Im Rahmen eines Gemeindeforums im Kurhaus stellten Pfarrer, Kirchengemeinderat und Mitarbeiter zahlreicher Gruppen ihre evangelische Kirchengemeinde Schömberg und Oberlengenhardt unter dem Motto "So sieht Kirche aus!" vor. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Forum in Schömberg Auftakt der Visitation / Balance zwischen Beständigkeit und Weiterentwicklung

Von Andrea Fisel

Schömberg. "Heute ist unser Kleiderschrank ganz weit geöffnet: Seht, das haben wir!" Mit diesem Bild vergleicht Moderator Reinhard Kafka das Gemeindeforum der evangelischen Kirchengemeinde Schömberg und Oberlengenhardt zum Auftakt einer Visitation.

Doch im Zuge dieser Präsentation stünde auch die Überlegung im Raum: Aus welchen Stücken sind wir herausgewachsen? Was wollen wir bewahren, was wollen wir ablegen? Dies gab der Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald den Besuchern im Kurhaus Schömberg zu bedenken.

Eine Visitation, wie sie in der württembergischen Landeskirche im Rhythmus von etwa acht Jahren durchgeführt wird, sieht in einer Gemeinde einen geordneten Besuchsdienst durch den Dekan zusammen mit dem Schuldekan vor. Visitation soll brüderlicher Besuchsdienst und kirchenamtliche Aufsicht sein.

In diesem Sinne verstanden auch Dekan Joachim Bozenhardt aus Neuenbürg sowie Thorsten Trautwein, Schuldekan für die Kirchenbezirke Calw, Nagold und Neuenbürg, ihren Besuch bei Pfarrer Johannes Luithle nebst seinem ansehnlichen Mitarbeiterstab aus Schömberg und Oberlengenhardt. Wie ein mittelalterlicher Marktplatz das gesamte Spektrum eines Ortes und seiner Bewohner widerspiegelte, so vermittelten die mit Liebe und Mühe ausgestalteten Stände der einzelnen Gruppen innerhalb der Gemeinde einen Einblick in Auftrag und Wirken, Verkündigung und Seelsorge, Miteinander und Füreinander.

Unter dem Motto "So sieht Kirche aus" wurden Interviews und ernsthafte Gespräche geführt. Es wurde gegessen und fröhlich gefeiert; traditioneller Chorgesang mit dem Männergesangverein Germania wechselte sich ab mit modernen Tänzen einer Mädchengruppe des Wintersportvereins. Eine beeindruckende Vielfalt, oft in gemeinschaftlicher Eintracht, bisweilen mit bereichernder Verschiedenheit, zeigte sich innerhalb der Kirchengemeinde bei Senioren- und Jugendarbeit, Mutter-Kind-Gruppe und Frauenkreis, Gebäudeplanung und Öffentlichkeitsarbeit, Kirchenmusik und Hauskreis, Kurpfarramt und Diakonie, Gottesdienst und Kinderkirche.

Dem gegenüber stellten sich ebenfalls individuell unterschiedliche Außenwahrnehmungen: Einerseits wurden Gäste aus Wirtschaft, Sport, katholischer Kirche sowie Verwaltung befragt, andererseits hielten Besucher ihre Meinungen und Wünsche auf großen Flipchart-Blättern fest, die später für alle sichtbar am Podium aufgehängt wurden. Wieder zeigte sich, dass Kirche Bewegung braucht zwischen Festhalten und Veränderungen – ganz im Sinne Martin Luthers: "Das Leben ist nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung." Eine riesige Fülle an Eindrücken und Anregungen wird nun Pfarrdienst und Kirchengemeinderat mit zwar arbeitsintensiven, jedoch äußerst verantwortungsvollen Aufgaben betrauen.