Mit Kraft und Geschick werden die Wieden am Ofen gedreht. Foto: Grumbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Kombination aus Drehen und Wickeln / Auftakt zum Flößerjahr am Floßschopf

Schiltach (sg). Die Schiltacher Flößer begannen ihr Flößerjahr mit dem traditionellen "Wiedendrehen".

Am Floßschopf vor Kuhbach heizten sie ihren Wiedofen an. "Früher hat man für die Wieden ›Tännle‹ verwendet, diese waren allerdings "abholziger", also unten dick und oben dünn auslaufend. Die Haselnusswieden wachsen dafür gleichmäßig und sind weicher", erklärte Flößerobmann Thomas Kipp.

Die Technik des Wiedendrehens ist alt überliefert, wurde aber von den Schiltacher Flößern durch eigenes Studium optimiert. Die "Wieden" wurden nicht nur in der Flößerei eingesetzt, auch die Landwirtschaft machte sich die Holzverbindungen einst zunutze. Man setzte sie dort ein, wo heute Draht verwendet wird.

Vor dem Drehen steht jedoch das "Baien". Dazu werden die frisch geschlagenen Haselnusswieden aus dem angrenzenden Wald zunächst zwei Tage lang in Wasser gelagert. Bevor sie in den knapp 400 Grad warmen Ofen kommen, werden sie angespitzt, um sie später leichter durch das Floß stecken zu können. Das Verdampfen des Wassers im Ofen macht die Wieden geschmeidig, es ist jedoch wichtig, dass sie im Ofen nicht verbrennen. "Wenn sie knacken, sind die Wieden fertig" erklärt Flößer Michael Brückner. Dann werden die noch heißen Wieden über Wiedstange und Wiedstock gedreht. Durch das Drehen werden die Fasern der Länge nach gebrochen und die Holzstruktur verändert sich. "Das Wiedenbinden ist eine Kombination aus Drehen und Wickeln" erklärt Obmann Kipp. Nach dem Aufdrehen werden sie kreisförmig gewickelt und sie nehmen ihre bekannte Form an. Nach dem Trocknen werden sie für diverse Aktivitäten wie das Neu-Einbinden des Floßes verwendet.

Besonders am neuen Stör, für das Holz im Wald geschlagen, geschält und die Stämme "geschnäzt" (zigarrenförmig zugespitzt) wurden, finden die Wieden Verwendung. Der umgebaute und vergrößerte Schopf und die integrierten Bahnschienen, auf denen die Wägen mit den Stören herausgezogen werden, erleichtern die Arbeit der Flößer.

So hieß es den ganzen Samstag am Wiedenofen,, wo ein nussiges Aroma in der Luft lag, "nächste Wiede", bis die Männer die über 300 Stück verarbeitet hatten.