Rund 120 Besucher, darunter nahezu der komplette Gemeinderat (vordere Reihe) kommen zur Infoveranstaltung zum Thema Grundschule. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Rektorin Angelika Klevenz-Fischer verweist auf Rückgang der Schülerzahlen / 120 Besucher bei Infoveranstaltung

Von Lothar Herzog

Schenkenzell. Immer weniger Schüler und in zwei Jahren geht die Rektorin in Pension. Hat die Grundschule in Schenkenzell da noch eine Zukunft?

Auf den Gemeinderat wird eine unangenehme Aufgabe zukommen. In den vergangenen Tagen bewegte sich einiges im ansonsten ruhigen Dorf Schenkenzell.

Die Nachricht, dass die Gemeinden Schiltach und Schenkenzell den Kooperationsvertrag der Werkrealschule mit Alpirsbach aufkündigten, Schiltach ihre Grundschule in der Stadtmitte schließt und in diese ins Hoffeld zieht, hatte sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet. Weil die Gemeindeverwaltung Schenkenzell darin eine Chance sieht, in einem Schulverbund mit Schiltach als gemeinsamer Schulträger aufzutreten, was die Schließung der Grundschule in der Schenkenzeller Ortsmitte zur Folge hätte, lud sie am Mittwoch zu einem Informationsabend in die Mehrzweckhalle ein. Mit rund 120 Besuchern, vorwiegend Eltern schulpflichtiger Kinder, sowie nahezu des kompletten Gemeinderats, war die Resonanz sehr groß.

Bürgermeister Thomas Schenk erläuterte ausführlich, wie es zur Kündigung der Kooperation mit Alpirsbach gekommen ist.

Entgegen allen anderslautenden Meinungen seien er und Amtskollege Thomas Haas aus Schiltach am 10. Juli, also deutlich vor der Veröffentlichung in der Presse, bei Alpirsbachs Bürgermeister Reiner Ullrich gewesen und hätten ihn über die Absichten informiert. Das Ganze habe einen kommunalpolitischen Touch und nichts mit den Lehrern zu tun gehabt. Auch wolle er klarstellen, dass seitens der Gemeinde keinesfalls irgendeine Entscheidung gegen die Grundschule gefallen sei, bekräftigte Schenk.

Fakt sei, es werde Veränderungen geben (müssen). Die Kinderzahlen stagnierten oder seien weiter rückläufig. Bei der Schule beim Freibad seien wesentlich bessere Raumverhältnisse und Infrastruktur vorhanden. Das Thema Ganztagsgrundschule werde einen beschäftigen und sei politischer Wille. Da es hierfür 25 verbindliche Anmeldungen brauche, werde dies Schenkenzell bei rund 60 Grundschülern allein nicht schaffen. Die Nachmittagsbetreuung stelle ein räumliches Problem dar und bei der Rektorenstelle wisse er nicht, wie es weitergehe, zählte der Bürgermeister auf.

Schulleiterin Angelika Klemens-Fischer verwies auf 108 Schüler bei ihrem Amtsantritt im Jahre 2005. In den vergangenen zehn Jahren sei viel erreicht worden. Unter anderen hätten ein Dutzend verbindliche Lernentwicklungsgespräche stattgefunden, was im Land einmalig sei.

Derzeit habe Schenkenzell noch vier Grundschulklassen. Ab 2017 werde es erstmals eine und ab 2019 zwei jahrgangsübergreifende Klassen, also nur noch zwei Schulklassen geben. Das bedeute automatisch nur noch zwei Lehrer. Außerdem werde sie 2017 in Pension gehen. Da bereits große Schulen händeringend nach Rektoren suchten, werde eine Mini-Schule wie in Schenkenzell Probleme bekommen. Sie bezweifle, ob ihre Stelle noch einmal ausgeschrieben werde. Eine solche Schule werde dann von einer benachbarten Kommune als Außenstelle verwaltet. Die Qualität am Standort Freibad/Kaibach sei zweifelsohne sehr hoch.

Auch für die Lehrkräfte seien die Arbeitsbedingungen viel besser. "Trotz aller Wehmut ermuntere ich sie, nach vorne zu blicken. Die Chance, mit zwei Klassen einen Neubeginn zu starten, ist immer besser als Anhängsel zu sein. Es wird im Leben immer Veränderungen geben", bat die Rektorin um Verständnis.

Schenkenzell (lh). Die Befürworter für den Erhalt der Grundschule in Schenkenzell haben gute Vorarbeit geleistet. Bei der Infoveranstaltung in der Festhalle übergab Elternbeirat Volker Mäntele eine Liste von rund 150 Unterschriften an Bürgermeister Thomas Schenk.

In der trotz der Brisanz des Themas sachlichen Diskussionsrunde trauten sich aber auch solche zu Wort, die eine Zukunft als gemeinsamer Schulträger mit Schiltach sehen.

Katrin Kilguß lobte Verwaltung und Gemeinderat für den anberaumten Termin. Sie habe herausgefunden, dass der Slogan "kurze Beine, kurze Wege" immer noch gelte. Obwohl sie wisse, dass die Kinder aus Kaltbrunn den Bus bräuchten, sollte der Weg zu Fuß gefördert werden. Sie finde es ungemein wertvoll, wenn Kindergartenkinder die Grundschule als Vorschulkinder erleben dürfen. Dies fehle, wenn die Schüler nach Schiltach gefahren werden, wie auch die Verzahnung zur Kirche. Die aktuellen Schülerzahlen belegten ihrer Meinung nach nicht, dass die Grundschule Schenkenzell gefährdet sei. Das bisherige Konzept habe bisher deshalb so gut gelebt, weil es eine kleine Schule sei, argumentierte Kilguß.

Thomas Armbruster wollte vom Bürgermeister wissen, welche Vorteile sich die Gemeinde mit Schiltach als gemeinsamer Schulträger erhoffe und Bernd Oestreich hakte nach, inwieweit Geld bei der Entscheidung eine Rolle spiele. Schenk sagte, die Hände in den Schoß zu legen und drei Jahre abwarten, finde er nicht gut. Da es in Schiltach Veränderungen gebe, seien Überlegungen an eine gemeinsame Schule entstanden. Betreuung, Schulleitung und Unterricht seien dort besser. Finanziell werde die Gemeinde so gut wie nichts einsparen, versicherte der Bürgermeister.

Christine Heinzelmann beklagte, sie vermisse eine Intension, wie die Schule gehalten werden könne und Karin Weißer tadelte, dass nur deshalb über die Grundschule in Schenkenzell diskutiert werde, weil Schiltach ihre in der Ortsmitte aufgebe. Vielmehr sollte versucht werden, wie es in Schenkenzell weitergehen könne. Auch Silke Grummt-Dieterle animierte dazu, die Grundschule nicht kampflos aufzugeben.

Sandra Lehmann sah es hingegen wie die Rektorin. Sie lobte die Offenheit der Verwaltung und wie man sehe, ergäben sich Spielräume. Die Vorstellung, so Tanja Göhring, die Grundschule zu schließen sei furchtbar. Aber es müsse in die Zukunft geblickt werden. In vier Jahren nur noch zwei Klassen und zwei Lehrer zu haben, finde sie bedenklich. Es sei besser, jetzt schon mit Schiltach zusammenzuarbeiten.

Trudpert Schmid erinnerte an das Jahr 1973, als die Witticher Schüler nach Schließung der Schule nach Schenkenzell mussten. Das sei nicht gerne geschehen und doch habe es funktioniert, wusste er. Auf Anfrage von Ralf Jehle verriet der Bürgermeister, eine gemeinsame Grundschule mit Schiltach könne frühestens im Sommer 2016 in Betrieb gehen. Diese Entscheidung stehe aber nicht an. Wichtig sei, frühzeitig darüber zu reden.

Stefan Müller malte bei der schrittweisen Aufgabe der Eigenständigkeit bereits das Horrorszenario aus, wenn am 1. Mai die Schiltacher Fahne auf der Schenkenburg weht. Schenk beteuerte, daran gebe es überhaupt keine Gedanken.

Rat Werner Kaufmann betonte, der Gemeinderat habe nicht nur Eltern, sondern alle Bürger zu vertreten. Ihm missfalle der Eindruck der Versammelten, es sei schon alles entschieden. Das Ratsgremium bestehe aus zehn Räten und dem Bürgermeister. Dies sei die richtige Anlaufstelle, um Fragen zu stellen und Auskünfte zu bekommen. Bis eine Entscheidung für den Erhalt oder die Schließung der Grundschule falle, werde man sich noch häufig treffen müssen, versprach Kaufmann.