Foto: Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Zeichnungen zeigen geplantes Gebäude mit Umgebung / Diskussion der zweiten Änderung

Von Claudius Eberl

Den größten Teil der jüngsten Gemeinderatssitzung nahm die Diskussion über den Entwurf zum neuen Bebauungsplan Schillerstraße, zweite Änderung, in Anspruch.

Schonach. Aufgrund der Sensibilität des Gebietes und auch der Größe des auf dem Gelände des ehemaligen Sembach-Gebäudes geplanten Neubaus in der Salzgasse stellte Bürgermeister Jörg Frey klar, dass eine Lösung nur über ein absolut transparentes Verfahren möglich sei. Nicht zuletzt deswegen hatte man wohl Margarethe Stahl von der Kommunalentwicklung eingeladen.

Frey ging auf das Bauvorhaben ein. Thomas Burger plant ein Gebäude mit zehn barrierefreien Wohnungen zu bauen. "Solche Wohnungen sind bisher nur in geringem Umfang verfügbar – der Bedarf ist aber vorhanden", versicherte Frey. Eigentümer des Geländes ist noch die Volksbank Triberg. Sie hatte vor Jahren die Fläche mit der Gemeinde getauscht, die im Gegenzug das Gelände des ehemaligen Hotels Lamm, wo heute das Rathaus steht, erhielt.

"Ausnahmen und Befreiungen wären für den Umfang des Gebäudes nicht ausreichend", erklärte Frey. Nur mit einer Änderung des Bebauungsplanes wäre die Verwirklichung möglich. Man sei sich durchaus über die Brisanz bewusst, habe Anlieger und Bauherr bereits zweimal zu Gesprächen gebeten, bei denen sich Änderungen abzeichneten. Mittlerweile seien mehrere Schreiben von Anliegern eingegangen, die vor allem über das große Baufenster, das geplante Flachdach und die Auswirkungen auf das Ortsbild klagten. "Hier müssen wir nun private Einzel- gegen die Allgemeininteressen abwägen."

Margarethe Stahl erläuterte die ins Auge gefassten Änderungen zwischen altem und neuem Bebauungsplan. Zudem hatte sie Zeichnungen parat, die das geplante Gebäude zusammen mit den Nachbar-Gebäuden zeigten.

Flachdach soll begrünt werden und darüber Entwässerung stattfinden

Christian Kuner (SPD) ging es vor allem um die Geschosszahl, Anzahl der Parkplätze, maximale Gebäudehöhe, die Einbindung in die Straßenplanung der Salzgasse oder die Vorgabe einer Zisterne. Man kam überein, dass auch der alte Bebauungsplan schon dreigeschossige Bebauung zuließ, dass man die Anzahl der Parkplätze nach den ortsüblichen Bedienungen vorschreiben wird und dass eine Zisterne nicht nötig sei, da das Flachdach begrünt werden soll und somit über dieses die Entwässerung stattfinden könne. Ob der Bauplan die Straßenplanungen für die Salzgasse einbeziehe, wollte man prüfen.

Herbert Rombach (CDU) sprach von einem grundsätzlich schwierigen Thema mit unterschiedlichen Interessen. Zwar sei ein Wohnungsbau wünschenswert, die Interessen der Anwohner aber verständlich. Hier lobte er die sehr sachliche und konstruktive Diskussion und bat darum, alle Beteiligten nochmals an einen Tisch zu bekommen: "Eine Kompromissbereitschaft habe ich erkannt, auch wenn jeder Abstriche machen müsste."

Helmut Kienzler (FW) konnte sich prinzipiell mit der Änderung des Bebauungsplans anfreunden – allerdings ohne Flachdach und einem weniger massiven Baukörper. "Eventuell könnte man das Gebäude aufgliedern, etwa wie Reihenhäuser", regte er an. Günter Herr (FW) bemerkte, dass der nun geplante Komplex nahezu dieselbe Größe hätte, wie der frühere Planentwurf der Volksbank, "damals hörte ich aber keinen Widerspruch".

Christian Herr (CDU) sprach die Schaffung von attraktivem Wohnraum für dringend benötigte Fachkräfte an, der Bau wäre somit ein weiterer Schritt in eine moderne Infrastruktur Schonachs. Volker Kölsch (SPD) meinte, dass der Baukörper schon riesig sei und regte ebenfalls eine Aufgliederung an. Volker Lehmann (FW) konnte sich eine Zurücksetzung der Penthouse-Wohnungen vorstellen: "Das würde das Ganze etwas entschärfen."

Frey und Ortsbaumeister Ansgar Paul zeigten dem Rat Bilder, die das geplante Gebäude mit Satteldach zeigten. Bei 45-Grad-Neigung würde das Dach rund acht Meter über dem heutigen stehen, bei 35-Grad-Neigung noch immer rund 5,6 Meter. "Von der Durchsicht her wäre also ein Flachdach die beste Lösung", erklärten beide. Frey führte aus, dass er gerne die Offenlegung machen würde, dann hätte man auch die Meinung der Träger öffentlicher Belange. Gleichzeitig solle man aber nochmals mit allen Beteiligten sprechen und eventuelle Alternativen zu suchen.

Viele Anwohner gegen massiven Baukörper an vorgesehener Stelle

"Ich betonte, dass dies kein Satzungs-Beschluss wäre – nur die Entscheidung über die Offenlage". Dem wollte der Gemeinderat nicht zustimmen. Er wollte zuerst Gespräche mit allen Beteiligten. Man stimmte aber zu, dass die Verwaltung gleichzeitig zumindest das Landratsamt mit einbezieht, um dessen Meinung zu Naturschutz und Landschaftsbild einzuhole. Somit wurde die Offenlegung des Bebauungsplanes vertagt.

Beim Punkt "Fragen der Einwohner" meldete sich Anlieger Thomas Zandonella zu Wort. Er bedankte sich für die Gespräche mit Bürgermeister und Gemeinderäten. Er betonte, das rund 90 Prozent der Anwohner gegen einen massiven Baukörper mit den Maßen 29 mal 15 Meter seien und fragte sich, warum gerade hier der Bebauungsplan geändert werden solle, damit das Bauvorhaben verwirklicht werden kann. "Das hat für mich ein Geschmäckle." Man hätte sich auch gegen die vorher geplante Bebauung der Volksbank gewehrt. "Wir kannten die Pläne damals allerdings nur von einem Plakat." Wohnraum solle fehlen? Der Meinung war er nicht, es seien doch genügend Bauplätze da und auch Bestand könnte man barrierefrei umbauen.

Dieses "unsinnige Bauwerk" sei für ihn keine zukunftsorientierte Bebauung und würde dem Ortsbild schaden. Auch hinsichtlich des Fremdenverkehrs, der ein genauso wichtiger Zweig sei wie die Industrie. Generell sei man nicht gegen eine Bebauung, nur gegen eine in dieser Größe und mit Flachdach. Zandonella bot an, dass man sich nochmals zusammensetzen solle. Frey stellte fest, dass es kein Verbrechen sei, Wohnraum zu schaffen. "Und auch ein Bebauungsplan darf nach 40 Jahren mal geändert werden". Er fand es schade, hier von einem unsinnigen Bauwerk zu reden und bat darum, sachlich zu bleiben, denn nur so könne eine für alle erträgliche Lösung gefunden werden.