Glücksfall: Die Schönwälder Arztpraxis von Hans-Ulrich Jung (links) übernimmt zum 1. April sein Kollege Jens Westphal. Foto: Börsig- Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Nahtlose Weiterführung ab 1. April / Schönwälder Allgemeinmediziner Hans-Ulrich Jung geht in Ruhestand

Von Christel Börsig-Kienzler Schönwald. Die Ärzteversorgung in der Raumschaft Triberg ist seit Monaten alles andere als zufriedenstellend. Umso erfreulicher ist es, dass nun mit Jens Westphal ein Nachfolger für den Ende März in Pension gehenden Facharzt für Allgemeinmedizin und Kurarzt Hans-Ulrich Jung in Schönwald gefunden wurde.27 Jahre lang betrieb Hans-Ulrich Jung in der Hauptstraße 8a in Schönwald seine Praxis. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Marianne Kätsch-Jung, die Krankenschwester und Diabetesassistentin ist. Zum Monatsende geht der 65-jährige Allgemeinmediziner und Kurarzt jetzt in Pension. Das heißt, er beendet seine kassen- und privatärztliche Tätigkeit. Als Betriebsmediziner wird er allerdings weiterhin agieren, und dafür die bisherigen Praxisräume weiter mitnutzen.

Jung und seine Frau sind froh und wie viele ihrer Patienten glücklich, dass sie mit Jens Westphal "endlich einen Nachfolger" für die Praxis gefunden haben, somit deren nahtlose Fortführung gewährleistet ist. Es sei purer Zufall gewesen, dass sie von Westphals Vorhaben, eine weitere Nebenstelle einzurichten, erfahren haben, erzählt Marianne Kätsch-Jung im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

"Sehr lange", seit mindestens fünf Jahren, waren Marianne Kätsch-Jung und ihr Mann auf der Suche, seit drei Jahren intensiv. Die Gemeindeverwaltung Schönwald hat sie mit einer Anzeige im Ärztejournal und mit einem Aufruf auf der Internetseite der Gemeinde unterstützt, damit die ärztliche Versorgung im Ort auch weiterhin sichergestellt ist. Anfang 2011 meldeten sich einige Interessenten. Diese sprangen aber alle ab.

Der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Allgemeinmediziner Jens Westphal ist hingegen bereit, zum 1. April eine sogenannte Nebenbetriebsstätte im heilklimatischen Kurort Schönwald einzurichten. Er betreibt im Schramberger Stadtteil Sulgen eine Arztpraxis mit einer Außenstelle in Wellendingen, die großteils ein älterer Kollege betreut. Den Antrag auf einen weiteren Arzt, der ihn in Sulgen unterstützen soll, hat Westphal bereits gestellt, wie er gestern Abend unserer Zeitung auf Anfrage mitteilte.

Die Zweitpraxis in Schönwald will Westphal von Montag bis Freitag und auch am Samstagvormittag öffnen, also stundenmäßig oft präsent sein. "Das ist für die Versorgung der Patienten von Vorteil", ist sich Marianne Kätsch-Jung sicher. Wenn die Übernahme der Praxis durch Westphal auch eine Umstellung für die Bürger mit sich bringe, da der Doktor nicht den ganzen Tag erreichbar sein werde, müssten diese dennoch froh sein, dass sie noch einen weiteren Arzt vor Ort haben.

Tägliche Sprechstunden – auch am Samstag

Das sei ein großes Plus für die Bevölkerung, denn Ende des zweiten Quartals dieses Jahres werde ihres Wissens nach auch Rolf-Dieter Gruner, der zweite, langjährige Allgemeinmediziner in Schönwald, seine Praxis schließen. Dann sei noch der Allgemeinmediziner Stephan Dold da, der in Schönwald aber nur wenige Stunden pro Woche präsent sei und seine Hauptpraxis in Bräunlingen habe, erläutert Marianne Kätsch Jung. Sie und ihr Mann freuen sich auch, dass alle drei in Teilzeit beschäftigten Arzthelferinnen ihrer Praxis von Westphal übernommen werden.

Das Profil des im Ort bald neuen Medizners ähnelt dem seines Vorgängers. Er ist ebenfalls Facharzt für Allgemeinmedizin, internistisch orientiert und auf seltene Krankheiten spezialisiert. Er wird noch eine Weiterbildung zum Kurarzt absolvieren, wobei ihn Jung tatkräftig unterstützen wolle, so Westphal. Er freut sich auch, dass er junge Kollegen weiterbilden darf.

Da der künftige Schönwälder Arzt von "der schönen, traumhaften Gegend hier" ganz begeistert ist, kann er sich auch einen Umzug mit seiner Familie von Wellendingen in das Skidorf vorstellen. Allerdings will er diese Entscheidung nicht ohne seine Frau treffen. Die gebürtige Brasilianerin müsse sich sicherlich erst an die kälteren Temperaturen hier gewöhnen, wie der stolze Vater eines neun Monate alten Sohnes schmunzelnd verrät.

Jens Westphal (47) hat in Rostock und Heidelberg Medizin studiert. Dort und in Walldürn absolvierte er 1993 nach dem Arztexamen die Fortbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und legte die Facharztprüfung ab. Danach zog es ihn nach Mecklenburg-Vorpommern zurück, wo er bis 2003 als Landarzt arbeitete und schließlich aus privaten Gründen seine Heimat verließ. Anschließend war er in England tätig. 2006 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er im Schramberger Stadtteil Sulgen eine Arztpraxis für Allgemeinmedizin mit einer Außenstelle übernahm.