Hans Joachim Lippus steht auf dem Balkon des Verbandsgebäudes in Schömberg. Hinter ihm ist das Schulzentrum zu sehen, das ihn während seiner gesamten 26-jährigen Amtszeit als Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Oberes Schlichemtal beschäftigt hat. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Nach 26 Jahren geht Geschäftsführer Hans Joachim Lippus in Pension / "Gute Zusammenarbeit im Schlichemtal"

Am 30. September ist offiziell Schluss. Der langjährige Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Oberes Schlichemtal, Hans Joachim Lippus, geht in Pension. Er feierte am 1. August sein 40-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst.

Schömberg. 26 Jahre lang leitete er den Verband, keiner kennt die Gemeinden im Oberen Schlichemtal so gut wie er. Kein Wunder: Er hat für die Verbandsgemeinden, außer für Schömberg und Dotternhausen, die Haushaltspläne und die Jahresabschlüsse erstellt. Lippus rechnet nach und kommt auf die Zahl 350. Das Geldvolumen, das der Verband derzeit jährlich bewegt, liege bei rund 15 Millionen Euro.

Der 60-Jährige, der 2011 zum ehrenamtlichen Bürgermeister in Dautmergen gewählt worden ist, hat den Job immer gerne gemacht; unzählige Sitzungs- und Abendtermine waren ihm nicht zu viel. Erst kürzlich bescheinigte ihm sein Bürgermeister-Kollege und derzeitige Verbandsvorsitzende Gerhard Reiner, eine sehr erfolgreiche Arbeit geleistet zu haben, mit der alle Gemeinden zufrieden sein könnten. Was unter der Ägide von Lippus im Verband alles erreicht und bewältigt worden ist, lässt sich in der Tat sehen. Stichworte sind unter anderem die Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums und des Schlichembads sowie die Sanierung der Kläranlage für viele Millionen Euro.

Stolz auf Sozialstation

Stolz ist der "Ur-Schörzinger" auf die erfolgreiche Entwicklung der Sozialstation mit Sitz in Rosenfeld, die seit 2000 als gGmbH fungiert, inzwischen 50 Mitarbeiter beschäftigt und 1,3 Millionen Euro im Jahr umsetzt. "Schon 1995 haben wir, trotz Einführung der Pflegeversicherung, eine schwarze Null geschrieben und danach immer ein Plus. Wir sind so gut aufgestellt, wie kaum eine andere Sozialstation", freut er sich.

Stolz ist er auch darauf, dass während seiner Amtszeit ununterbrochen die Ferienspiele des Verbands stattgefunden haben, bei denen Hunderte von Teamern ehrenamtlich im Einsatz waren. "Das ist nicht selbstverständlich."

Und auch beim Tourismus sei man gut vorangekommen im Oberen Schlichemtal mit den Großprojekten Schiefer- Erlebnis in Dormettingen, Erlebnistreff Burg Oberhohenberg in Schörzingen und Erlebbare Schlichem innerorts in Dautmergen. Dazu sei mit dem Schlichemwanderweg ein Leuchtturmvorhaben verwirklicht worden, bei dem es galt, "viele unterschiedliche Interessen und Gemeinden unter einen Hut zu bringen". Nicht ganz zufrieden ist Lippus in Sachen Ferienunterkünfte: "Hier könnte die Abstimmung zwischen Anbietern, Verband und Touristikgemeinschaft besser sein." Nicht vergessen hat er freilich die Zeit, als er noch auf eigene Kosten und unter Inanspruchnahme von Urlaub das Obere Schlichemtal auf den Touristikmessen in Berlin, Hamburg und Essen beworben hat.

Kommunalpolitisch sei der Verwaltungsverband alternativlos. Nur durch ihn könne die Selbstständigkeit der kleinen Gemeinden im Oberen Schlichemtal weiter gewährleistet werden. "Jede hat einen Bürgermeister sowie eine eigene Personal- und Finanzhoheit. Darüber müssen sich die Kommunen bewusst und letztlich auch dankbar sein."

Rückblickend bezeichnet er die Zusammenarbeit mit den Verbandsvorsitzenden Berthold Waizenegger, Richard Ege, Karl-Josef Sprenger, Monique Adrian und Gerhard Reiner als "stets von Respekt und gegenseitigem Miteinander geprägt". Allerdings, klagt der langjährige Geschäftsführer, fehle gelegentlich die Identifikation mit dem Verband. Gleichwohl kooperiere man im Großen und Ganzen ganz gut, wenngleich die Stadt Schömberg immer mal wieder die zu erbringenden Kostenanteile hinterfrage.

Insofern sieht Lippus die 2010 mit der Wahl von Dotternhausens Bürgermeisterin Monique Adrian begonnene Rotation im Amt des Verbandsvorsitzenden als "gute Sache". Alle drei Jahre wechseln sich die hauptamtlichen Bürgermeister der kleineren Gemeinden mit dem Schömberger Schultes ab. Lippus: "Das hat sich bewährt, auch weil so die jeweiligen Bürgermeister als Vorsitzende Einblicke in die Verbandsverwaltung bekommen und ausgleichend wirken müssen."

Und da hat Lippus lange Jahre die Richtung vorgegeben: "Es geht um das Machbare im Gegensatz zum Utopischen." Vorstellbar ist für ihn, den Verband zu stärken und zentraler auszustatten – etwa mit einem Verbands-Standesamt oder einem Verbands-Bauamt. Auch sei schon über eine Kooperation zwischen den Gemeindebauhöfen diskutiert worden, wenngleich eine solche schwierig umzusetzen sei. Machbar hingegen wäre ein gemeinsamer Maschinenpool für die Bauhöfe.

Mehr Zeit für Hobbys

Nun also ist Schluss. Was kommt dann? Mehr Zeit für die Hobbys? Lippus überlegt nicht lange: Künftig will er mehr mit dem Fahrrad fahren und wandern, aber auch weiterhin als Schiedsrichter tätig sein. In 42 Jahren hat er an die 1500 Spiele bis zur Regionalliga gepfiffen, Assistent war er zehn Jahre lang in der ersten und zweiten Bundesliga. Künftig will er sich noch in den unteren Klassen bis zur Bezirksliga betätigen.

Dann fügt er an: "Mein erstes Hobby ist aber Dautmergen." Er habe sein Wahlversprechen von 2011 wahr gemacht und arbeite als ehrenamtlicher Bürgermeister "mit bestem Einsatz für die Gemeinde. Und es hat immer Spaß gemacht." Ein Lob hat er für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat parat: "Wir haben gemeinsam schon viel hingebracht." Die Frage, ob er 2019 mit dann 62 Jahren noch einmal kandidieren wird, beantwortet er so: "Das weiß ich wirklich noch nicht. In den nächsten zwei Jahren kann so viel passieren. Über allem steht jedoch der Wunsch, gesund zu bleiben."