Schiltacherin Manuela Armbruster erschafft beim Bodypainting fantasievolle Figuren / Selbst Fans aus den USA

Von Karin Schmidtke

Schiltach. Echte Kunstwerke auf der Haut: Manuela Armbruster aus Schiltach kennt sich aus mit Bodypainting. Sie kreiert fantasievolle Masken, Gemälde und vor allem starke Figuren. In der Fasnetzeit hat sie Hochkonjunktur.

"Immer, wenn mir langweilig ist oder ich nicht schlafen kann, male ich", sagt Manuela Armbruster. Langweilig? Die Powerfrau aus Schiltach ist alleinerziehende mit vier Kindern (drei, zwölf, 13 und 15 Jahre) und arbeitet zudem halbtags in der Montage. Außerdem singt die Schiltacherin noch in zwei Bands, bei "Bad Bug" und in einem Trio namens "halb-halb", und betreibt fleißig einen Garten. Den munteren Spruch "Immer wenn mir langweilig ist…" hört sich deshalb amüsant an, fast ein bisschen jovial.

Wie kommt man zum Bodypainting? Die Leidenschaft für die Körperbemalung kam mit den ersten Kindern. "Meine Großen mussten beim Schminken Modell stehen, und zwar das ganze Jahr über. Das machte ihnen Spaß und so sah man meine Kinder ständig als Schmetterlinge geschminkt, als Einhorne oder etwa übersät mit Blumen und jeder Menge Glitzer", erklärt die Hobbykünstlerin, lacht und nippt an ihrem Kaffee. Um die Ecke spielte Ben, der dreijährige Frechdachs. "Oh, Du hast einen Meterstab", bemerkt die große Schwester. "Das ist ein Ninjaschwert", protestiert der Knirps. Von wem er diese Fantasie hat?

Irgendwann besorgte sich Manuela Armbruster Keilrahme und Acrylfarben – und legt los. Später entdeckt sie alte Bretter als Untergrund, bemalt sie. Wichtig ist der heute 38-Jährigen, dass das Holz gebraucht und alt, fast schon morsch ist. Das hat Charakter, findet sie. Genau so soll das sein.

Doch das Bodypainting holt sie wieder ein. Mütter bestellen die Malerin zu Kindergeburtstagen. Schwangere Frauen lassen sich ihre Bäuche als Überraschung für den werdenden Vater mit witzigen Motiven bemalen. Bald bitten ganze Freundeskreise um ausgefallene Masken und Bemalungen für die fünfte Jahreszeit. Ganze Fasnetsvereine und lose Gruppen bestellen kleine und größere Aufträge.

Mit Pinsel, Pappmaché und Phantasie entstehen afrikanische Langhalsfrauen, mitsamt Turban und Obstschale auf dem Kopf. Eine Gruppe Nussknacker zieht durch die Straßen. Beliebt ist der aufgezogene Reißverschluss mitten im Gesicht, wobei hier aufwändig mit Flüssiglatex gearbeitet wird. "Neulich habe ich den neuen Schrofenhexen ein Schild für den Narrenbaum gemalt", zeigt Manuela Armbruster stolz auf. Dabei dachte sie immer, sie könne nicht malen. Ihr Bruder, Daniel Mosmann, malt seine Bilder äußerst detailgerecht und in purer Perfektion. Manuelas Stil ist ein anderer – doch nicht minder packend. Nur die Schmetterlinge und Blümchen entwickeln sich zu eher gruseligen Figuren weiter. Fast schon brutale Fratzen entstehen, die besonders an Halloween große Aufmerksamkeit erregen. Ein Highlight ist der halbe Totenkopf oder etwa die "Rote Tote", die zu ihrem roten Haarschopf komplett als Knochengerüst geschminkt ist. Auf dem Küchenstuhl hockt eine Freundin als "böser Clown" geschminkt und bestätigt den Erfolg von Manuela Armbruster. Blutspritzer triefen vom Mund aus auf den Hals des Clowns. Wild gefletscht blitzen die Zähne im Gesicht. Das Künstleratelier ist die Küche.

Über ihre Seite "Facepainting Manu" auf Facebook erhält die Hobbykünstlerin Aufträge aus ganz Deutschland. "Man glaubt es kaum, aber je gruseliger meine Arbeiten sind, desto besser kommen sie an", erklärt sie. An den "Likes" der Community kann sie verfolgen, wie gut die Arbeiten bei den Menschen ankommen. Und es ist faszinierend: Die Besucher ihrer Bilder kommen teils aus den USA zum Stöbern auf die Seite. Demnächst soll die Schiltacherin Videos mit Schminkanleitungen erstellen. "Rund zehn Stunden brauche ich für eine Maske. Die entstehen überwiegend aus Pappmaché und Gips, Acrylfarben und einem Klarlacküberzug", erklärt die Schiltacherin. Ein Meisterwerk ist "Davie Jones" aus "Fluch der Karibik". Demnächst soll passend dazu ein Hammerhai entstehen. Fies glotzt ein Glasauge aus dem Gesicht einer anderen Figur. Man weiß nicht, wohin man schauen soll. Praktisch ist es Manuela Armbruster, dass viele Masken nur bis zur Oberlippe reichen. Darunter vollendet Farbe die Verkleidung. Das ist nicht nur praktisch beim Trinken, sondern sieht auch sehr effektvoll aus.

Gemalt wird nach der Arbeit, an den kinderfreien Wochenenden – oder mitten in der Nacht. "Manchmal beschäftigt mich ein Thema so intensiv, bis ich endlich die Lösung gefunden habe", erklärt die Künstlerin. Dann wird ausprobiert. Und weil nachts niemand zum Bemalen da ist, wird der eigene Unterarm mit lustigen bis abgedrehten Motiven verschönert. So wird es Manuela Armbruster auf keinen Fall langweilig.