Heute tragen "die anderen" Tracht. Petra, Stefan und Jürgen Wöhr vom Trachtenverein Schömberg begrüßten ihre Freunde aus dem Königreich Bhutan mit Alphornklängen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Delegation aus Bhutan besucht Glücksgemeinde / Junge Leute wollen für Mikrofinanzprojekt dazulernen

Von Marija Mikulcic Schömberg. Auf die A 8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart ist in einer Hinsicht Verlass: Stau. Aus diesem Grunde wartete man in Schömberg "ein Ideele" länger auf die aus Germersheim anreisenden Gäste. Doch was sind 20 Minuten im Vergleich zu der langen Flugreise, die man von Südasien aus antreten muss, um im Schwarzwald zu landen?

Als Oliver Schuster mit den vier Gästen aus dem Fernen Osten im Rathaus eintraf, bliesen drei Hightech-Alphörner aus Carbon ein Willkommensständchen. Dank des Regens blickten Bläser und Besucher auf eine sattgrüne Kurpark-Kulisse. "Just like in Bhutan", wie daheim, entfährt es Thinley Wangmo. Kein Wunder, schließlich sind gute zwei Drittel des Hochgebirgsstaates waldbedeckt. Und ähneln damit in mancher Hinsicht dem würdevoll-dunkelgrünen Höhenrücken zwischen Enz und Nagold. Auch eine Art Alphorn ist in Bhutan verbreitet. Ob man aber, wie im "Lande des Donnerdrachen" üblich, auch in Schömberg schon zu den dumpfen Klängen des Gebirgsinstruments tanzt?

Die vier jungen Bhutaner um Oliver Schuster, zwei Männer und zwei Frauen, haben ein dicht gedrängtes Programm. Der Weckruf ertönt selten nach sieben. Wie Geldwirtschaft im Kleinen funktionieren kann, wollen Sonam, Kuenga und ihre Landsfrauen Thinley und Pema am Modell der Sparkassen lernen. Und die Erkenntnisse in ihrer Heimat umsetzen.

In Bhutan arbeiten die vier für die Nichtregierungsorganisation Renew. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation Bonn will Renew Bhutanerinnen das Ansparen von Geld und den Zugang zu Mikrokrediten ermöglichen. Bereits jetzt nutzen über 4000 Kundinnen das Angebot. "Wir gehen von Tür zu Tür", erklärt die 27-jährige Pema Lhamo die kundennahe Betreuung. Ob Einzahlung oder Notfallkredit, verzeichnet wird alles mit Stift auf Papier. Vor Ort. Oft kein leichtes Unterfangen in diesem von topographischen Extremen geprägten und dünn besiedelten Staat. Doch der bisherige Erfolg zeigt, welche Nachfrage nach grundlegenden Finanzdienstleistungen gerade bei Frauen besteht, die beispielsweise ein Geschäft eröffnen oder eine bescheidene finanzielle Unabhängigkeit erreichen wollen. Dieser Erfolg gibt auf bhutanischer Seite dem Ansatz Renews, auf deutscher Seite der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation Bonn recht. Das gilt auch für Oliver Schuster, deren Projektverantwortliche und die Repräsentanten im "Land des Donnerdrachen".

Die Tournee der jungen Bhutaner indes, führte sie in zwölf Tagen schon quer durch den Südwesten. "Uns war sehr heiß", fasst Thinley Wangmo zusammen, wie man sich an einem Sommertag in der schweren Tracht des Hochgebirgs-Königreiches im südpfälzisch aufgeheizten Kandel fühlt. Die Schömberger Frische empfindet sie als Wohltat.

Ihr Landsmann Sonam ist in dem Kurort kein Unbekannter. 2011 verbrachte der gelernte Physiotherapeut einige Monate in der Glücksgemeinde. Sein Gesicht strahlt. Sein Oberkörper leuchtet grün. "Zum Glück Schömberg", prangt auf der Rückseite von Sonams Shirt. Der Heimkehrer und die Bhutan-Enthusiastin Gabriele Freimüller fallen sich in die Arme. So sieht Freundschaft unter Glücklichen aus. Die Tracht tragen an diesem Tag andere. In Jeans und Pulli lauschen die Bhutaner dem ortsansässigen Alphorn-Trio. Und fühlen sich schon fast wie daheim.