Zieht sich zurück: Homag-Mitbegründer Gerhard Schuler Foto: Schwenk Foto: Schwarzwälder-Bote

Homag-Mitbegründer gibt Büro auf / Nach Übernahme durch Dürr-Gruppe ziehen Aktionärspools an einem Strang

Von Regina Schwenk

Freudenstadt/Schopfloch. Die Ruhe nach dem Sturm: Gut sieben Monate ist es her, dass bei der Schopflocher Homag Group der Hauptaktionär wechselte. Die Deutsche Beteiligungs AG, kurz DBAG, stieg aus, der Automobilzulieferer Dürr mit Sitz in Bietigheim- Bissingen stieg ein.

Seitdem konnte man bei dem Hersteller von Maschinen zur Holzbearbeitung so etwas wie den großen Kehraus beobachten. Vorstandschef Markus Flik ging, ebenso Finanzvorstand Hans-Dieter Schumacher. Und auch einige Aufsichtsräte aus dem Dunstkreis der DBAG verließen das Unternehmen. Das neue Führungspersonal kommt von Dürr. Vorstandsvorsitzender Ralph Heuwing, Aufsichtsratsvorsitzender Ralf W. Dieter und Peter Matheis, seit April neuer Homag-Finanzvorstand, bekleiden jeweils auch bei der Dürr-Gruppe Führungspositionen. Der Automobilzulieferer hält über die Dürr Technologies GmbH 55,9 Prozent der Homag-Anteile. Zusätzlich trat Dürr mit einem Anteil von drei Prozent dem Schuler-Klessmann-Ak-tienpool bei.

Bereits im März dieses Jahres hatten die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zugestimmt, der Homag endgültig unter das Dach der Dürr-Gruppe holte. Auf die außerordentliche folgte am gestrigen Freitag dann die ordentliche Hauptversammlung. Und die zeigte endgültig, dass bei Homag wieder ein anderer Wind weht. "Begrüßen möchte ich auch unseren Unternehmensgründer Gerhard Schuler mit seiner Familie", leitete Vorstandsvorsitzender Ralph Heuwing seine Rede zur Unternehmenslage ein. Derart herzliche Töne hatte man unter der Ägide der DBAG eher selten vernommen.

Schuler selbst sprach direkt im Anschluss. Und auch seine Rede zeigte: Die Homag-Mehrheitseigner ziehen wieder an einem Strang. Der neue Inhaber, so Schuler, sei "kein Finanzinvestor, sondern ein besonders guter industrieller Investor". Für Homag, so Schuler, sei die Dürr-Gruppe ein neues finanzielles Standbein. Und das, zeigte sich der Firmenpatron optimistisch, auf lange Sicht. "Ich bin mir sicher, wenn das richtig gemacht wird, wird es gut und erfolgreich."

Das, so Schuler, mache ihm den geplanten Rückzug aus dem Unternehmen erst möglich. Er wolle künftig mehr Zeit für seine Ehefrau, die drei Töchter und sechs Enkel haben. "Bislang sind sie häufig zu kurz gekommen, und damit das nicht mehr so ist, ist es notwendig, mein Büro in der Homag aufzugeben."

Er hoffe jedoch, so der Firmenmitbegründer, "dass ich trotz zunehmendem Alter und schwindender Kräfte meiner Aufgabe als Fels in der Brandung weiter nachkommen kann". Noch wichtiger sei aber, dass Homag unter der neuen Führung weiter auf- und ausgebaut werde. Zudem, so Schuler, werde sich der Schuler-Klessmann-Pool auch weiterhin voll und ganz im und für das Unternehmen engagieren.

Den Einstieg der Dürr- Gruppe in den Pool wertete Schuler positiv. "Es ist wichtig, dass Aktionärspools gut zusammenarbeiten. Das war mit der DBAG nicht mehr möglich." Er hoffe nun darauf, "dass das partnerschaftliche Miteinander bleibt. Zum Wohle unserer Unternehmensgruppe und damit zum Wohle unserer Mitarbeiter."

Seinen "Homaglern" hatte Schuler zuvor persönlich für den 2014 erzielten Rekordumsatz von 915 Millionen Euro gedankt.

Im laufenden Jahr will die Homag Group dieses Ergebnis nochmals übertreffen. Laut dem Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Hardy Hamann, keine unrealistisches Zielsetzung: "Ich bin mir sicher, dass wir die Milliarde im nächsten Jahr knacken."

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