Entwarnung: Die bei Schopfloch von der Gemeindeverwaltung aufgestellten Warnschilder entpuppten sich als blinder Alarm. Bei den auftretenden Gespinsten handelt es sich um Larvennester des Nachtfalters "Frühlings-Wollafter". Foto: Ade

"Frühlings-Wollafter" bietet seltenes Naturschauspiel. Entwarnung: kein Eichenprozessionsspinner.

Schopfloch - An der alten Verbindungsstraße von Oberiflingen nach Schopfloch und am Radweg vor dem Höhenparkplatz Richtung Schopfloch hatten noch am Montag Schilder vor giftigen Schmetterlingsraupen gewarnt. Gestern gab es Entwarnung.

"Achtung! Für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Gefahr durch Eichenprozessionsspinner! Die Gemeindeverwaltung", hatte auf den roten Warnschildern gestanden.

Besorgte Passanten hatten vergangenen Freitag sackartige Raupennester (Gespinste) gesichtet. Vorsorglich hat die Gemeinde – in der Annahme, dass es sich um die Raupen des Eichenprozessionsspinners handelt – nach Rücksprache mit dem Landratsamt und dem zuständigen Förster an mehreren Stellen des befallenen Gebiets Hinweisschilder aufgestellt, wie Bürgermeister Klaas Klaassen auf Anfrage unserer Zeitung berichtet. Er gab gestern Entwarnung: Am Montag sei eine Spezialfirma vor Ort gewesen und habe festgestellt, dass es sich nicht um die gefürchteten Raupen des Eichenprozessionsspinners handelt.

Vielmehr scheint es sich um Raupen des seltenen Nachtfalters "Frühlings-Wollafter" zu handeln, die an den betroffenen Gehölzen ein besonderes Naturschauspiel bieten. Laut der Internetseite Schmetterlinge-Westerwald ist die Art in Deutschland weit verbreitet, aber nicht besonders häufig, da sie besonders auf Kalkmagerrasen vorkommt und dort besonders an der Schlehe. Die Raupen leben demnach gesellig an und in ihrem sackartigen Gespinst. Tagsüber fressen sie, wie auch in Schopfloch an der Schlehenhecke zu beobachten war, ihren Wirtsstrauch kahl.

Einige Meter entfernt befand sich am Rande der Straße eines der typisch sackförmigen Raupengespinste auch an einem Zwetschgenbaum. Die Raupenart ist Experten zufolge nur in Ausnahmefällen schädlich. Meist seien nur einzelne Gehölze betroffen, was laut dem Portal schmetterling-raupe.de toleriert werden sollte.

Spektakulärer als der spätere eigentliche Nachtfalter aus der Familie der Glucken sind gerade die Raupennester und die Raupen selbst, wenn sie ihre Wirtssträucher oder –bäume bevölkern. Zur Vorbeugung und Bekämpfung wird in der Diagnosebank für Gehölze "Arbofux" für den "Wollafter" empfohlen, Nester mit Raupen frühzeitig mechanisch zu entfernen um wiederholte Fraßschäden zu vermeiden. Bei jungen Pflanzen sei ein Kahlfraß möglich.

Laut Wikipedia kommen die nachtaktiven Tiere fast in ganz Europa vor. Sie leben an Waldrändern und im verbuschten Gelände, aber auch in Alleen und Parks. Sie waren in ganz Mitteleuropa weit verbreitet, sind aber mittlerweile vielerorts verschwunden und gefährdet. Die Falter selbst erreichen eine Flügelspannweite von 30 bis 35 Millimetern. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist dunkel rotbraun. Am Flügelansatz und nahe der Flügelmitte befinden sich zwei leuchtend weiße Flecken. Die Hinterflügel sind ebenfalls dunkel rotbraun und haben einen weißen Rand. Die grau-braune Afterwolle am Hinterleib gibt den Nachtfaltern ihren Namen.

Die Raupen des zunächst vermuteten Eichenprozessionsspinners kommen dagegen – wie der Name schon sagt – vorwiegend an Eichen vor. Die Raupen dieses Schmetterlings bilden Brennhaare aus, die bei Menschen Gesundheitsbeschwerden auslösen können, etwa Allergien und Hautreizungen.