Pablo Rischard (von links) und Alexander Hölsch stellen sich den Fragen der Bürger, Bürgermeister Christian Wörpel moderiert. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Studie zum Thema "Älter werden in Schönwald" vorgestellt / Gemeinde muss Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer berücksichtigen

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. "Es gibt eine hohe Identifikation mit dem Ort und eine gute Bereitschaft zum Engagement – nutzen Sie diese Rahmenbedingungen, um neue Angebote aufzubauen und bestehende zu stärken", bekamen Bürgermeister Wörpel, seine Rathausmitarbeiter und der Gemeinderat mit auf den Weg.

Dabei ging es um neue Versorgungskonzepte für die Zukunft. Sehr zufrieden mit der Umfrage bei der Generation 40 Plus zum Thema "Älter werden in Schönwald" zeigten sich alle Beteiligten bei der Vorstellung der Ergebnisse – wenngleich die Resonanz an diesem Abend zu wünschen übrig ließ.

Alexander Hölsch von der "SPES" stellte Pablo Rischard von der AGP (Alter – Gesellschaft – Partizipation) aus Freiburg vor. Dieser hatte die Ergebnisse ausgewertet und präsentierte sie in der Uhrmacher-Ketterer-Halle. Neben den unmittelbar Beteiligten waren nur wenige betroffene Bürger anwesend. Dafür, so Hölsch, sei der Rücklauf der Fragebögen mit rund 31 Prozent ausgezeichnet gewesen. Von 1495 angeschriebenen Bürgern ab 40 Jahren seien 466 Fragebögen zurückgekommen. Das sei umso wichtiger – denn nach einer Hochrechnung werde es in Schönwald im Jahre 2030 etwa 82 Personen geben, die der Pflege bedürfen – 52 mit Demenzerkrankungen. Nicht gerade erleichtert habe die Auswertung, dass auch alle Zweitwohnungsbesitzer angeschrieben worden seien, selbst hier sei der Rücklauf sehr ordentlich gewesen.

Zwar fühlte sich die Mehrzahl der Zweitwohnungsbesitzer an deren Hauptwohnsitz sehr wohl und daheim, doch in Schönwald fühlten sich drei Viertel stets willkommen – und dann auch angekommen, wenn sie im Ort seien.

Mehr als 60 Prozent geben an, sie hätten Kontakte in Schönwald. Doch im Alter verbringe man immer mehr Zeit in den eigenen vier Wänden und gehe weniger hinaus. Hier stellte sich die Frage, wie altersgerecht die Wohnung nach eigenem Dafürhalten sei. Nur 31 Prozent waren hier der Meinung, sie seien gut aufgestellt, wobei bei den Einheimischen 62 Prozent sicher waren, dass sie daheim gut aufgehoben seien, wobei die wenigsten Wohnungen sogar nach Selbsteinschätzung wirklich barrierefrei seien – nach objektiven Kriterien sogar deutlich weniger. Doch von den Zweitwohnungsbesitzern könnten sich immerhin 21 Prozent Schönwald als Alterswohnsitz vorstellen.

Ein deutlich größerer Teil der Pflegebedürftigen werde heute daheim gepflegt, etwa sieben von zehn – doch in Zukunft wird das durch Abwanderung oder Fehlen einer Familie deutlich weniger werden, rechnete Rischard vor.

Derzeit seien es bereits 36 Prozent der über 40-Jährigen, die keine Verwandtschaft im Ort oder der Region hätten, wobei sechs von zehn Bewohnern seit mindestens 30 Jahren im Ort lebten – oder hier geboren seien. Aber selbst bei den "Eingeborenen" seien es 14 Prozent und damit jeder siebte, der keine Verwandten mehr im Ort habe. Bei den Zweitwohnungsbesitzern ist diese Zahl noch gravierender: Nur jeder Zehnte hat Familienangehörige im Ort oder in der Region.

Gravierend wirke sich in Schönwald aus, dass nahezu jeder fünfte Einwohner in Miete wohne. Dies habe auch Auswirkungen auf die Bereitschaft, etwas zur Änderung der Wohnsituation beizutragen.

159 der Befragten seien bereit, in einen altersgerechten Umbau zu investieren, immerhin 53 könnten sich mit einer Verkleinerung anfreunden. 153 Personen denken an Verkauf oder Vermietung der Immobilie. Dabei leben immerhin 44 der über 60-Jährigen bereits allein. Doch von 71 Alleinlebenden in den eigenen vier Wänden wären insgesamt nur 19 bereit, umzuziehen.

Immerhin – zufrieden sind die meisten mit dem Leben in Schönwald – 92 Prozent. Die Apotheke gehört dabei ebenso zu den wichtigen Kriterien wie der Arzt in der Nähe oder die Einkaufsmöglichkeiten im Ort, von denen über 80 Prozent Gebrauch machen. Den ÖPNV nutzen dagegen nur wenige regelmäßig.

Schon jetzt geben 28 Personen an, dass sie Unterstützung benötigen – die Mehrzahl kann dabei auf Angehörige oder Nachbarn verweisen, doch der eine oder andere muss schon auf einen Pflegedienst zurückgreifen – und nur jeder Fünfte ist sich sicher, dass die Versorgung im Pflegefall gesichert ist. Im Gegenzug geben 39 Personen an, sie würden jemanden pflegen, davon werden 24 Personen im eigenen Haushalt versorgt.

Erschreckend wenige kennen dabei die Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. Dennoch schätzen 82 Prozent den Hausnotruf und 79 Prozent eine Tagesbetreuung für Ältere als wichtig ein. Nur ein Drittel der Befragten kann dabei sicher sein, im Falle einer Pflegebedürftigkeit Unterstützung zu bekommen – und davon die Mehrzahl durch den Partner. Doch geht das immer? Daher sieht es die Mehrzahl als gegeben an, dass ein ambulanter Pflegedienst (98 Prozent), die Nachbarschaftshilfe (93) oder eine Tagespflege (82) Erleichterung schaffen kann. Eine 24-Stunden-Hilfe ist immerhin noch für 71 Prozent eine Option. Daher halten es mithin mehr als 90 Prozent der Befragten für wichtig, ein Pflegeheim, eine Pflegewohngruppe oder wenigstens Betreutes Wohnen zu schaffen.

Auch einen Generationentreff oder ein -Café kann sich eine deutliche Mehrheit vorstellen. Auch bei den Menschen, die derzeit Angehörige pflegen, wäre Betreutes Wohnen, ein Pflegeheim oder eine Pflegewohngruppe gut vorstellbar. Dabei gibt es in Schönwald eine recht beachtliche Anzahl an Menschen, die sowohl als ehrenamtliche oder bezahlte Helfer in diversen Einrichtungen mitarbeiten würden – und etliche würden sich finanziell beteiligen. Einem Verein würden sich viele anschließen.

Martin Moser, ist besorgt, dass seine Gruppe durch die Umfrage gefährdet sein könnte: "Wir werden im Gegenteil diese Ergebnisse und den ›Runden Tisch‹ herunterbrechen auf die Ortsentwicklung", versprach Wörpel. "Was können wir uns leisten?", stellte Adalbert Oehler die Untersuchung infrage.