Wie wichtig ist Geld für die Menschen in der heutigen Zeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich "Jedermann" im Stadtgarten. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: In der "Jedermann"-Aufführung überzeugen die Schauspieler mit ihrer Professionalität

Wie geht man mit seinem Leben um? Wie mit seinen Mitmenschen? Verhält man sich immer fair? Was, wenn der Tod unverhofft anklopft? "Jedermann" wird eines Tages davon getroffen sein.

Schiltach. "Jedermann" ist auch eine Theaterinszenierung von Hugo von Hofmannsthal. Unter dem Pseudonym Theophil Morren erregte er mit dem Drama "Gestern" Aufmerksamkeit.

Eine harmonische Atmosphäre war um die Freilichtdarbietung im Stadtgarten entstanden. Dort war die Kulisse aufgebaut, wobei sich das Ensemble aus den Horber Theaterwelten "Das Chamäleon" seinen Raum im Umfeld nahm. Besonders attraktiv wirkte die Beleuchtung durch die Strahler, welche im schwindenden Tageslicht die Akteure ins rechte Licht setzte. Nur mehr Publikum hätte kommen können. Lag es an der kühlen Brise, die an diesem Sommerabend durch das Land zog? Aber mit langer Hose und Jacke ließ es sich gut aushalten.

Mit Professionalität überzeugten die Schauspieler. Ein Genuss war es, ihre Mimik zu beobachten. Überschwängliche Gesten wurden fast gelebt. Mit Tänzen und musikalischen Einlagen wurde die Festgesellschaft unterstrichen. Manchmal würzte Ironie die Dialoge.

Leben in Saus und Braus

Ernste Passagen betonten die Gier, die Habsucht, den Egoismus. Andreas Schnell spielte die Hauptrolle des "Jedermanns" vorzüglich. Nach einem Leben voller Saus, Braus und mit wenig Rücksicht, konnte er noch eine Stunde Lebenszeit aushandeln. Heimgesucht wurde er von den abstrakten Figuren wie Gott, dem Tod, vom personifizierten Mammon und vom Glauben.

Besonders beeindruckend und schaurig wirkte der kalkweiße Tod mit wehenden Gewändern und kreidebleichem Gesicht, gespielt von Dorothee Jakubowski. "Hier wird kein zweites Mal gelebt", erkannte Jedermann bestürzt. Keiner seiner Freunde und Knechte wollten ihn beim letzten Schritt begleiten. Das Sterben gelang erst in Reue, im Glauben und schließlich in Frieden. Das berührte die Zuschauer tief, die gebannt das Treiben verfolgten. Wie wichtig ist Geld für die Menschen in der heutigen Zeit? Wie bedeutend sind noch die anderen Werte?

Weitere Schauspieler waren Andreas Wachsmann, Reinhard Froboess, Swen Richter, Clara Cazzanelli, Dorit Gekle, Rosa Maria Paz, Julia und Katharina Wagner, Magdalena Rau, Monika Golla, Monika Bugula, Anita Fröhlich und Gerda Timme. Lebendig und gefühlvoll spielten sie ihre facettenreichen Rollen. Ein farbenprächtiges Spektakel wurde inszeniert, welches gehörig zum Nachdenken anregte.

Hinter den Kulissen spielten sich durchaus knuffige Szenen ab. Eine Schauspielerin hatte erst vor wenigen Wochen ein Kind geboren – im wahren Leben. In einer Szene, der Feier, spielten alle Mimen auf der Bühne. Breit grinsend stand derweil Tourismusmanager Christian Jäckels abseits – mit einem süßen Säugling auf dem Arm – und völlig in seine "tragende Rolle" vertieft.

Ebenfalls hinter den Kulissen sorgte Robert Schirmer für die Technik. Die Kostüme hatten Dorit Gekle, Frank Surgalla und das Ensemble zusammen gestellt. Textcollagen und Klangelemente gab es von Monika Golla. Die Regie führte Dorothee Jakubowski. Knapp zwei Stunden dauerte das Mysterienspiel. Viel verdienter Applaus prasselte am Ende auf die Akteure nieder.

Morgen wieder Theater

Weiter geht es mit der kulturellen Leckerbissen in der Flößerstadt: "Das Wirtshaus im Spessart" gibt es morgen, Samstag, in der Freizeitanlage "Vor Kuhbach" mit dem Regionentheater zu erleben. Beginn ist um 20 Uhr.