Anita Frank ist Hebamme und bereichert Schenkenzell mit der Praxis "Rundrum". Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Anita Frank hat in Schenkenzell eine Hebammen-Praxis eröffnet / Mütter haben hohe Erwartungen

Anfang des Jahres zog mit Anita Frank eine vielseitig engagierte Frau nach Schenkenzell. Seither bereichert die Hebamme die Gemeinde mit der Praxis "Rundrum".

Schenkenzell. Den Entschluss Hebamme zu werden, fasste Anita Frank 1987 nach der Geburt ihres dritten Kindes. Sie absolvierte ihre Ausbildung von 1992 bis 94 in der Uniklinik in Tübingen – stemmte neben der Betreuung ihrer drei Kinder auch noch den Haushalt und den Garten. Danach arbeitete sie eineinhalb Jahre in Balingen. Später nahm sie die Rötenberger Hebamme Marie Pflugbeil zu Hausgeburten mit. "Irgendwann ließ mich Marie Pflugbeil dann alleine. Sie kam einfach ›zu spät‹ zu einer Hausgeburt", erinnert sich Frank. Zwölf Jahre arbeitete sie mit Frauenarzt Dietrich Göbel in Wolfach zusammen. Sie gab Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse. 19 Jahre begleitete Frank Hausgeburten, rund 1000 Kindern half sie auf die Welt. Über das, was sie dabei erlebt hat, möchte die Hebamme ein Buch schreiben.

An eine kuriose Geschichte erinnert sie sich gerne zurück: Eine Mutter blutete nach der Geburt stärker als üblich. Frank beauftragte den Vater, Eis zu bringen. Nach einer Weile stand der Mann mit drei Eis am Stil in der Tür – Mutter und Hebamme brachen in Gelächter aus.

"Ich bin nicht nur Hebamme für die Mutter und das Kind, der Vater und die Geschwister werden immer mit einbezogen", betont Frank. Gefragt werde meistens, wie es Mutter und Kind gehe. Aber wie fühlt sich der Vater? "Männer können alles, außer stillen", sagt Frank, auch, wenn sie manchmal überfordert seien.

Schreikinder sieht Frank im Zusammenhang mit der Hektik der heutigen Zeit. "Kinder funktionieren nicht. Sie sind der Spiegel der Seele der Eltern. Die Frauen muss man von der Vorstellung entlasten, perfekt sein zu müssen", rät Frank. Andererseits sei die Erwartungshaltung der Mütter an sich selbst oft zu hoch. "Neun Monate dauert es, bis das Kind kommt. Neun Monate braucht die Mutter bis sie wieder regeneriert ist."

Mit einer afghanischer Kollegin bietet Frank gelegentlich Sprechstunden in der Praxis in Schenkenzell an. Die kulturellen Unterschiede seien gar nicht so groß. Man merke eher, welche Frauen vom Land oder aus einer Stadt kämen.

Von Dornhan zog Anita Frank mit ihrer Praxis nach Schenkenzell ins ehemalige "Haus des Gastes". Mit im Team sind Diana Kohler, Familienbegleiterin, Kursleiterin für Babymassage, Trage-, Schlaf- und Stillberaterin und Beikost-Coach sowie Sozialpädagogin Heike Wöhr, die Pekip-Kurse gibt. Das Angebot umfasst alles rund um Schwangerenvorsorge- und Beratung, Hilfe bei Beschwerden in der Schwangerschaft, Akupunktur, Craniosacrale Therapie und Stillberatung sowie Beratung bei Beckenbodenproblemen. Gesucht wird noch eine Hebamme, die Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse gibt. Hebammenmangel herrsche landauf landab, erklärt Frank. Eine Arbeit zu Mindestlohnbedingungen und die fehlende Unterstützung der Politik bemängelt Frank. Verdienst und Leistung stünden in keinem Verhältnis.

Da sich der Hebammen-Kreisverband Rottweil aufgelöst hat, gibt es in der Praxis einen regelmäßigen fachlichen Austausch. Pro Jahr besucht Frank nach wie vor zwei bis drei Fortbildungen. Themen sind dort etwa Qualitätsmanagement im Wochenbett oder die Wochenbettbetreuung von Frühchen oder Frauen, die ihre Kinder sehr früh verloren haben. "Mir geht es sehr nahe, wenn eine Frau ihr Kind verloren hat. Aber leben und sterben gehören zusammen. Man hat es trotz der ganzen Vorsorge nicht in der Hand, aber ich kann aufgrund meiner Erfahrung damit umgehen."

Privat gibt es neben ihrem Mann und den drei Kindern inzwischen drei Enkelkinder. Entspannung findet die 57-Jährige im großen Garten zu Hause in Alpirsbach-Peterzell.