Klinikverantwortliche diskutieren mit Saskia Esken (rechts) das Unterbringungsproblem der Begleitkinder an den örtlichen Schulen in Schömberg. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürokratie: Schulamt und Kultusministerium verweigern Begleitkindern von Patienten den Besuch der Bildungseinrichtungen

Der Nordschwarzwald ist ein Gesundbrunnen. Und Schömberg seine Glücksgemeinde. Da sollte man meinen, all jene, die hier Glück und Gesundheit suchen, sind auch herzlich willkommen. Für Begleitkinder der Schömberger Celenus-Klinik scheint das aktuell aber nicht überall zu gelten.

Schömberg. Die Situation: Seit Sommer letzten Jahres bietet die Celenus-Klinik (offizieller Name: Psychosomatische Fachklinik Schömberg) unter dem Titel "wir2" ein neues, erfolgreiches stationäres Therapie-Angebot für Alleinerziehende an. Mit einer "Emotions-Schule" sollen Alleinerziehende lernen, verdrängte Emotionen wieder zuzulassen – um durch diese verursachte psychosomatische Beschwerden zu heilen. Bewusster Nebeneffekt: durch die Behandlung des alleinerziehenden Elternteils werden auch die möglicherweise psychisch belasteten Kinder (bis zum Grundschulalter) indirekt durch die Behandlung mit erreicht – die Kinder sind aber nicht Patient, sondern begleiten ihr Elternteil nur.

Sechs Wochen dauern diese Therapie-Aufenthalte. Aufgrund der vom Start weg enorm positiven Behandlungserfolge verdreifacht die Celenus-Klinik aktuell die Zahl ihrer Therapie-Plätze im "wir2"-Angebot und baut dafür mit Millionenaufwand bis Ende des Jahres ein bestehendes Therapiehaus um.

Steigende Zahl führt zu Problemen

Was bedeutet, dass künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mehr Begleitkinder nach Schömberg kommen werden, um – wie das "wir2"-Therapiekonzept auch genannt wird – das "Bindungstraining" ihres alleinerziehenden Elternteils durch ihre Anwesenheit zu unterstützen. Doch genau dieses Mehr an Begleitkindern ist für die Celenus-Klinik jetzt zu einem Problem geworden.

Bisher wurden die Kinder, weil man Seitens der Celenus-Klinik von einem Fortbestand der Schulpflicht der Kinder beim Aufenthalt in Schömberg ausging, in der Dorfschule von Unterlengenhardt untergebracht und mit unterrichtet. Da diese Schule selbst sehr klein ist, sah man sich dort angesichts des Klinikausbaus in Schömberg nicht in der Lage, künftig mehr Kinder auf diese Weise zu betreuen – und bat um eine Beendigung der Kooperation, wofür die Klinik-Leitung Verständnis hatte. Allerdings gestaltet sich die Suche nach einer Alternative für die Beschulung seitdem "extrem schwierig", wie es Celenus-Chefarzt Martin Gerken formuliert.

So habe die Schömberger Uhland-Schule, die aus Klinik-Sicht eigentlich für die Begleitkinder zuständig sein müsste, schon bei der ersten Anfrage vor über einem Jahr abgewunken und die Aufnahme der Kinder als nicht zumutbar abgelehnt. Auch beim Staatlichem Schulamt in Pforzheim biss man "auf Granit". Das sah zudem die Klinik selbst in der Pflicht, für eine Beschulung im eigenen Haus zu sorgen. Schützenhilfe erhielt das Schulamt durch das baden-württembergische Kultusministerium, an das sich Schömbergs stellvertretender Bürgermeister Joachim Zillinger mit Unterstützung des Landtagsabgeordneten Thomas Blenke gewandt hatte. Bescheid von dort nach langem Gezerre: Für die Kinder, bei denen das Ministerium davon ausgeht, dass sie ausschließlich nicht aus Baden-Württemberg stammten, bestehe hier keine Schulpflicht.

"Pferdefuß" aus Sicht der Celenus-Klinik: Der wesentliche Kostenträger für die "wir2"-Therapien, die Deutsche Rentenversicherung des Bundes, verlangt explizit die Sicherstellung einer Erfüllung der Schulpflicht – sonst übernimmt er die Kosten der Therapie nicht mehr. "Eigentlich ein unlösbares Dilemma", so die Direktorin der Celenus-Klinik, Martina Zimmerlin. Wobei die Zeit mittlerweile drängt: bereits am kommenden Dienstag sollen die nächsten "wir2"-Patienten anreisen – natürlich auch mit Begleitkindern im Grundschulalter.

Ein kurzfristig angesetzter "Rund-um-Hilferuf" an alle beteiligten Stellen blieb bislang ungehört; allein Bundestagsabgeordnete Saskia Esken unterbrach kurzfristig ihren Wahlkampf, um sich als "Moderatorin" in diesen Konflikt einzuschalten und die festgefahrene Situation "möglichst schnell" zu einer Lösung für alle Seiten zu führen. Persönlich könne sie die Weigerung der Uhland-Schulein Schömberg nicht nachvollziehen, die Kinder aufzunehmen, da das Kindeswohl oberste Pflicht für alle Beteiligten sein müsse.

Als "Zwischenlösung" prüft man seitens der Celenus-Klinik, nun erst einmal auf eigene Kosten eine "freie Lerntherapeutin" für die Betreuung der Begleitkinder in eigenen Räumen zu gewinnen – wobei die Klinik die daraus entstehenden Kosten aktuell selbst tragen muss. Möglichkeiten einer Refinanzierung durch die Kostenträger gibt es nicht, weshalb diese Konstellation keine Dauerlösung sein könne. Ihr Ziel sei es daher, so Saskia Esken, möglichst schnell einen "runden Tisch" aller Beteiligten zu realisieren, um realistische Handlungsoptionen für die Zukunft prüfen zu können. Es müsse gelingen, ein langfristiges und sicheres Schulangebot für die Kinder zu schaffen.