Schömberger "20er"-Jahrgang gehört zu den Hauptakteuren bei der Fasnet /"Tolle Zeit will niemand missen"

Von Elena Riedlinger

Schömberg. Sie verkünden die Fasnet am Fasnetssonntag, jucken in der ersten Reihe beim Bolanes oder springen im schwarzen Frack durch die Menge und verkaufen die Narrenblättle: Die "20er" gehören zu den Hauptakteuren der Schömberger Fasnet.

In diesem Jahr ist der Jahrgang 1994 an der Reihe. Die 13 jungen Schömberger setzen auf "Klasse statt Masse". Sie sind zwar recht wenige, wollen aber genauso für Stimmung sorgen wie die bisherigen Fasnets-Jahrgänge.

Vom Schmotzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch werden sie fast pausenlos auf den Beinen sein. "Die 20er-Fasnet ist einmalig", betont Janine Riedlinger. Im Schömberger Brauchtum stellt der "Rekruten"-Jahrgang den Übergang von der Jugend zum Erwachsenenleben dar. Früher wurden die Männer mit 20 zum Militär einberufen und hatten deshalb das Recht, sich davor noch einmal richtig auszutoben. Diese Sonderrolle ist dem Jahrgang bis heute erhalten geblieben.

"Es ist schön, dass hier in Schömberg noch alles so traditionell ist", findet Jana Lehmann. Die Schömberger Jugendlichen wachsen in diese Traditionen hinein, denn bereits im Alter von 13 Jahren trifft man sich regelmäßig im Jahrgang. Ab diesem Zeitpunkt laufen sie jedes Jahr gemeinsam um das Fackelfeuer am Sonntag nach der Fasnet. Mit 15 Jahren gehen die Jugendlichen dann zum ersten Mal am Fasnetssamstag "Maschgern", ziehen also verkleidet durch die Kneipen. Dabei wird Jahr für Jahr auf die eigene "20er"-Fasnet hin gefiebert.

Mit der "20er"-Taufe an Fronleichnam beginnt für die jungen Erwachsenen schließlich ein Jahr voller Sonderrechte, aber auch mit vielen Verpflichtungen. "Es gibt das ganze Jahr über was zu tun", berichtet Maximilian Koch. Im Sommer habe sich der Jahrgang oft abends getroffen, lustige Geschichten für das Narrenblättle zusammengetragen und gedichtet. Auch mussten für das Fackelfeuer Holz geschlagen und ausgediente Christbäume eingesammelt werden. Bei der Bewältigung ihrer Aufgaben werden sie von der Narrenzunft unterstützt. "Sonst würde das gar nicht gehen", betont Lukas Lösch.

Die "20er" eröffneten die Fasnet im Rahmen der Hauptversammlung der Narrenzunft am 5. Januar, wo sie als Erste zum Narrenmarsch in die Halle "juckten". Ab da wird es echt stressig, sind sich die "20er" einig: "Langeweile gibt es nicht mehr", weiß Steffen Peter. Wenn kein Narrentreffen ansteht, sind die "20er" jeden Samstagabend verkleidet in Schömberg unterwegs. Dafür haben sie ihre Kostüme der vergangenen Jahre noch einmal hervorgekramt.

Doch auch unter der Woche gibt es Termine: Wer will, sammelt mit den Narrenräten Spenden in den Häusern. "Das macht Spaß, und vor allem kommt man mit den Menschen in Kontakt", findet Riedlinger. "Als Zwanziger wird man überall herzlich aufgenommen", meint Lösch, "da passiert es schon mal, dass man in einem Haus den ganzen Abend verbringt."

Was für die "20er" bei der Fasnetsvorbereitung bisher das Größte war, lässt sich kaum mehr sagen. Von jeder Veranstaltung haben sie Geschichten zu erzählen, ob von den Narrentreffen mit Übernachtung im Massenquartier oder dem "Maschgern". "Einmal waren wir als Schulkinder verkleidet unterwegs, und da stand ein Schulbus. Wir konnten den Fahrer überreden, uns bis zur nächsten Wirtschaft zu fahren", erzählt Lösch lachend.

Am Fackelsonntag, wenn sie vorerst zum letzten Mal ums Feuer laufen und danach bis in die Nacht hinein Wache halten, werden sie auf all diese Geschichten noch einmal zurückblicken. Und auf viele Erinnerungen aus den gemeinsamen Jugendjahren. Auch wenn die jungen Erwachsenen heute nicht mehr rekrutiert werden, geht mit der "20er"-Fasnet doch eine besondere Zeit zu Ende. "Die Jüngsten, die dieses Jahr ums Feuer gehen, sind 2000 geboren. Da wurden die meisten von uns eingeschult, das ist schon verrückt", bemerkt Jana Lehman.

Zunächst aber bleibt den Zwanzigern kaum eine ruhige Minute, um über das Ende der Fasnet nachzudenken. Die "Überflieger", wie sie sich selbst nennen, sind mitten im närrischen Höhenflug.