Schulsozialarbeiterin Gabriela Chudoba hat zündende Idee: Theaterstück stärkt auch die Gemeinsamkeit

Von Hans-Jürgen Kommert

Schonach. Sie heißen Filip, Jenni oder "Jenny mit Ypsilon", Gianluca oder Karolina, Chiara, Dawid oder auch Kamil. Denn – immer öfter suchen sich Firmen in Deutschland Fachkräfte im Ausland, auch in Schonach.

Und häufig bringen diese Facharbeiter beim Umzug zum Arbeitsplatz auch ihre Familie, ihre Kinder mit. Diese kommen nach Deutschland, zumeist ohne ein Wort der neuen Sprache zu kennen. Dem Ziel, die Sprache zu erlernen, widmet sich die Sprachwissenschaftlerin Ranka Pretzer-Korac. Zweimal wöchentlich gibt sie an der Dom-Clemente-Schule Schonach Unterricht.

DaF, das heißt "Deutsch als Fremdsprache". Da es zwischen den Kindern aus den verschiedenen Volksgruppen immer wieder zu Streitereien kam, hatte Schulsozialarbeiterin Gabriela Chudoba die zündende Idee. Ein Theaterstück, das in Deutsch aufgeführt wird, von Kindern, für die Deutsch eine Fremdsprache ist. Und bei denen sich die Wenigsten untereinander in ihrer eigenen Sprache verständigen können.

Vier Monate wurde geübt. Drei kleine Stücke sind dabei entstanden, das erste mehr ein Tanz mit italienischer Musikbegleitung. Doch schon beim zweiten wurde man nachdenklich. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Wie ein Wolf lesen lernt." Der ziemlich verhungerte Wolf kommt in ein Dorf, wo er aber bei den Tieren des Bauernhofs nicht wirklich Angst verbreitet, im Gegenteil, die sitzen da und lesen. "Euch zeig ich’s, das kann ich auch", und geht im Dorf zur Schule, wo er unter den Schulkindern schnell Freunde findet.

Und wirklich, er lernt schnell lesen. Doch als er das den Tieren beweisen will, lachen sie ihn aus. Und dann geht er hin, kauft viele Bücher. Wieder wird er verlacht, er bringe zu wenig Herz mit. Dann kauft er von seinen letzten Kröten ein Märchenbuch – das er seltsam findet.

"Glaubt ihr wirklich, ein Wolf wäre so dumm und fräße Omas? Oder er würde ein Geißlein nicht finden, das sich in der Uhr versteckt?", fragt er seine Klassenkameraden. Doch die meinen, mit diesem Buch könnte er es schaffen. Und tatsächlich findet er die Anerkennung, die er anstrebte. „Ich weiß gar nicht, warum manche Leute über Lehrer so schlecht reden. Ich konnte es den angeberischen Tieren zeigen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", resümierte der Wolf.

Aschenbrödel in einer sehr eigenwilligen Fassung mit dem "Prinz der Herzen", der sich mehr oder weniger nur schön findet, einem Aschenbrödel, das fast alles "okay" fand und zwei hässlichen Schwestern, denen der Schuh drückte, war Teil drei.

Gerade durch die einfache Spielweise kam es immer wieder zu Lachern im Publikum, das begeistert applaudierte.

So manches Elternteil mag es schätzen, dass sein Kind sehr schnell Deutsch lernt. Und als die Kinder die Bühne verließen, ließen sie sich von Papa und Mama feste drücken – und zur Belohnung hatte Schulleiterin Sabine Emde für alle Eiskonfekt dabei, das sie mit Schulsekretärin Doris Tritschler an die Akteure verteilte.

Begeistert zeigten sich schließlich auch die Lehrer der Dom-Clemente-Schule Schonach. Auch die Realschule Triberg war mit einer Lehrerin vertreten.

Ranka Pretzer-Korac durfte sich mit zwei dicken Blumensträußen auf den Nachhauseweg machen, denn neben der Schulleitung hatten die Schauspieler einen bereit. Die Stücke hatte sie selbst für die Schüler umgeschrieben. Sie richtete ihren Dank vor allem an die Mädchen und Jungen, vergaß aber nicht, die zahlreichen Firmen der Raumschaft Triberg zu erwähnen, ohne deren Hilfe das nicht realisierbar sei.