Nicht allzu groß ist das Interesse an einer Bürgerversammlung zum Thema Nahwärmenetz in Schönwald. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerversammlung rund um Versorgung mit erneuerbaren Energien / Engagement vieler Eigentümer notwendig

Von Stephan Hübner

Schönwald. Informationen zur möglichen Nahwärmeversorgung des Ortes im Rahmen des Projekts "Bioenergiedorf" bot die Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Uhrmacher-Ketterer-Halle. Deutlich wurde, dass das Engagement vieler Eigentümer nötig ist. Das Interesse der Bürger war allerdings nicht allzu groß.

Das Thema sei in Bezug auf Versorgungssicherheit und Wertschöpfung in der Raumschaft interessant, betonte Bürgermeister Christian Wörpel. Die in Auftrag gegebene Potentialstudie bezahle das Umweltministerium Baden-Württemberg. Nahwärmenetze seien eine zukunftsträchtige Investition, so Jörg Dürr-Pucher von Clean Energy. Ein Nachteil sei Wärmeverlust beim Energietransport, weshalb sie für Streusiedlungen nicht geeignet seien.

Ziele seien die Verbesserung der Energieeffizienz oder die optimierte Nutzung erneuerbarer Energien. Er gehe davon aus, dass die Luftqualität in Schönwald so deutlich besser werde, da viele einzelne Heizungen durch eine effizientere Anlage ersetzt würden. Der Umstieg könne gleitend geschehen, eine im Haus vorhandene Anlage könne parallel weiter laufen. Vorteile seien für Bürger der Wegfall von Wartungskosten, für die Kommune regionale Wertschöpfung und der Export von Energie in Ballungszentren. Denn Strom aus erneuerbaren Energien werde im ländlichen Raum erzeugt, nicht in Städten. Aufgrund der Nutzung mehrerer Wärmequellen steige die Versorgungssicherheit.

Ein weiterer Vorteil sei die weitgehende Unabhängigkeit von Steigerungen und Schwankungen des Ölpreises. Er gehe davon aus, dass der Preis für Hackschnitzel nur halb so stark steigt wie der für Öl. Auch steige die Attraktivität von Häusern bei einem Verkauf. Ein Nahwärmenetz beinhalte in der Regel Hackschnitzelkessel oder Erdgas-Blockheizkraftwerk, für Notfälle einen Heizöl- oder Gaskessel und einen Pufferspeicher. Es könne durch Solarwärme ergänzt werden.

Das Netz könne unter Regie der Gemeinde, von Drittanbietern oder als genossenschaftliches Projekt laufen. Es gebe gute Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger. Das Projekt könne so die Ortsidentität stärken. In Schönwald seien die Chancen für ein Nahwärmenetz gut. Das Projekt lebe aber vom Mitmachen der Bürger. Wenn nicht mindestens 60 Prozent dabei seien, könne man das Projekt "Bioenergiedorf" vergessen.

Eine Beispielrechnung für Schönwald zeigt bei 50 bis 70 Gebäuden einen Wärmebedarf von vier bis sechs Millionen Kilowattstunden und ein Netz mit drei bis sechs Kilometern Leitungen auf. Angedacht ist, alle Eigentümer anzuschreiben und einen Fragebogen auszugeben, um deren Interesse und Wärmebedarf zu ermitteln. Am 17. Juni ist ein Beratungstermin geplant, am 22. Juni der Abgabetermin, bis Ende Juni die Auswertung. Danach folge die Gründung einer Betreibergesellschaft und die Planung durch ein Ingenieurbüro.

Außengehöfte und kleinere Ortsteile seien bei einem zentralen Projekt nicht dabei, beantwortete Dürr-Pucher eine Frage. Ein Netz lasse sich aber auch in kleinerem Maßstab realisieren. Möglich sei die Weiternutzung eigener Energiequellen und ein späterer Anschluss. Dann sei mit Kosten von bis zu 12 000 Euro zu rechnen, bei sofortiger Verlegung der Leitungen bis zum Haus etwa 4000 Euro. Werde sofort angeschlossen, entstünden meistens keine Kosten. Es gebe eine Mindestabnahmemenge, die zu bezahlen sei, und eine verzinste Einlage der Genossenschaftsmitglieder.

Die Lebensdauer von Stahlrohren liege bei 60 bis 80 Jahren, bei Kunststoff wisse man es nicht genau. Die Bedenken, in Schönwald gebe es zu wenig Holz, teilte Dürr-Pucher nicht. Wenn der Bedarf vorhanden sei, solle man das Holz lieber in der Region verwenden, anstatt es anderswohin zu transportieren. Die Darstellung mache aus seiner Sicht Lust auf mehr und biete eine hervorragende Perspektive, so Wörpel. "Lassen Sie uns am Ball bleiben." Er appellierte, mit der Installation von neuen Heizungen zu warten, bis die Analyse erstellt ist.