Die Fachwerkkulisse am Schiltacher Marktplatz bot ein besonderes Flair. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Zimmertheater: Dialekte geben Inszenierung auf dem Schiltacher Marktplatz eine besondere Würze

Schiltach. In einer lauen Sommernacht genossen am Samstag auf der Freilichtbühne am Marktplatz zahlreiche Zuschauer das Musical "My Fair Lady".

Das Rottweiler Zimmertheater-Ensemble überzeugte dabei in jeder Hinsicht. Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Sprachforschers Henry Higgins, der mit seinem Kumpel Oberst Pickering eine ungewöhnliche Wette abschließt: In nur sechs Monaten will Higgins aus der naiven Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, die er nach einem Opernbesuch in einem Geschäft kennenlernt, eine feine Dame der Gesellschaft machen, ohne dass es in der hochgestochenen Londoner High Society auffällt. Es reicht, wenn er ihr den Dialekt abgewöhnt und gepflegte Umgangsformen beibringt.

Der Intendant des Zimmertheaters, Peter Staatsmann und Dramaturgin Bettina Schültke, hielten sich streng an die Vorlage des Musicalfilms von Gabriel Pascal, verpassten dem Musical jedoch eine gewiefte Frischzellenkur. Sie verlegten die Geschichte einfach um rund 100 Jahre in die Gegenwart und reicherten sie mit Dialekten an.

Das Ganze spielte sich in der saarländischen Kneipe "Pulverfass" ab, wodurch die Inszenierung trotzdem ihren eigenen Charakter erhielt. Da brauchte es natürlich eine Wirtin, die Isabella Groß de Garcia alias Georjette mit dicken Brillengläsern und Schürze hervorragend und mit typisch saarländischem Dialekt mimte. Georjette zeigte sich hilfsbereit, ließ die Zeche von klammen Gästen anschreiben und tröstete sie, wenn denen zum Weinen zumute war. Statt Blumen verkaufte Eliza Doolittle (Karolin Trübenbach) Würstchen und schlug sich mit Sächsisch durchs Leben, woran sich das Publikum bestens amüsierte.

Auch Bagdasar Khachikyan überzeugte in der Rolle des Oberst Pickering, ebenso Freddy Eysford Hill, der Eliza den Hof machte. Sergeji Czepournyi glänzte trotz seines großen Altersunterschieds zur Filmfigur als Henry Higgins. Wie einst der antike Bildhauerkönig Pygmalion sich in eine Marmorstatue verliebte, schaffte sich Higgins ein Fantasiebild von Eliza, verlor sie aber aus den Augen. Beide blieben am Ende ungeliebt. Elizas Vater (Helmut Jakobi) dagegen heiratet eine vermeintliche Liebe.

Gesanglich wurden Evergreens wie "es grünt so grün, wenn Spaniens Blumen blühn" mit neueren Titeln wie "Männer" von Herbert Grönemeyer und "Wenn du denkst, du denkst" von Juliane Werding gemixt. Für gewitzte Kontraste sorgte ebenso eine Breakdance-Truppe zu stilvollen bürgerlichen Tänzern des vorigen Jahrhunderts.

Dabei wirkte die musikalische Begleitung von Dorin Grama am Akkordeon und Gitarrist Werner Nörenberg, als spielte ein ganzes Orchester. Für ihre mimisch und gestisch überzeugende Darbietung wurde das Ensemble am Ende mit Beifall überschüttet.