Elke und Hans Homberg (von links) stehen noch bis Ende des Monats in ihrem Laden in Schiltach. Dann ist Schluss, auch für Mitarbeiterin Klara Mäntele. Einen Nachfolger für das alteingessene Schreibwaren- und Bürobedarfgeschäft mit Buchhandel gibt es nicht. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Elke und Hans Homberg geben ihre Buchhandlung mit Schreibwarengeschäft altershalber auf / Jahrzehnte geführt

Von Stephan Wegner

Schiltach. Eine gute Woche hat die alteingesessene Buchhandlung mit Schreibwaren- und Bürobedarfgeschäft Homberg in der Schiltacher Hauptstraße 11 noch geöffnet. Dann schließt es – nach über 100 Jahren.

"Wir haben drei Jahre lang einen Nachfolger gesucht, aber keinen gefunden", sagen Elke und Hans Homberg. Sie führen das Geschäft seit 1976 – "und irgendwann muss man ja einmal aufhören", sagt Hans Homberg. Seine Frau werde jetzt 70 Jahre alt, er selbst 68. Schön wäre es gewesen, so macht Homberg deutlich, wenn es einen qualifizierten Nachfolger gegeben hätte. Denn nur so sieht er Chancen, dass das Geschäft auch künftig erfolgreich geführt werden kann.

Erfolglose Suche über drei Jahre nach einem Nachfolger

Entstanden ist das Unternehmen aus einer Druckerei im Nachbarhaus, die der Großvater von Hans Homberg, Carl, 1912 übernommen hatte. In den 20er-Jahren übernahmen Carls Söhne, Hans und Karl die um ein Schreibwarengeschäft erweiterte Druckerei. In den 30er-Jahren wurde dann auch das derzeitige Wohn- und Geschäftshaus in der Hauptstraße 11 vom Vater des heutigen Inhabers erworben – vor allem um mehr Platz für die Druckerei zu erhalten, während das Schreibwarengeschäft im angestammten Gebäude blieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich trennten sich die Brüder in ihrer geschäftlichen Beziehung, Hans’ Vater übernahm das Schreibwarengeschäft und legte die Buchhändlerprüfung ab. Fortan war er im "neuen" Haus 11 tätig, die Druckerei von Karl Homberg wanderte zurück ins elterliche Gebäude in der Hauptstraße 9.

Nach der Hochzeit 1971 stiegen dann Elke und Hans Homberg in das elterliche Geschäft ein, das sie nach einem großen Umbau 1976 übernahmen. Zunächst war Hans Homberg, der in den Jahren zuvor in großen Häusern in Stuttgart und München gearbeitet hatte, noch viel im Außendienst im so genannten "Streckengeschäft" unterwegs, vertrieb, wartete und reparierte Büromaschinen "von Furtwangen bis Hausach", wie er sich heute erinnert. Bis zu ihrem 83. Lebensjahr war auch die zwei Jahre später verstorbene Mutter von Hans Homberg noch täglich im Geschäft und unterstützte Elke Homberg im Verkauf.

Von jeher sei man mit dem Sortiment "mit der Zeit gegangen", habe angeboten, "was läuft" und so auch beispielsweise zugunsten der Büroartikel das Lederwarengeschäft aufgegeben. Bis zuletzt aber habe man weiter Schulranzen im Angebot gehabt, obwohl auch hier die Nachfrage gegenüber früher deutlich gesunken sei. Ganz ausschließlich mit Büchern, so Homberg, hätte man sich die Jahre aber auch gar nicht über Wasser halten können: Rund 15 000 Einwohner seien dazu erforderlich, damit es sich rechne. Der Wandel im Büromaschinen und -einrichtungsbereich habe es zudem mitgebracht, dass dieses ehemals bedeutende Standbein im Streckengeschäft nach 25 Jahren aufgegeben wurde, als "Kleiner" habe man da keine Chancen mehr gesehen.

Und so habe sich das Geschäft in den vergangenen Jahren quasi zum "Minikaufhaus" entwickelt. Bücher, die nicht vorrätig gewesen seien, habe man quasi über Nacht bestellt, so dass sie in der Regel am nächsten Morgen um 8 Uhr vorrätig gewesen seien – auch nicht langsamer als via Internet, sagt Hans Homberg.

Ganz zurücklehnen und Urlaub machen will sich das Ehepaar noch nicht, zwar schließen sie das Ladengeschäft, die Industriekunden werden aber noch weiterhin beliefert. Darüber hinaus hoffen sie, dass ihre langjährige Mitarbeiterin möglichst bald eine neue Anstellung findet, wobei ihnen klar ist, dass es auf dem Buch- und Schreibwarensektor im Einzelhandel nicht einfach ist.