Marianne Duffner (rechts) erklärt den Besuchern, dass das feine Strohgeflecht aus Italien in den Schwarzwald kam. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Führung durch den im Fernsehen bekannten Reinertonishof bringt viel Neues zu Tage

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. Viel Aufmerksamkeit erhält in diesem Jahr der Reinertonishof. Bereits einmal im Fernsehen im Regionalprogramm, wird er in diesem Jahr noch einmal – und dann bundesweit – zu sehen sein. Doch dies war sicher nicht der Grund, warum Altbäuerin Marianne Duffner zu ihrer Führung rund 35 Personen begrüßen durfte.

Der neue Reinertonishof hat auf Grund des fehlenden Stalles nur mehr die halbe Fläche, ist aber dennoch wieder als Kulturdenkmal anerkannt – unter anderem wegen der Küche, die den verheerenden Brand im Januar 2006 überlebt hatte.

Doch Marianne Duffner zeigte nicht nur dieses urige Detail des Hofes, in dem nach ihren Angaben noch bis in die 1980er-Jahre des letzten Jahrhunderts gekocht worden war. Sie klärte die Gäste vor allem auch über das Brauchtum auf. Dass sie dabei auch so manches bekannte geflügelte Wort erklärte, das man heutzutage ohne tieferes Wissen benutzt, führte bei den Besuchern zu häufigen Aha-Effekten.

"In den alten Aussteuertruhen wurde das kostbare Leinen gelagert. Unten war häufig als Schutz ein Hund aufgemalt. Und wenn die Truhe leer war, war man auf den Hund gekommen", klärte sie ihr Auditorium auf. "Truhen katholischer Mädchen waren sehr reich bemalt, die der evangelischen im Raum St. Georgen eher schmucklos", betonte sie. Sie konnte auch sehr eindringlich erklären, wann ein Mädchen "unter die Haube" kommt, wenn sie nämlich am Tage der Hochzeit erstmals die schwarze Haube und den hohen Hut erhielt.

"Dieser alte Bauernschrank hat eine umlaufende Kante, die höher ist als die normale Oberkante des Schrankes. Dort verwahrten die ledigen Frauen ihr Geld. Und wer etwas auf der hohen Kante hatte, der war eine gute Partie", wusste sie.

Doch im Mittelpunkt stand natürlich Geschichtliches. Da wurde ausgiebig über die Technik des Räucherns in der alten Gewölbeküche gesprochen – nicht ohne bewundernde Blicke nach oben, wo Dutzende solche Räucherwaren hingen. Auch das Schlafzimmer, in dem ein sehr kurzes Bett mit Himmel steht, wurde von der Altbäuerin ausgiebig erklärt. In früheren Zeiten habe man mit sehr vielen Kissen im Sitzen geschlafen, betonte die Führerin. Um dem Tod zu signalisieren, dass man noch lebe, sei dies geschehen.

Auch die Werkstatt wurde eindringlich erläutert – mit Hinweisen auf die Strohflechtkunst, die mit dem Bahnbau kam und vor allem die Uhrmacherei, die einen gewissen Wohlstand in den Schwarzwald gebracht hatte. "Die Schwarzwälder waren schon immer ein sehr findiges Völkchen – und da kamen solche Dinge gerade recht", beendete sie die Führung durch den neuen und dennoch alten Hof.