Team heute Spaß macht gegen Tennenbronn zu spielen antwortete Streich spontan: "Wir nehmen das Spiel in erster Linie als Vorbereitungsspiel, aber natürlich freut es uns, gegen die ehemaligen Kameraden von unserem Spieler Christian Günter und in seiner Heimat zu spielen!" Kürzer fiel seine Antwort auf die Frage aus, ob er auch "ein Auge" auf das Können und die möglichen Talente beim FV Tennenbronn habe? Man brauch gerade niemanden, daher sei das kein Thema, sagte er.

Stefan Meier, Chef der Katharinenhöhe, strahlte auch übers ganze Gesicht. Zum einen durften zahlreiche behinderte Fußballfans ebenfalls das Fußballspiel erleben, zum anderen bekam die Rehabilitationsklinik von jeder verkauften Eintrittskarte einen Obolus. Sein Tipp vor dem Spiel klang mehr als diplomatisch: "Der SC Freiburg hat gute Chancen zu gewinnen." Recht sollte er behalten.

Obwohl ein Hauch von Brasilien durchs Roßbergstadion wehte, schaffte es der FV Tennenbronn als krasser Außenseiter nicht, die Partie ähnlich lange offen zu halten wie am Montag Algerien gegen Jogis Jungs, aber immerhin hielt FV-Keeper Pascal Wegner die "Schießbude" eine Viertelstunde vernagelt.

Nach drei Minuten musste der FV jedoch erstmals bei einem Lattentreffer durchatmen. Apropos Verschnaufpausen. Diese gönnten die Profis trotz zweier zurückgelegter Trainingseinheiten den Amateuren nicht. Allerdings hatte SC-Keeper Sebastian Mielitz nach zehn Minuten den ersten Ballkontakt und der FV durch Jens Storz eine Minute später die erste nennenswerte Torchance.

In der 15. Minute markierte Oliver Sorg mit einem Flugkopfball das erwartete 0:1 für den SC Freiburg. In der 20. Minute. rettete für Tennenbronn der Torpfosten, ehe sich Clemens Günter bei einem schnellen Tennenbronner Angriff tatsächlich die Ausgleichschance bot.

In der Halbzeitpause verriet der Cousin von Christian Günter, der verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte, dass es einem schon etwas anders wurde, plötzlich gegen eine Bundesligamannschaft vor dem Tor aufzutauchen.

In der 28. Minute ließ sich der FV nach einem Foulspiel blenden. Freiburg führte schnell aus und Caleb Stanko erhöhte clever auf 0:2. Die Tennenbronner Fans klatschten artig, obwohl ihnen natürlich ein Tor ihrer Farben bedeutend lieber gewesen wäre. Herbert Zimmermanns legendärer Torschrei von 1954, "Tor, Tor, Tor", und der eingespielte Ohrwurm von Avicii verkündeten nach einem satten Schuss ins lange Eck (33. Minute) das 0:3 durch Philipp Zulechner.

Paukenschlag nach der Pause: Elfmeter

In der 37. Minute heimste sich FV-Torwart Pascal Wegner, der für dieses Spiel extra Trainingsschichten eingelegt hatte, Beifallsovationen ein. Mit einem doppelten Reflex parierte er gleich zweimal die Freiburger Chance auf das 0:4. Eine Minute später zeigte der Schlussmann nochmals seine Klasse, ehe Felix Klaus in der 39. Minute kurzen Prozess machte und ins lange linke Toreck zum 0:4 vollendete.

In der 43. Minute kam Sebastian Freis aus kurzer Distanz sträflich frei zum Schuss und es hieß 0:5. Als Pascal Wegner in der 44. Minute einen weiteren Freiburger Kopfball entschärfte, hatten die Zuschauer trotz des 0:5 ihren Helden des Spiels längst gewählt.

SC-Kapitän Julian Schuster meinte auf die Frage, ob er sich mit FV-Torwart Pascal Wegner für die Halbzeit auf einen Deal verständigt habe? "Nein, kein Deal, der hält doch aus unserer Sicht ohnehin schon viel zu viel!"

Die zweite Spielhälfte begann gleich mit einem Paukenschlag. Nach Foul im Strafraum, verwandelte Karim Guédé den fälligen Strafstoß zum 0:6. Freistoßspezialist Jonathan Schmid kannte in der 53.Min. mit seinem direkt an der Mauer vorbei verwandelten Freistoß zum 0:7 auch kein Erbarmen. Fünf Minuten später erhöhte Jonathan Schmid aus der Distanz auf 0:8. Trotz oder gerade wegen des wachsenden Ergebnisses war der Spaßfaktor auf beiden Seiten und auch den Zuschauern riesig. Falou Diagne gab ohne überlegen zu, dass ihm das Spiel gegen den FV Tennenbronn deutlich mehr Spaß bereite als die obligatorischen Trainingseinheiten. Diesen Worten schien sich auch Nicolas Höfler anzuschließen, der in der 61. Minute per wunderschönem Kopfball auf 0:9 erhöhte. Vladimir Darida nahm in der 63. Minute die Tennenbronner Hintermannschaft bei seinem abgefälschten Schuss zum 0:10 zur Hilfe.

Sehenswert auch das 0:11, als Sebastian Kerk mit einem satten Schuss das Leder ins linke untere Eck zirkelte. In der 70. Minute war nochmals Vladimir Darida zum 0:12 am Zug, ehe Tennenbronn endlich zur ersten und ersehnten Torchance in der zweiten Spielhälfte durch Benjamin Moosmann kam.

Insgeheim hatten etliche Zuschauer mit einem "kleinen Geburtstagsgeschenk" in Form des Ehrentreffers gegen die Breisgauer gerechnet, doch weit gefehlt, schlossen die Verantwortlichen nach dem Schlusspfiff ein solches Entgegenkommen komplett aus. Stattdessen durften sich die Jubiläumsgäste, die im gesamten Stadionrund für eine prächtige Kulisse gesorgt hatten, über das 0:13 in der 87. Minute und den sportlichen Schlusspunkt ebenfalls durch Sebastian Kerk freuen.

Als die Unparteiischen abpfiffen, war noch lange nicht Schluss. Geduldig lauerten die Kinder und Jugendlichen in Menschentrauben auf ihre Idole, um nochmals die Chance nach Autogrammen beim Schopfe zu packen.

Das Jubiläumsspiel war das perfekte Jubiläumshighlight für den 100-jährigen FV Tennenbronn und einen kleinen Erfolg fuhren die Geburtstagsgastgeber schließlich doch noch ein.

Einfach toll und vor allem perfekt geplant, organisiert und durchgeführt war der Tenor nicht nur von Freiburger Seite. In der Stadiongaststätte ließen sich Gäste und Gastgeber mit der Vorstandschaft nach dem Spiel noch kulinarisch verwöhnen.