Obwohl in Schonach und Triberg ein Arzt fehlt, ließ die kassenärztliche Vereinigung sich so lange Zeit, bis ein interessierter Mediziner der Raumschaft wieder den Rücken kehrte. Foto: Pleul

35-Jähriger lässt sich woanders nieder. Bürgermeister Frey beklagt "Nichtstun" der Kassenärztlichen Vereinigung.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Beinahe hätte Schonach einen neuen Hausarzt gehabt. Der junge interessierte Arzt hat seine Absicht, in Schonach zu praktizieren, nun zurücknehmen müssen. "Die Kassenärztliche Vereinigung hat durch ihr zögerliches Verhalten alles verhindert", ärgert sich Bürgermeister Jörg Frey. Dabei war schon alles so gut wie abgewickelt.

Seit fast einem Jahr war die Gemeinde Schonach mit dem 35-jährigen deutschen, in der Schweiz praktizierenden Arzt in Kontakt. "Seine Frau ist angehende Ärztin, das wäre ein Glückstreffer gewesen", sagt Frey im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die Praxisräume hatte man schon gemeinsam besichtigt, ebenso ist eine Wohnung für die fünfköpfige Familie besorgt worden. "Ein Arzt kann sich aber nur niederlassen, wenn er dazu eine Zulassung von der Kassenärztlichen Vereinigung bekommt", informiert Frey weiter. Die Krux an der Sache: Eine Zulassung für einen neuen Arzt wird nur dann ausgestellt, wenn keine ärztliche Überversorgung vorhanden ist.

Genau das ist aber der Fall. Im Mittelbereich Villingen-Schwenningen herrscht derzeit eine Überversorgung von 110,6 Prozent. Schonach, Triberg und Schönwald zählen zu diesem Mittelbereich Villingen-Schwenningen, welcher das ganze Kreisgebiet mit Ausnahme der südlichen Gemeinden Donaueschingen, Blumberg, Bräunlingen und Hüfingen umfasst. "Wir werden mit dem Oberzentrum gemessen, dabei herrscht im westlichen Kreisgebiet ein totaler Ärztemangel", echauffiert sich Frey. In einem Beratungsgespräch mit Frey und dem interessierten Arzt bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Freiburg, wurde die Möglichkeit eines Antrags auf "Sonderbedarfszulassung" aufgezeigt. Dieser Antrag wurde Ende Januar 2014 gestellt. Bis heute hat die Kassenärztliche Vereinigung nicht über diesen Antrag entschieden. Unzählige Briefe und Telefonanrufe seitens Frey waren vergebens. "Dieses Nichtstun der Kassenärztlichen Vereinigung hat dazu geführt, dass sich der junge Arzt entschieden hat, nicht nach Schonach zu kommen, sondern sich in einem anderen Bundesland niederlässt", bedauert Frey.

Dieser Vorfall hat der Schonacher Schultes bereits mehreren Landtagsabgeordneten geschildert. "Alle rufen, wir brauchen junge Ärzte auf dem Land, wir hätten einen an der Hand gehabt", sagt er verärgert. Nichts desto trotz wird die Gemeinde Schonach weiter nach einer Lösung suchen. "Nichts bewegt die Bürger so sehr wie den Ärztemangel in unserer Raumschaft", weiß Frey.