Heimatgeschichte: Johannes Fuchs gerät in Konflikt mit dem Erzherzog

Seit 1517, dem Jahr des Thesenanschlags durch Martin Luther, erlebten die Menschen unruhige Zeiten, die in der großen Glaubensspaltung durch die Reformation gipfelten. Davon war man auch in Schiltach betroffen.

Schiltach. Ein erstes wichtiges Ereignis war 1519 die Absetzung Herzog Ulrichs, des Landesherrn von Württemberg. Schiltach kam jetzt unter die Herrschaft Österreichs, das 1524 durch Erzherzog Ferdinand einen neuen Pfarrer präsentierte: Johannes Fuchs. Er machte bald von sich reden, da er der sich rapid verbreitenden Reformation anhing. So geriet er in Konflikt mit dem Erzherzog, der die Lehren Luthers "als arge Greuel" verbot und ihren Anhängern Strafen androhte.

1527 legte Fuchs sein Amt nieder und floh, worauf sich seine Spur verliert. Nachfolger dieses ersten Schiltacher Protestanten wurde Johannes Schwarz. Er erlebte 1533 den "Teufel von Schiltach", worüber er eine Flugschrift verfasste.

Als Herzog Ulrich 1534 nach Württemberg zurückkehrte, sorgte er sogleich für die Reformation seines bisher streng katholischen Landes. Als Reformator berief er Ambrosius Blarer, zuvor Mönch im Kloster Alpirsbach. Seit 1534 führte Blarer in den Kirchen die evangelische Predigt ein. Er überprüfte auch die Pfarrer, um sie von der neuen Lehre zu überzeugen oder als "Papisten" zu entfernen.

Letzteres widerfuhr dem in Hornberg, wogegen in Schiltach Pfarrer Schwarz im Sinne der Reformation wirken wollte und blieb. 1535 wurde die Messe abgeschafft, aus den Kirchen verschwanden die Heiligenbilder.

Von einer in Wolfach aufbewahrten gotischen Madonna wird erzählt, dass sie bei einem Bildersturm in Schiltach in die Kinzig geworfen wurde. Schwarz heiratete, 1559 trug er ein Töchterchen in das von ihm angelegte Taufbuch ein. Unterdessen setzten die Herrschaften Schramberg und Fürstenberg die katholische Konfession durch, sodass das württembergische Schiltach wie eine protestantische Halbinsel ins katholische Gebiet ragte. Die Herrschaftsgrenzen wurden nun auch zu konfessionellen, mit allen für das Zusammenleben als Nachbarn schwierigen Folgen.

Ein erster Beleg, wie gefestigt die neue Konfession in der Pfarrei Schiltach war, stammt aus Hinterlehengericht: 1583 sollten dort sechs Höfe an die Herrschaft Schramberg vertauscht werden, was die Bauern eine flehentliche Bittschrift an Herzog Ludwig von Württemberg richten ließ: Unter ihm sei es ihnen gut gegangen, durch ihn hätten sie "das wahre Evangelium angenommen". Bei dem Tausch müssten sie aber zurück zu dem in Schramberg herrschenden "verfluchten Papsttum", wo sie beides verlören, das "weltliche Glück" und das "ewige Heil". Eher würden sie "Haus, Hof und Besitz verlassen, Weib und Kind an die Hand nehmen", als die "rechte Religion" auf geben.

Der Herzog war so beeindruckt, dass er den Gebietstausch ablehnte und die Lehengerichter bei ihrer Herrschaft und ihrem Glauben bleiben konnten. Fortan waren Schiltach und Lehengericht einheitlich protestantisch, die ersten Katholiken wurden hier erst 1825 gezählt (17 beziehungsweise fünf), meist Dienstboten aus der katholischen Nachbarschaft. So hielt der Kunstmüller Matthias Wolber im Welschdorf sich stets ein "altgläubiges" Dienstmädchen, das er bei Unwettern in die Stube rief: "Magd, komm rei und bet katholisch!"

So ganz wollte man auf die möglichen Wirkungen der anderen Konfession doch nicht verzichten.