Ausstellung: "1917…18…19! Revolutionäre Jahre im Schwarzwald" schafft Plattform für Diskussion

Schiltach. "Die abweichende Meinung der anderen respektieren und nach Kompromissen suchen, die allen gerecht werden." So lautet eine Antwort auf die Frage, was heute die Demokratie bedeut. Zu finden sind die zahlreichen und auch gegensätzlichen Beschreibungen derzeit im Schiltacher Museum am Markt. Die Ausstellung zur Geburt der Demokratie in Deutschland vor beinahe 100 Jahren unter dem Titel "1917…18…19! Revolutionäre Jahre im Schwarzwald" möchte nicht nur auf die ersten freien und gleichen Wahlen in der Geschichte der Region zurückblicken. Sie will die Besucher zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit der Frage anregen, was dem Einzelnen seine Freiheit und Mitbestimmung wert sind. Werte, die heute oftmals als selbstverständlich erscheinen, dabei aber ähnlich wie vor 100 Jahren immer wieder neu erkämpft und verteidigt werden müssen. Es überrascht da wenig, wenn an mancher Stelle auch große Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Demokratie Ausdruck findet.

So beklagt ein Besucher der Ausstellung in Schiltach, Volksherrschaft sei lediglich ein "Surrogat für die Doofen". Während die einfachen Leute mit vorgetäuschter Mitbestimmung abgespeist würden, regiere in Wirklichkeit eine "Finanzelite". Da wird einer der grundsätzlichen Angriffspunkte gegen die Demokratie angesprochen: Letztlich setze sich die ökonomische Macht der Reichen durch, die die Politiker nach ihren Vorstellungen beeinflussen würden.

Dieser Vorwurf begleitet die Demokratie zeit ihrer Existenz. Auch dem revolutionären Umbruch vor 100 Jahren wurde vorgehalten, die wirklich Mächtigen in der Wirtschaft seien nicht geschwächt worden und bestimmten so weiter die politische Entscheidungen. Die Äußerungen vieler ausländischer Gäste des Museums sind aber auch von speziellen Vorstellungen geprägt. Was denken wohl die chinesischen Besucher? Eine kommunistische Partei schuf dort den Rahmen für einen Turbokapitalismus. Diskussion ist gerade bei den Schiltach-Touristen der iberischen Halbinsel zu finden. Soll Katalonien sich von Spanien abspalten dürfen, wie gefordert wird? Dem widerspricht offensichtlich ein anderer Besucher auf dem gleichen Klebezettel: "Viva Espana". An einer Stelle wird es emotional: Auf Italienisch ist am 18. August zu lesen: "Ein Gebet für Barcelona". Kurz zuvor hatte der IS ein Attentat in der Mittelmeermetropole verübt. Freiheit muss immer wieder verteidigt werden. Das gilt heute, im Wahljahr 2017, ebenso, wie es im revolutionären Umsturz vor 100 Jahren der Fall war.

  Die Ausstellung "1917…18…19! Revolutionäre Jahre im Schwarzwald" ist noch bis 6. Januar 2018 im Museum am Markt in Schiltach zu sehen.