Gremium stimmt Machbarkeitsstudie zu / Baubeginn wäre im Frühjahr, erste Lieferung im Herbst 2016 denkbar

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage erfuhren die Mitglieder des Schönwälder Gemeinderats etwas über das Thema Nahwärme, denn bereits am Wochenende kamen sie im Rahmen einer Exkursion an den Bodensee mit diesem Thema in Berührung.

Der Landkreis sei es, erklärte Dimitri Vedel von der Bodensee-Stiftung, der den Auftrag gegeben hatte, Gemeinden im Kreis zu suchen, für die das Thema Nahwärme interessant sein könnte. Das Thema biete eine echte Zukunftsperspektive durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Dazu war Bene Müller von der Solarcomplex AG gekommen, der mit seiner Firma bereits etliche Dörfer mit Nahwärme versorgt.

Dazu wurden 38 Millionen Euro investiert – in rund 60 Kilometer Nahwärmenetz, mit dem etwa 1500 Gebäude versorgt werden. Damit werde der Einsatz von 4,5 Millionen Litern Heizöl ersetzt. "Das sind rund vier Millionen Euro im Jahr, die nicht aus den Gemeinden abfließen", betonte Müller.

"Große Städte kommen für so etwas nicht infrage", machte Müller deutlich. Woher diese Wärme kommt, sei sehr unterschiedlich. Da sind zum einen in vielen Dörfern um den Bodensee die Biogasanlagen verschiedener Landwirte – bei den wenigsten wurde bisher die enorme Abwärme der Stromerzeuger genutzt. Teilweise macht sich die AG auch daran, eigene Solarthermie- oder sogar Hackschnitzel-Anlagen zu installieren. Ganz neu ist das Nahwärmenetz in Bonndorf, das die Abwärme von Industriebetrieben nutzt.

Ein erster Schritt sei nun gemacht, der Erstkontakt habe stattgefunden. Sollte die Gemeinde sich weiterhin interessieren, sei es notwendig, dass der Gemeinderat eine politische Grundsatzentscheidung trifft, dann könnte sofort ein Wegenutzungsvertrag abgeschlossen werden. Bei potenziellen Kunden könnten dann Daten erhoben werden, eine erste Grobplanung und die Ermittlung eines Wärmepreises seien Folgemaßnahmen, bevor es zur Akquise bei öffentlichen Veranstaltungen komme. Erst bei genügend Interesse werde über den Projekteinstieg entschieden.

Sodann könne über die Finanzierung und Förderanträge entschieden werden. Ganz optimistisch hatte Müller bereits den Baubeginn auf das Frühjahr (frühestens 2016) gesetzt und erste Wärmelieferungen im Herbst desselben Jahres. Solarcomplex sei bereit, Schönwald bei Planung, Bau und Betrieb zu unterstützen, nicht infrage komme aber eine Übernahme durch die AG.

Noch in diesem Jahr könnten Grundsatzentscheidungen durch den Gemeinderat erfolgen, ob mittelfristig ein Nahwärmenetz erstrebenswert sein könnte. Eine Kurzstudie zu Potenzialen und der Machbarkeit werde durch das Land bezahlt, danach müssten die Ergebnisse in einer öffentlichen Bürgerversammlung vorgestellt werden. Es gelte dann eine Entscheidung zu treffen über die Betreiberform – Gemeinde oder Genossenschaft.

Dann könnte der nächste Schritt eine Auftragsvergabe an einen Fachplaner sein, der Daten erhebe, eine Grobplanung erstelle und den notwendigen Wärmepreis ermittle. Ab 2016 sei dann die Akquise der künftigen Wärmekunden zu erwarten.

Adalbert Oehler (CDU) wollte wissen, ob es Betreibern neuer eigener Anlagen möglich sei, die Nahwärmeleitung zwar zu verlegen, aber erst später anzuschließen. "Möglich ist das jederzeit – bis aufs Grundstück oder sogar bis ins Haus. die Frage ist nur – wäre das sinnvoll?", wusste Müller. Johannes Göppert (FWV) fragte nach der etwas ungünstigen Topografie. Die spiele stets eine Rolle – "für zehn Meter Höhenunterschied brauche ich ein bar zusätzlichen Druck, bis maximal vier bar machen die Leitungen mit", klärte der Fachmann auf. Dirk Fehrenbach (FWV) interessierte sich über die Art der Verlegung der Wärmeleitungen, ob die als Ringleitungen ausgeführt werde. In jedem Rohr liegen Vor- und Rücklauf, also könne man so gesehen von einer Ringleitung sprechen, erklärte ihm Müller.

Der Gemeinderat gab für eine weiterführende Machbarkeitsstudie grünes Licht. Diese wird nun von der Bodenseestiftung in Auftrag gegeben. Das Land Baden-Württemberg übernimmt die Kosten.