20er-Jahre-Musik bewegt bis heute

Zu einem Streifzug durchs "wilde Leben der goldenen Zwanziger" spielte das "Revue Orchester 1920" in der Friedrich-Grohe-Halle in Schiltach auf.

Schiltach. Swing bewegte in den Tanzpalästen in Berlin, wie die Tanztruppen in den Kabaretts in Paris und die Jazzer in den Clubs in New York. In Schiltach ließ Martin Hermann mit "Veronika, der Lenz ist da" die Damen dahin schmelzen, und Lisa Helfer pries die Herren zum Violin-Solo "Bei mir bist Du scheen". Gemeinsam mit dem Orchester versicherten sie "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen". Aber gleich darauf reiste Martin mit seiner Klara in die Sahara zu den wilden Tieren und kam dann ohne Klara aus der Sahara. Im Publikum entdeckte er ein neues Abenteuer und erklärte "Ich bin so scharf auf Erika, wie Columbus auf Amerika", tief unterstrichen von der Posaune aus dem Orchester. Da war Lisa sicher: "My Baby just Cares for Me" (Er hat nur Augen für mich), und mit Edith Piaf träumte sie von einem Leben mit Rosen. Im Charleston tobte sie sich aus und wollte keine Millionen, nur Musik, Musik, Musik. Nach Duke Ellington muss das Swing sein mit gedämpfter Trompete: "It don’t Mean a Thing, if you don’t Have that Swing". Abends, wenn die Lichter glühen in der großen Stadt, fühlte sich Martin so einsam und entdeckte "Ich steh mit Ruth gut, die weiß was gut tut". Aber auch das blieb eine schöne Episode, denn er fühlte sich angezogen von einem kleinen, grünen Kaktus, auch wenn der sticht und sticht.

In den goldenen Zwanzigern musste der schöne Gigolo tanzen und ein lachendes Gesicht zeigen, in den aufbauenden Fünfzigern war er mit mehr Rhythmus und Reibeisen-Stimme "Just a Gigolo" und fast im Heute angekommen. Da wechselte der Bläsersatz in weißen Blazern nicht nur den Takt, sondern auch die Sitzposition, stand sogar auf den Stühlen. Mit dem zweiten Auftritt der neuen Schau des Revue Orchesters aus dem Saarland konnten die Zuschauer erleben, wovon ihnen ihre Eltern und Großeltern immer vorgeschwärmt haben und schwärmen nun selbst.