Das renovierte Hauszeichen am Alten Schulhaus. Foto: Harter

Maler setzt i-Tüpfelchen: Hauszeichen hat nach Sanierung farbliche Fassung erhalten.

Schiltach - Nach der Sanierung des Alten Schulhauses in der Bachstraße im Sommer und dem Einzug der Schüler hat nun auch der Maler sein Schluss- und i-Tüpfelchen gesetzt.

Im rechten, vorderen Eckständer des stattlichen Fachwerkbaus ist ein Hauszeichen eingehauen, das jetzt seine farbliche Fassung erhielt. Es war eine stolze Sitte früherer Bauherren, ihr Werk mit Inschriften und Zahlen zu krönen, um es für die Nachwelt zu dokumentieren. So sind die Hauszeichen nicht nur Schmuck, sondern auch kleine Geschichtsbücher. Darin zu lesen ist – im Abstand der Jahrhunderte – nicht immer einfach: Es gibt besondere Symbole, und oft ist die Schrift höchst kunstvoll.

Buchstabenrätsel will vom Besucher entschlüsselt werden

Dies gilt auch für die Hausmarke am Alten Schulhaus. Zum Jahr "1816" zeigt sie zwei eigenartige Gebilde, ein herz- und zwei keulenförmige, die mit einer altertümlich anmutenden Schrift ausgefüllt sind: Die Buchstaben gehen doppeldeutig ineinander über, einige sind Kürzel und nicht auf Anhieb zu entschlüsseln.

So bietet sich ein Puzzlespiel, beginnend mit ACOB oben links, das zu IACOB zu ergänzen ist. FR heißt FRIEDRICH und TRAUTW. natürlich TRAUTWEIN, sodass der erste Namen gefunden ist. ULANA meint IULIANA, die Frau von Jakob Friedrich. Sie stehen in einem Herz, dem Zeichen ihrer ehelichen Liebe, das sich in der Art auch an anderen Häusern findet. In seinem verlängerten Stiel haben weitere Buchstaben Platz gefunden: D (DEN) verweist auf einen Tag im JUNI, der aber fehlt. Da war hier ein "IA.I" am Werk, IACOB IAECKLE, seines Zeichens "ZM": ZIMMERMANN. Dies ist eine Bauinschrift, die an die Bauherren, den Baumeister und das Richtfest erinnern sollte.

Die gekreuzten Keulen sind gleichfalls zu identifizieren: als "Floßkegel", das Berufszeichen der Flößer und Schiffer. In der Praxis waren es geschnitzte Keile, die man in schwächere Stämme einließ, um sie mit Wieden verbinden zu können, statt tiefer Bohrlöcher, die beim Flößen leicht Bruchstellen wurden. Sie weisen Jakob Friedrich Trautwein als Flößer aus, was die Kirchenbücher bestätigen, die ihn als "Schiffer und Holzhändler" (1785 bis 1828) kennen. Seine Frau Maria Juliane war eine geborene Engelmann. Sie gebar 13 Kinder, von denen vier früh starben, eine Tochter mit 19 Jahren. Die überlebenden sechs Töchter verheirateten sich "gut", was auf den Wohlstand der Familie schließen lässt.

Isaac war der Anführer der Schiltacher Revolutionäre

Von den Söhnen übernahm Isaac (geb. 1818) das Schifferrecht seines Vaters. 1847 zum Bürgermeister gewählt, wurde er 1848/49 der Anführer der Schiltacher Revolutionäre. Der großherzoglich-badische Staat setzte ihn ab und strafte ihn mit Zuchthaus, wo er, auf den man große Hoffnungen gesetzt hatte, mit 41 Jahren starb. Die harte Behandlung der hiesigen "1848er" ließ in Schiltach für lange Zeit keine gute Erinnerung an "Altbaden" zu. Da auch der Bruder von Isaac ledig blieb, kam dieser Zweig der einst starken Trautwein-Familie an ihr Ende.

Mit großem Gottvertrauen hatte sie 1816 das Haus in der Bachstraße errichtet, was die Schrift in den Floßkegeln bezeugt. Sie heißt, nach einigem Studium ihrer Zeichen und Kürzel: "HEUTE IST DURCH GOTTES GNADE UND GUETE NEU AUFGERICHT." Möge der Dank- und Segensspruch für das vorbildlich renovierte Haus auch weiterhin gelten.