Fühlten sich in Schiltach wohl: Gerber aus ganz Deutschland. Einer ihrer Kollegen reiste sogar aus Schweden an. Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Trautwein organisiert Treffen für Mitglieder des alten Berufszweigs / Gäste aus ganz Deutschland

Von Karin Schmidtke

Schiltach. Ein Gerbertreffen ist in Schiltach schon eine kleine Sensation. Vertreter von 22 Betrieben aus Deutschland trafen sich in der malerischen Schwarzwaldstadt, um sich in lockerer Gemeinschaft bei der Firma Trautwein munter austauschen zu können.

Carl-Friedrich Trautwein hieß die ersten eintreffenden Kollegen mit seinem Team bereits am Freitag willkommen. Nach einer kleinen Erfrischung gab es eine Gerbereiführung durch den Familienbetrieb. Im Gasthaus "Sonne" stellten sich die Unternehmer vor, und ein gemütlicher Abend war vorprogrammiert.

Doppelmoral nervt die Hersteller von Leder und Fellen

Eine besondere Führung gab es am Samstag durch das historische Städtchen, von dem sich die Gäste begeistert zeigten. In lockerer Runde wurde mittags an der Kinzig auf der Lehenwiese, direkt hinter der Gerberei, gegrillt. Dort tauschte man sich weiter aus.

Bundesweit gibt es für die Gerber nur noch eine Innung, die bislang in Reutlingen angesiedelt war. Die Basis wird nach Freiberg in Sachsen verlegt.

Neben deutschen Kollegen kam auch ein Unternehmer aus Schweden angereist. Vor der Maueröffnung war der Gerber in der DDR tätig. Dann heiratete seine Mutter einen Dänen und zog nach Schweden. Der Wunsch, auch nach Schweden auszuwandern, wurde immer stärker und 1986 endlich umgesetzt. "Als die Mauer fiel, standen wir dann auf der westdeutschen Seite. Das war ein seltsames Gefühl", erklärte der Gerber schmunzelnd. Welche Tierfelle gibt es denn in Schweden zu gerben? Hauptsächlich sind es die Wildfelle, welche die Jäger bringen. Ab und zu gebe es auch Seehund-Häute kranker Tiere, manchmal sogar ein Bärenfell.

Das letzte große Gerbertreffen fand vor zwei Jahren in Lübeck statt. Auch dort gehören Schaf- und Wildfelle zum Alltag in dem alten Handwerk. Die Kritik, die der Berufsstand bisweilen zu hören bekommt, nervt offenbar. "Am liebsten sind mir die Leute, die etwas gegen Felle haben, aber an den nächsten Bratwurststand laufen", meinte ein Gerber sarkastisch. Wenn ein Tier schon geschlachtet werde, sei es doch nur gut und recht, wenn alles davon verwendet werde. Dass aus Teilen der Haut Gelatine gewonnen werde, das wolle niemand beim Naschen von Gummibärchen hören. Andererseits müssten Felle aufwendig entsorgt werden oder endeten ansonsten als stinkender Haufen.

Der Samstagnachmittag stand zur freien Verfügung. So zogen die neugierigen Handwerker los, um nach Lust und Laune die Aquademie oder Museen zu besichtigen. Für die Wanderlustigen führte eine Tour zum Gasthaus "Holzebene", wo nach einem Schwarzwaldvesper der Abend ausklang. Nach der Verabschiedung am Sonntagmorgen, waren sich alle einig, dass ein Treffen wieder stattfinden soll. Dann ist ein anderer Kollege Gastgeber.