Rena Rautenberg (links) und Gisela Schreiber. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Rena Rautenberg (80) aus Hügelsheim stellt im Treffpunkt in Schiltach aus / Stil und Charakter sind vielfältig

Von Antonie Anton

Schiltach. Die Ausstellung mit Patchwork-Arbeiten von Rena Rautenberg in Schiltach ist am Sonntag mit einer Vernissage offiziell eröffnet worden.

Eigentlich ist Rena Rautenberg (80) aus Hügelsheim bei Baden-Baden eine passionierte Malerin. Aber per Zufall – die Gemeinde brauchte den Raum, in dem sie ihr Atelier hatte – kam sie zur Textilkunst. Ihr fiel ein Heftchen über Patchwork in die Hände, das sie zum Ausprobieren dieser Technik reizte. Doch schon bald ging sie wieder zur Malerei über. Erst als sie ohne Atelier dastand und zu Hause keinen Platz mehr für das Malen hatte, besann sie sich wieder auf die Textilkunst. Kurzerhand holte sie ihre Nähmaschine hervor und es entstand ein Textilbild nach dem anderen.

Der Betrachter spürt, hier ist keine reine Handwerkerin am Werk, sondern eine Künstlerin, die für sich selbst die größte Kritikerin ist. Nun stellte die vielseitige Künstlerin unter dem Titel "Ikarus und Solitaire" ihre Patchwork- und Textilkunstwerke im Treffpunkt in Schiltach.

Zur Ausstellung in Schiltach kam sie, weil sie zuvor mit einer Nichte aus Aichhalden eine andere Ausstellung in dieser Bürgerbegegnungsstätte besucht hatte. Begrüßt wurden die Gäste von Gisela Schreiber, einer der 30 ehrenamtlichen Leiterinnen des Treffpunkts. Sie betonte die mühevolle Arbeit, die in allen mit Liebe und Kunst gefertigten Werken der Ausstellung enthalten sei. Für die musikalische Umrahmung sorgte mit Mandoline und Mandola Solistin Beatrix Beck.

Die Einführung übernahm die Künstlerin selbst. Sie berichtete, wie sie ihr erstes Werk noch nach Anleitung nähte, doch spürte sie instinktiv, dass bei dieser Fleißarbeit, die zwar schon den dreidimensionalen Effekt hatte, noch das künstlerische Etwas fehlte. Erst als sie manche der gleichmäßigen Rauten mit schwarzen Deckflächen versah und so durch den Gegensatz zwischen vollen und leeren Würfeln eine Spannung schuf, befriedigte sie das Werk. Es war ein Unikat, denn Arbeiten nach Mustervorlagen findet sie langweilig.

Vor der Umsetzung ins Textile fertigt die Künstlerin einen Entwurf, den sie verändert, bis sie an Farben und Formen das gefunden hat, was ihr vorschwebt. Oftmals bleibt so eine Arbeit liegen, bis der Zufall sie zum geeigneten Material führt, und so arbeitet sie oft gleichzeitig an mehreren Textilbildern.

Die Themen der Werke sind so vielfältig wie der Stil und Charakter. Neben Themen aus der griechischen Mythologie (Ikarus, Python – die Wächterin vor dem Orakel von Delphi) sind biblische Titel zu finden (Noah und seine Söhne, Der Nil). In warmen Farben ist das Bild Herbst gestaltet, während die Künstlerin beim Winterbild einen Schwarz-Weiß-Kontrast als Stilmittel verwendet hat. Interessant sind auch plastische Arbeiten, bei denen die Künstlerin durch Falttechnik eine Verbindung zur japanischen Papierfaltkunst Origami herstellt.

Neben streng geometrischen Formen mit Quadraten und Dreiecken hängen Werke mit fantasievollen Textilschöpfungen wie Wüstenrosen oder Die Nebelfrauen tanzen, wo sie das Reich der Fantasie durch zart abgestufte Farbtöne vom Reich der Realität mit kräftigen Tönen abgrenzt.

Unter den Besuchern befand sich auch der 87-jährige Karikaturist Günter Schmolke, dessen Briefe und Bilder von Rena Rautenberg in zwei dicken Ordnern gesammelt und den Gästen gezeigt wurden. Jede Zeichnung eine Fülle von Witz und originellem Humor, der es wert wäre, einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt zu werden.